Helmuth Rilling. Foto: dpa

Das 18. Musikfest Stuttgart wird das letzte des Dirigenten Helmuth Rilling sein – ein Gespräch.

Stuttgart – Das 18. Musikfest Stuttgart wird das letzte des Dirigenten Helmuth Rilling sein: Ab März 2013 wird sein Nachfolger Hans-Christoph Rademann aus Dresden das Profil der Bachakademie und des Festivals prägen.

Herr Rilling, gerade kommen Sie aus Hongkong zurück. Sie haben noch bewundernswert viel Kraft. Und das, obwohl Sie 2013 schon 80 werden – und obwohl Sie weiterhin rauchen.
Was heißt hier „obwohl“? Das Rauchen reinigt mich.

In welcher Funktion nehmen Sie am Musikfest 2012 teil? Als künstlerischer Leiter haben Sie doch eigentlich abgedankt.
Ach, das versteht niemand. Und ich selbst versuche das alles hinter mir zu lassen. Aber ich fühle mich jetzt noch für alles verantwortlich, was hier musikalisch läuft.

Sie werden also auch in den kommenden Wochen ab und zu im Publikum sitzen.
Ja, wahrscheinlich schon.

Bei diesem Musikfest sind Sie noch sehr aktiv: Sie dirigieren Mendelssohns „Paulus“, Bachs h-Moll-Messe und vier Gesprächskonzerte mit Bach-Kantaten.
Ja, wir sind mitten in den Proben für die „Paulus“-Aufführung am Sonntag. Es ist für mich eine große Freude, mit den bewährten Ensembles und Solisten zu proben, die die Probenarbeit mit viel Enthusiasmus angehen. In der zweiten Musikfest-Woche beschäftigen wir uns dann mit vier Bach-Kantaten, die für mich zu Bachs besten zählen. Ich habe sie ausgewählt, weil sie in besonderer Weise zum Thema Glaube Stellung nehmen und weil sie außerdem Bachs Glauben aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchten. Sie sind mit einem Vokalkurs verbunden.

Haben diese Stücke auch etwas mit Ihrem Abschied zu tun?
Nein, das Thema setzt sich ja noch einmal bei der Bachwoche im März 2013 fort, da wird es auch in vier Gesprächskonzerten und in einer Gesamtaufführung um die Matthäuspassion gehen. Diese Art des Musizierens werde ich außerdem weiter betreiben.

Wird es beim Musikfest 2013 noch einen Auftritt von Ihnen geben?
Es soll am Anfang eine Art Übergabe stattfinden: mit einem Konzert, in dem erst ich dirigiere und dann Herr Rademann. Danach hat man mich gefragt, ich habe lange überlegt und dann zugesagt.

Wissen Sie von Plänen der Bachakademie, Sie zukünftig als Gast- oder Ehrendirigent zu verpflichten?
Bislang nicht.

Die Trilogie Glaube – Hoffnung – Liebe wird unvollendet bleiben.
So höre ich.

Welche Entwicklung für die Bachakademie würden Sie sich wünschen?
Ich wünsche mir für die Bachakademie die Fortsetzung der künstlerischen Erfolge. Es erscheint mir wichtig, dass weiterhin junge Menschen erreicht werden. Sicherlich wird Herr Rademann neue Akzente in der Bachpflege setzen.