Bettina Bowitz hat einen Überblick über ihre Energie, wenn sie aufs Handy schaut. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Weil Gas für sie keine Lösung mehr ist, hat Bettina Bowitz aus Stuttgart nun eine Wärmepumpe. Technisch interessiert sie das nicht bis ins Detail, ihr geht es ums große Ganze.

Man bekommt zurzeit keine Handwerker? Wer an diesem Vormittag bei Bettina Bowitz in Stuttgart in den Garten kommt, trifft ein ganzes Aufgebot. Es ist ein großer Tag für die Stuttgarterin und ihre private Energiewende. Heute wird ihre neue Wärmepumpe angeschlossen. Und die Handwerker, ja die seien tatsächlich schwer zu bekommen, sagt sie. Auf die drei Fachleute, die jetzt endlich hier sind, habe sie etwa ein halbes Jahr gewartet.

 

Bettina Bowitz ist umringt vom Heizungsinstallateur, dem Elektriker und dem Service-Techniker des Herstellers, der die neue Heizung in Betrieb nehmen wird. Man könnte auch sagen: Bettina Bowitz ist umringt von Männern. Sei es bei Info-Veranstaltungen, Vorträge, in Foren, es zeigt sich auch in Leserbriefen – die Wärmepumpe wirkt vor allem wie eine Männersache. Allein schon, weil Männer gemeinhin als technikbegeisterter gelten. Laut einer Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Yougov von 2022, werden E-Autos zum Beispiel überdurchschnittlich oft von Männern gekauft (62 Prozent).

Der Service-Techniker an der Inneneinheit: Er nimmt die Wärmepumpe in Betrieb. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Die Technik interessiert Bettina Bowitz schon, aber ehrlich gesagt nicht bis ins Detail. Ihr geht es eher ums große Ganze. „Der Klimaschutz steht bei mir im Vordergrund“, sagt sie. „Ich möchte in einer Welt leben ohne fossile Brennstoffe, also passe ich mein Leben an.“ Das Haus sei ganz gut gedämmt, ihr kleines E-Auto fahre sie seit zehn Jahren, auf dem Dach hat sie eine Solaranlage mit rund zehn Kilowattpeak.

Dass die Wärmepumpe ihr Energiekonzept für das fast hundertjährige Haus nun komplettiert, „war für mich alternativlos“, sagt Bettina Bowitz. Auch wenn es eine ordentliche Investition war. Knapp 40 000 Euro, inklusive Mehrwertsteuer – aber noch ohne die Förderung von in ihrem Fall maximal 15 000 Euro.

App informiert über Solaranlage und Stromverbrauch

Wenn Bettina Bowitz zeigen will, was für sie Energiewende im Alltag bedeutet, dann zückt sie ihr Handy und öffnet die App. Sie sieht, wie viel Strom ihre Solaranlage gerade produziert, wie viel Energie das Haus aktuell verbraucht. An diesem Vormittag, so simulieren es die animierten Pünktchen, wandert der Strom ins Netz; ihr Haus ist ein kleines Kraftwerk. Bald taucht hier auch die Wärmepumpe auf, die schon eine ganze Weile vor dem Haus steht und darauf gewartet hat angeschlossen zu werden. Heizleistung: neun Kilowatt. Zudem kann die Pumpe im Sommer kühlen.

Der Service-Techniker wird ihr nachher alles erklären. Gerade ist er noch dabei, letzte technische Hürden zu nehmen. In den Rohren zwischen Innen- und Außeneinheit der Wärmepumpe gluckert es. Bettina Bowitz kommt in den Kellerraum, in dem die Inneneinheit der Wärmepumpe sitzt. „Gell, es gibt Probleme? Das spür’ ich“, sagt sie zum Fachmann. „Nein, alles gut“, beruhigt er.

In ihrem privaten Umfeld habe sie andere angesteckt, sagt Bettina Bowitz. Ihr Bruder zum Beispiel mache sich eine Solaranlage aufs Dach. Bei der Heizung, so ihr Eindruck, „trauen sich viele nicht ran. Und solange die Gasheizung funktioniert, sitzt man es aus“. Das war für sie keine Option. Ihre Gasheizung ist seit zwei Wochen abgeschaltet, den Anschluss hat sie bisher noch. „Ich brauche erst einen neuen Herd“, sagt sie. „Und das bedeutet für mich: Küchenumbau.“

„Das hier ist für mich auch ein Experiment“, sagt sie über die Wärmepumpe, während sie vor der noch unverkleideten Außeneinheit steht. Dann kommt Bewegung rein, die Pumpe pustet ihre Besitzerin das erste Mal leicht von hintenan. Bettina Bowitz dreht sich um und sagt: „Das muss ich jetzt echt fotografieren und auf Video aufnehmen.“