Stadt und Wald stecken voller Kleindenkmäler. Nun sollen Bürger mithelfen, möglichst viele im gesamten Stadtgebiet zu erfassen.
Stuttgarter Norden - Heimatforscher Winfried Schweikart ist seit mehr als 15 Jahren auf der Suche nach Kleindenkmalen in Zuffenhausen und der Nachbarschaft. Er kennt viele dieser Zeugen aus vergangenen Zeiten, aber längst nicht alle. Umso mehr freut es ihn, dass der Verschönerungsverein Stuttgart mit dem Landesamt für Denkmalpflege vereinbart hat, die Erfassung aller Kleindenkmale im Stadtgebiet zu organisieren. Dazu sucht der Verein noch weitere ehrenamtliche Helfer, die Kleindenkmale aufspüren und dokumentieren. Eine Auftaktveranstaltung ist für Ende Februar im Stuttgarter Rathaus vorgesehen.
Doch was sind Kleindenkmale überhaupt? „Der Begriff ist nicht genau definiert“, sagt Schweikart. „In der Regel sind es ortsfeste, frei stehende, kleine, von Menschenhand geschaffene Gebilde aus Metall oder Holz, die einem bestimmten Zweck dienen oder an eine Begebenheit oder Person erinnern.“ Das könnten zum Beispiel Grenzsteine sein, wie sie häufig in Wäldern zu finden sind. „Der älteste in Zuffenhausen steht im Wald an der Grenzstraße und stammt aus dem Jahre 1682, er trennt noch heute die Markung zwischen Feuerbach und Zuffenhausen.“ Als weitere Beispiele nennt der Heimatforscher: den alten Kanaldeckel mit der Prägung „1884“, der in der Ludwigsburger Straße verlegt ist. Die Ruhbänke, so genannte Gruhen, die zum Absetzen von Tragekörben dienten und die an der Hohewartstraße in Feuerbach stehen. Die Hundsbrunzer genannten Steine an Hauswänden, die dazu dienten, die Räder der Karren abzuweisen, damit die nicht die Gebäude beschädigen. Für bemerkenswert hält er auch die Metallrosetten an den Hauswänden entlang der ehemaligen Straßenbahnlinie in Zuffenhausen. „Die Halterungen sind schön gestaltet, und sie haben Haken, an denen die Halterungen für Stromleitungen fixiert waren.“ Auch Schilder und Gedenktafeln zählt Schweikart zu den Kleindenkmalen. Etwa der Gedenkstein am Feuerbach, der auf die „Feuerbachverbesserung“ hinweist, die unternommen wurde, um den Ort vor Hochwasser zu schützen.
Bei der Erfassung spielten die kunstgeschichtliche Bedeutung und Zeitstellung keine Rolle: „Die Denkmale müssen nicht zwingend sehr alt sein“, erklärt Schweikart. Er ist überzeugt: „Es gibt noch viele Kleindenkmale in Stuttgart, die nicht erfasst sind und die es zu entdecken gilt.“ Der Zuffenhäuser hofft, dass sich möglichst viele Bürger an der Erfassungsaktion im gesamten Stadtgebiet beteiligen und so mithelfen, das Wissen der älteren Generationen zu bewahren. „Wenn man die Kleindenkmale dokumentiert, trägt das auch mit dazu bei, sie ins Bewusstsein zu rücken und ihren Schutz und ihre Pflege zu erreichen.“ Und nicht zuletzt habe das Suchen und Finden der Gegenstände auch eine spannende Komponente. „Es ist ein kleines Abenteuer, sich auf die Suche zu machen und es macht Spaß, etwas über die Hintergründe der Dinge herauszufinden“, sagt der Heimatforscher: „So erweitert man seinen geistigen Horizont und bleibt außerdem fit – denn man muss ja immer auch irgendwo hinlaufen!“
Wer sich an der Erfassung der Kleindenkmale beteiligen möchte, sollte die Auftaktveranstaltung am 27. Februar um 18 Uhr im Stuttgarter Rathaus besuchen.