In einer Vorstadt Colombos versuchen Einwohner, sich nach sintflutartigen Regenfällen in Sicherheit zu bringen. Foto: EPA

Die Björn-Steiger-Stiftung betreibt im Überschwemmungsgebiet in Sri Lanka eine Trinkwasseranlage. Außerdem werden weitergehende Konzepte erstellt, um den Opfern der gravierendsten Überschwemmung auf der Insel seit 24 Jahren helfen zu können.

Winnenden - Zur rechten Zeit am rechten Ort – das kann man von Spezialisten der Björn-Steiger-Stiftung aus Winnenden sagen, die just auf Sri Lanka waren, als sich dort vor rund zwei Wochen die schlimmsten Überschwemmungen seit 24 Jahren ereigneten. Nach heftigen Regenfällen kam es zu Überflutungen in der Hauptstadt Colombo und deren Hinterland. Eine Schlammlawine riss ein komplettes Dorf weg. „Die Zahl der Toten wird aktuell mit 102 angegeben. Weitere rund 300 Personen werden vermisst“, teilt Pierre-Enric Steiger mit, der Präsident der Stiftung, der sich zurzeit im Katastrophengebiet aufhält. „Wir sind von der Regierung Sri Lankas damit beauftragt worden, ein komplettes Rettungswesen zu organisieren und haben deshalb eine Niederlassung in Colombo. Als das Unglück geschah, wurden wir um Hilfe gebeten“, berichtet Steiger.

Trinkwasser für 50 000 Menschen

Nach einer Lageerkundung reiste Steiger zurück nach Winnenden und organisierte die ersten Schritte für Hilfsmaßnahmen. Vor allem sauberes Trinkwasser wird vor Ort dringend benötigt. „Allein im Distrikt Kegllal sind infolge des Hochwassers 3600 Trinkbrunnen für die Bevölkerung durch Öl, Benzin sowie Müll und Fäkalien kontaminiert. Die Trinkwasserversorgung für mehr als 500 000 in der Region lebende Menschen ist derzeit völlig zusammengebrochen“, so Pierre-Enric Steiger.

Zusammen mit der bayerischen Hilfsorganisation Navis und der Firma Future-Tech, einem Tochter-Unternehmen des Winnender Reinigungsgeräteherstellers Kärcher, organisierte er in kürzester Zeit eine Trinkwasseraufbereitungsanlage samt Personal für den Einsatz. Die Bundesregierung habe zudem inzwischen eine Million Euro an Soforthilfe zur Verfügung gestellt.

Am Sonntag trafen schließlich fünf Tonnen Hilfsmaterial, ein Ärzteteam sowie die Trinkwasseranlage mit den Spezialtechnikern auf Sri Lanka ein. Der Transport in das Krisengebiet habe sich noch schwieriger erwiesen als befürchtet, teilte Steiger von dort aus mit. Doch nun sei die Anlage in Betrieb, die 100 000 Liter Wasser pro Tag aufbereiten könne und somit für 50 000 Menschen in dem Gebiet für den lebenswichtigen Nachschub sorge.

Das Ärzteteam unterstützt zudem den medizinischen Leitungsstab des Gesundheitsministeriums in Colombo. Geleitet wird es von dem renommierten Mediziner Professor Bernd Domres, der auch medizinischer Leiter der Björn-Steiger-Stiftung ist. Domres soll nun vor Ort feststellen, welche weiteren Hilfsmaßnahmen notwendig sind. „Wenn nötig, werden wir mit einem kompletten Feldlazarett in den Einsatz gehen“, sagte Pierre-Enric Steiger vor der Abreise nach Sri Lanka.

Zurzeit sind die Spezialisten der Stiftung die einzigen Helfer aus Deutschland

Die Trinkwasseranlage soll auf jeden Fall die nächsten drei Monate in Betrieb bleiben. Bisher sei das Hilfsteam das einzige aus Deutschland, das sich auf Sri Lanka um die Opfer der Überschwemmung kümmere. „Aus Europa schickte ansonsten nur Dänemark über das Technische Hilfswerk Unterstützung nach Sri Lanka.“ Hauptsächlich aus asiatischen Ländern wie Indien und Pakistan seien Helfer auf die Insel gekommen.

Die Björn-Steiger-Stiftung ist zurzeit in mehreren asiatischen Ländern im Begriff, moderne Rettungsdienste nach deutschem System aufzubauen. Neben Sri Lanka ist die Volksrepublik China im Gespräch.