Das in diesem Sommer auf dem Böblinger Flugfeld von der Agentur Heldenreich veranstaltete Holi-Festival war der Anfang vom Ende der Stuttgarter Eventagentur von Daniel und Oliver Rosner. Foto: 7aktuell/ Gruber

Die beiden Geschäftsführer der Stuttgarter Agentur Heldenreich, sind ins Fadenkreuz der Ermittlungsbehörden geraten. Gegen sie liegen mehrere Anzeigen wegen Betrugs und Insolvenzverschleppung vor. Der Schaden soll in die Hunderttausende gehen.

Stuttgart - „In unserer Brutstätte schaffen wir starke Momente. Bleibende Eindrücke, die Spuren hinterlassen“, lautet ein Slogan auf der nach wie vor abrufbaren Internetseite der 2015 gegründeten Eventagentur Heldenreich. Die beiden Geschäftsführer der inzwischen insolventen Heldenreich – Starke Momente GmbH, haben mit Heldenreich fraglos bleibende Spuren hinterlassen. Zuletzt blieben vor allem viele Rechnungen unbezahlt. Das könnte bald ein juristisches Nachspiel haben. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart hat, wie Sprecher Jan Holzner bestätigt, Ermittlungen gegen beiden Geschäftsführer eingeleitet. Ihnen wird Betrug und Insolvenzverschleppung vorgeworfen. Der Stuttgarter Staatsanwaltschaft liegen laut Holzner inzwischen etwa zehn Anzeigen vor, der Schaden soll in die Hundertausende gehen. „Die Ermittlungen dauern an“, so die Staatsanwaltschaft gegenüber unserer Zeitung.

Vorwurf: Agenturinhaber sollen Insolvenz verschleppt haben

Mehrere ehemalige Geschäftspartner werfen den Heldenreich-Machern vor, dass sie Rechnungen mit einem mittleren bis hohen sechsstelligen Gesamtvolumen – teils soll es um sechsstellige Einzelbeträge gehen – nicht beglichen, die Zahlungsunfähigkeit verschleiert haben sollen. Laut dem vom Amtsgericht Stuttgart bestellten Insolvenzverwalter Oliver Kirschnek liegen Forderungen von rund 150 Gläubigern vor. Neben Handwerkern und Dienstleistern gehören auch der VVS Stuttgart und das Congress Center Böblingen Sindelfingen (CCBS) zu den Gläubigern. Was einige Gläubiger wütend macht: Während sie auf Geld der als GmbH firmierenden Agentur warten, betreiben die beiden Heldenreich-Chefs inzwischen ein Café in der Rechtsform einer GbR. Der Vorwurf der Gläubiger: Die beiden Männer hätten Geld aus der Agentur gezogen und damit das Café finanziert.

Die Agentur und das Café hätten nichts miteinander zu tun, erklärt indes einer der beschuldigten Geschäftsführer – auch wenn sie dieselben Chefs seien. Mit dem Aufbau des Cafés habe man schon Ende 2016 begonnen – da habe man die Insolvenz nicht absehen können. „Und was wir privat mit unserem in der Agentur verdienten Geld machen, ist unsere Sache“, sagt einer der beiden Geschäftsführer.

Am 7. September Insolvenzantrag beim Amtsgericht eingereicht

Am 7. September hatten er und sein Kompagnon einen Antrag auf Insolvenz gestellt. Rechtsanwalt Kirschnek wurde daraufhin Mitte September vom Amtsgericht Stuttgart als Insolvenzverwalter bestellt, einen Monat später das Insolvenzverfahren „wegen Zahlungsunfähigkeit“ eröffnet. Die Gläubiger unterstellen den beschuldigten Chefs, bewusst nicht gezahlt zu haben. Laut einem Heldenreich-Geschäftsführer soll indessen allein ein Kunde für die Zahlungsunfähigkeit verantwortlich sein. Der namhafte Automobilzulieferer habe die Rechnung für einen Firmen-Großevent nicht in vereinbarter Höhe beglichen.

