Urlaub auf Kreta, um Heizkosten zu sparen. Damit lockt Griechenland Touristen an. Foto: gab

Der griechische Tourismusminister wirbt um deutsche Rentner: Sie können Heizkosten sparen, wenn sie den Winter in Griechenland verbringen. Auf das Land warten dadurch Milliardeneinnahmen.

Es ist eine Prognose, die viele schon jetzt frösteln lässt, trotz Hitzewelle: Der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, erwartet für das kommende Jahr eine Verdreifachung der Gaspreise für die Verbraucher, wie Müller den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) sagte. Er rät dazu, schon jetzt jeden Monat etwas Geld zurückzulegen, etwa auf ein Sonderkonto.

Man kann aber vor den explodierenden Energiekosten auch in wärmere Gefilde fliehen: Die sprichwörtliche griechische Gastfreundschaft, hochwertige Dienstleistungen und ein mildes Klima – so preist Griechenlands Tourismusminister Kikilias jetzt in der Bild-Zeitung die Vorzüge seines Landes an. „Wir werden hier auf Sie warten“, sagte der Minister dem Boulevardblatt. Das Angebot richtet sich vor allem an Rentnerinnen und Rentner.

300 Sonnentag auf Kreta

Auch Panagiotis Simandirakis, der Bürgermeister der malerischen Hafenstadt Chania auf Kreta, wirbt um Langzeit-Touristen. Kreta sei besonders gut geeignet, um die Energiekrise zu überstehen. Hier brauche man keine Heizung, sagt Bürgermeister Simandirakis. Tatsächlich lockt Kreta, Griechenlands größte und südlichste Insel, mit durchschnittlich 300 Sonnentagen im Jahr. Ganz ohne Heizung geht es allerdings auch hier nicht. Im Dezember, statistisch der kälteste Monat des Jahres, fallen die mittleren Tageshöchsttemperaturen auf sechs Grad, die Tiefstwerte liegen nur bei zwei Grad.

Wie alle griechischen Inseln außer Euböa ist auch Kreta nicht ans Erdgasnetz angeschlossen. Geheizt wird deshalb überwiegend elektrisch oder mit Heizöl. Viele Wohnungen haben auch einen Kamin. Damit kann man die kühlen Abende im Herbst und Winter gut überbrücken. Der Winter ist ohnehin kurz. Im November fällt das Thermometer selten unter zehn Grad, und ab Januar steigt die Durchschnittstemperatur bereits wieder auf 15 Grad. Wohnungen werden in Städten wie Chania, Heraklion oder Rethymnon zu Mieten von durchschnittlich sieben bis neun Euro pro Quadratmeter angeboten. Außerhalb der Städte liegen die Mieten niedriger. Viele Wohnungsbesitzer zögern allerdings, nur wenige Monate zu vermieten.

5 Milliarden Euro durch Rentner

Die Alternative sind Kurzzeit-Vermietungen auf Portalen wie Airbnb oder Booking.com. Für die werden allerdings deutlich höhere Quadratmeterpreise verlangt. Die Lebenshaltungskosten sind in Griechenland vor allem in ländlichen Gebieten günstiger als in Deutschland. Premierminister Kyriakos Mitsotakis positioniert sein Land zudem als Rentnerparadies. Er will Pensionäre aus dem kühlen Norden dazu bewegen, dauerhaft nach Hellas umzusiedeln.

Wer als Rentnerin oder Rentner seinen Steuerwohnsitz nach Griechenland verlegt, zahlt dort nur sieben Prozent Einkommensteuer. „Die Flatrate wird auf die gesamten im Ausland erzielten Einkünfte des Rentners erhoben und gilt für 15 Jahre“, erläutert Dirk Reinhardt, Partner in der Athener Anwaltsfirma MStR Law. Die Kanzlei berät ausländische Ruheständler bei der Verlegung ihres Steuerdomizils nach Griechenland. Trotz der niedrigen Renten-Flatrate soll sich das Modell für den griechischen Fiskus lohnen. Nach einer Studie der Athener Denkfabrik DiaNEOsis könnte Griechenland mit der Ansiedlung ausländischer Senioren jährlich bis zu fünf Milliarden Euro erwirtschaften.