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Die Stadtverwaltung verspricht: Der Sichtbeton der neuen Bücherei erhält eine Aufhellung.

Stuttgart - Die neue Bibliothek auf dem Stuttgart-21-Gelände beim Bahnhof soll ein freundlicheres Erscheinungsbild bekommen. Am Dienstag kündigte die Stadtverwaltung an, dass der Sichtbeton der Fassaden durch einen Anstrich heller werden soll. Eigentlich wolle man den Anstrich beim Sichtbeton ja vermeiden, räumte Technik-Bürgermeister Dirk Thürnau im Gemeinderatsausschuss für Umwelt und Technik ein, "aber wir sehen auch, dass man etwas machen muss" - und das gehe mit der Beimischung von Farbe zum Beton jetzt nicht mehr.

Die Verwaltung will in absehbarer Zeit an den Bücherei-Fassaden Versuchsfelder mit unterschiedlichen Farbtönen anlegen lassen und den Stadträten die Auswahl ermöglichen. Das kündigte Thürnau an, nachdem die Berichterstattung unserer Zeitung die CDU zu einem Antrag veranlasst hatte. Erklärtes Ziel der Fraktion ist es, dass der Würfelbau heller und freundlicher in Erscheinung tritt. "Viele Bürger empfinden ihn als abweisend - und diese Kritik teilen wir", erklärte Philipp Hill. Konzeption und Innenarchitektur würden darauf hindeuten, dass die Stuttgarter ein Juwel erhalten - das müsse im äußeren Erscheinungsbild eine Entsprechung finden.

Das Verfahren, wie man das Erscheinungsbild verbessern werde, sei noch nicht ausgewählt, erklärte der Leiter des städtischen Hochbauamts. Möglicherweise werde man sich für eine Lasur entscheiden. Im Moment sei die Bibliothek noch im Rohbau, das Stadium der Bauabnahme nicht erreicht.

Bereits am Montagabend hatte Ingrid Bussmann, Direktorin der Stadtbücherei, das umstrittene Erscheinungsbild des Bibliothekswürfels verteidigt. "Wir sollten uns auf die Architektur und die Philosophie, die dahinter steht, einlassen", sagte sie im Bezirksbeirat Nord. Der Planer Eun Young Yi setze eben auf eine Architektur der Ruhe und Klarheit.

Diese werde auch im sogenannten Herz der neuen Bibliothek deutlich. In dem vier Stockwerke hohen und nur mit einem kleinen Wasserspiel ausgestatteten Raum sollen Besucher Entschleunigung erfahren und Konzentration finden. "Das Herz wird sicher ebenfalls Diskussionen in der Stadt auslösen", befürchtet Bussmann. Letztlich werde die Bibliothek aber "zu einem kleinen Paradies für Stuttgart".

Aus den Reihen der Bezirksbeiräte kam die Anregung, die Haltestelle der künftigen Stadtbahnlinie U12 unter dem Gebäude in "Bibliothek" umzubenennen. Bisher ist der Name "Budapester Platz" vorgesehen. Eine große Buchskulptur auf dem Dach könne den Betonwürfel auch als Bibliothek kennzeichnen, meinte zudem eine Beirätin.