Helge Schneider ist am Mittwochabend im Beethovensaal aufgetreten. Foto: LICHTGUT/Max Kovalenko

Der große Jazzer und Komiker Helge Schneider hat im nahezu ausverkauften Beethovensaal sein neues Album vorgestellt.

Helge Schneider ist „Der letzte Torero“ – denn so heißt sein neuestes Album. Darauf sind acht Stücke, und fast alle gehören sie zum Programm, am Mittwochabend in der Liederhalle. Helge trägt einen rosaroten Strampelanzug, der obenhin zur schmucken Jacke wird, mit Goldborten und sehr großen Schulterstücken. Von Stuttgart hörte er zum ersten Mal als er drei Jahre alt war. Er wollte hin, er traute sich nicht, nun ist er da, wie immer um die Faschingszeit. Der Beethovensaal ist nahezu ausverkauft, weit mehr als 1000 Menschen bekommen Lachfalten, wenn Helge Schneider mit der einen Hand groben Unfug macht und mit der anderen ein wenig seltsam aber äußerst elegant auf seinem Flügel spielt.

Im August wird er seinen 68. Geburtstag feiern. Rund 30 Jahre sind vergangen, seitdem Helge Schneider berühmt wurde, mit dem Katzenklo, das es auch gibt, am Mittwoch. Schneider tanzt spielend ums Vibraphon, bedient Saxofon, Trompete, legt die Panflöte wieder hin. Zu seiner Band gehört der wunderbare Gitarrist Sandro Giampetro, ein nicht minder famoser Schlagzeuger, mit dem er sich duelliert, und ein verwegen ausschauender Bassist. Sergej Gleithmann, langbärtiges Maskottchen seiner Band, ist auch da. Ganz zu Beginn des Abends streckt er kurz den Kopf durch den roten Vorhang, später marschiert er auf, rollt seine Yogamatte auf der Bühne aus, zeigt sich ungemein gelenkig und gibt ein virtuoses Solo auf der Violine, für das er rauschenden Applaus erhält.

Als Zugabe setzt sich Helge Schneider nochmal ans Klavier

Ein paar Tage erst sind vergangen, da äußerte sich Helge Schneider in einer Talkshow zum Thema der kulturellen Aneignung. Er wäre nicht Helge Schneider, verlöre er nun, in seinem Konzert, auch nur ein Wort darüber. Die Lieder, die er selbst nicht schrieb, hat er überall geklaut - bei Carl Perkins oder Mozart, bei Helga Feddersen, Duke Ellington oder Richard Kleiderschrank, mit Hingabe, Witz und viel Gefühl. Und manchmal klauten die schon anderswo. Was soll’s.

Nach zwei lässig funkelnden Stunden findet Helge Schneider noch einmal den Weg auf die Bühne, alleine, wirkt dabei fast ein wenig zerstreut. „Du geile Sau!“, brüllt einer in der hintersten Reihe. „Ja, ich weiß“, sagt Helge, nickt versonnen, setzt sich ans Klavier und spielt noch eine Weile. Er erzählt auch von der Familie Bach, die nach Frankreich fuhr, um Suiten zu besichtigen. Dann ist er müde, dann geht er heim. Er lacht noch einmal, er winkt, und alle jubeln.