Das bestätigt das Unternehmen. Weder zur Summe, um die es geht, noch zu den Gründen will man sich dort aber äußern. Nach Informationen unserer Zeitung musste ein von Heldenreich für den Automobilzulieferer organisierter Event aber am Tag der Veranstaltung kurzfristig verlegt werden, da es Probleme mit dem Veranstaltungsort gab. Ein Sprecher der Stadt Stuttgart bestätigte, dass die Nutzung des dafür speziell errichteten Veranstaltungsorts wegen Sicherheitsbedenken von der Landeshauptstadt untersagt worden war. In der Folge kürzte der Auftraggeber die Rechnung.

Beleg für Zahlung übermittelt – aber das Geld floss offenbar nicht

Gar nicht gezahlt hatte Heldenreich indes offenbar die vereinbarte Vorauszahlung für das Holi-Festival, das am 15. Juli in Böblingen auf dem Flugfeld stattfand und von der Agentur organisiert worden war. In der Folge dieser Veranstaltung blieben viele Rechnungen von Geschäftspartnern offen. Auch die des CCBS. Was nicht zuletzt CCBS-Geschäftsführer Georg Sommer maßlos ärgert: Die Veranstalter hatten den Anschein erweckt, den vereinbarten Betrag gezahlt zu haben. „Man hatte uns einen entsprechenden Beleg übermittelt“, sagt Sommer. Das Geld sei aber nicht geflossen. Ein solches Verhalten habe er zuvor „noch nie“ erlebt.

Dabei sei der Start der gemeinsamen Geschäftsbeziehung 2016 mit dem Street-Food-Markt Gaumenfreude gut gewesen. Man hatte daher weitere Veranstaltungen geplant. Darunter auch die Dog-Hundemesse Stuttgart, die am 2. und 3. Dezember in der Böblinger Kongresshalle hätte stattfinden sollen. In ganz Deutschland wurden neben Street-Food-Märkten seit 2016 Dog-Hundemessen organisiert. Auch in Mannheim war eine solche geplant. Diese Dog-Messe wird es aber ebenfalls nicht geben. Schon bei der Erstauflage gab es laut Insidern einige Unstimmigkeiten mit Ausstellern. Dennoch sollte es eine Neuauflage geben. Eine Verlegerin bereitete sich noch bis vor kurzem auf ihren Messe-Auftritt in der Maimarkt-Halle vor. „Wir haben nichts von einer Absage erfahren“, sagt sie. Sie wollte mit ihren Büchern zum Umgang mit Hunden auf der Dog-Messe dabei sein. Den letzten Kontakt zur Agentur hatte sie im Juli gehabt. Dann herrschte Funkstille.

Erste Gläubigerversammlung am 17. Januar 2018

Einer der beiden beschuldigten Geschäftsführer sieht die Zahlen, die von Gläubigern als Forderungen genannt werden, „völlig aus der Luft gegriffen – überzogen“. Es gehe nicht um Beträge im oberen sechsstelligen Bereich. Die Auftragsbücher der Agentur seien stets voll gewesen.

Dass die im Raum stehenden Gläubigerforderungen voll erfüllt werden können, daran hat Insolvenzverwalter Kirschnek seine Zweifel. Der Heldenreich-Geschäftsbetrieb wurde mit Eröffnung des Verfahrens Mitte September eingestellt, alle Mitarbeiter der Agentur hatten da schon ihre Kündigung. Zuletzt wurde das Inventar des Heldenreich-Sitzes in der Straße Renzwiesen veräußert, die Räumlichkeiten dem Vermieter im Dezember zur Neuvermietung übergeben.

Die Heldenreich- Spuren werden nun wohl verblassen. Mit was die Gläubiger noch rechnen können, werden sie möglicherweise am 17. Januar 2018 im Stuttgarter Amtsgericht bei der ersten Gläubigerversammlung mit dem Insolvenzverwalter Kirschnek erfahren.