Schlagerkönigin Helene Fischer hat sich in München auf der Bühne zurückgemeldet. Foto: dpa/Angelika Warmuth

130.000 Fans feierten Helene Fischer am Samstag bei strömendem Regen in München. Es war ihr einziges Konzert in Deutschland.

Über Wochen und Monate gab es kaum Regen in München. Und ausgerechnet als Schlagerstar Helene Fischer am Samstagabend zum spektakulären Open-Air lädt, schüttet es über dem Münchner Messegelände wie aus Kübeln. Doch die 130.000 Fans lassen sich die Laune nicht verderben. Als die Sängerin auf der riesigen Bühne auftaucht, ist der Jubel groß und sogar die Sonne zeigt sich noch für einige Augenblicke. „Ich hab’ gedacht mein Herz zerspringt in 1000 Teile“, sagte Helene Fischer angesichts der Menschenmasse. „Das ist das, was ich so lange vermisst habe.“ Es ist der erste große Live-Auftritt der 38-Jährigen nach einer Pause.

Die Corona-Pandemie hatte der ursprünglichen Planung einen Strich durch die Rechnung gemacht – das lange geplante Open-Air musste verschoben werden. Die Dimensionen nun sind riesig: eine 150 Meter lange Bühne, Dutzende Kameras und 5000 Helfer. Ein Verkehrskonzept soll Chaos verhindern. Doch Gedränge und Wartezeiten an den U-Bahnen und Parkhäusern lassen sich bei der Menschenmenge trotzdem nicht vermeiden. Die Autokennzeichen zeigen: Die Besucher sind aus der gesamten Bundesrepublik angereist.

Helene Fischer polarisiert

Und die Fans werden nicht enttäuscht. Die Show startet mit der überraschenden Anmoderation durch ihren früheren Lebensgefährten und Schlager-Star Florian Silbereisen. Danach heizt die Helene Fischer kräftig ein. Los geht es mit Songs wie „Genau dieses Gefühl“, „Liebe ist ein Tanz“ und „Fehlerfrei“ - obwohl sie „nichts mehr gewohnt“ ist, wie sie zwischendurch schwer schnaufend sagt. An Seilen schwebt sie in mehreren Metern Höhe über dem Publikum. Mehrmals wechselt sie ihr Outfit - vom geschnürten Fransenkleid zum schwarzen Body mit schwarzer Hose bis zum knallroten und hautengen Anzug.

Helene Fischer polarisiert wie wohl nur wenige Künstler hierzulande. Doch ob man nun Fan oder Kritiker ist: Ein Phänomen ist die Sängerin allemal und sie schafft es, Menschen aus allen Altersgruppen zusammenzubringen. Familien, Senioren, Teenager sind da.

Der Regen lässt mit der Zeit nach – doch die Fans sind längst pitschnass. In den Schuhen steht das Wasser. Bei den Regenmassen helfen auch Regencapes kaum. Sie kleben an der Kleidung. Bei vielen Fans schimmern Shirts mit Helene-Schriftzug durch die dünnen Plastikponchos.

Nachdenkliche Momente auf der Bühne

Helene Fischer sagt, nach der langen Corona-Pause das Leben wieder feiern und ihr Album vorstellen zu wollen. Das sei für sie mit vielen Emotionen verbunden, auch angesichts ihrer „neuen Situation“. Denn: „Ich bin Mama geworden.“

Umso mehr mache sie sich Sorgen um die Zukunft, erzählt sie und beschert den Zuschauern ein paar ruhige Momente: Es wünschten sich doch alle nichts anderes als Gerechtigkeit, Liebe und Frieden, sagt sie mit Blick auf diesen „auch für mich unerklärlichen Krieg“ - obwohl sie sich ja eigentlich fast nie zu politischen Themen äußere. Das Lied „Wann wachen wir auf“ spiegele ihre Gedanken dazu: „Lass uns wieder mit unseren Herzen schau’n“ und „Lass uns aus alle den Mauern Brücken bau’n“, heißt es da.

Aus ihrem neuen Album performt die Sängerin unter anderem auch den Titelsong „Rausch“ und „Vamos A Marte“, die ihrem „Seelenverwandten“ gewidmete Ballade „Hand in Hand“ und das Abschiedslied „Luftballon“. Als sie um kurz nach 22 Uhr ihren bekanntesten Hit „Atemlos durch die Nacht“ singt, strömen allerdings schon zahlreiche Zuschauer vom Messegelände in Richtung U-Bahn-Station und Parkhaus.

Als Rausschmeißer hat Helene Fischer den Feiersong „Null auf 100“ aufgehoben: Auf den Tribünen und in der Arena leuchten Tausende Handylichter. Textsicher singen die Zuschauer mit: „Eines Tages werden wir sagen: Du und ich, wir war’n dabei (...) Und werden uns erinnern, denn das hier ist groß.“