Als Komfortkamin vor 20 Jahren gekauft, war der Kachelofen in den letzten Wintern eine wichtige Wärmequelle für die Graus aus Stuttgart-Ost. Wegen einer auslaufenden Frist mussten sie den Ofen nun nachrüsten. Damit sind sie nicht allein.
Man könnte meinen, der ganze Ofen ist neu. Blitzblank zieht der Kachelofen sofort den Blick auf sich, wenn man das Wohnzimmer von Silke und Mario Grau betritt. So steht er da seit rund 20 Jahren, erzählen die beiden aus dem Stuttgarter Osten. Neu ist nur das Herzstück. Vor drei Wochen ist der Heizungsbauer da gewesen und hat den Ofeneinsatz getauscht. Kostenpunkt: 5500 Euro. Dass sie in ihren Ofen investieren müssen, haben sie Ende 2023 erfahren, berichten die Graus.
Anlass ist eine Frist der Bundesimmissionsschutzverordnung. Die Verordnung ist bereits zum 22. März 2010 in Kraft getreten und gibt unter anderem strengere Regeln vor für Holzöfen, um Luftschadstoffe zu reduzieren. Zum 31. Dezember 2024 endet eine Übergangsfrist für Öfen, die zwischen 1995 und dem 21. März 2010 in Betrieb gegangen sind. Für ältere Öfen sind die Fristen bereits verstrichen, neuere Exemplare dürften die Anforderungen in der Regel erfüllen. Von 2025 an dürfen sie maximal 0,15 Gramm Staub sowie höchstens 4 Gramm Kohlenmonoxid pro Kubikmeter Abgasluftvolumen ausstoßen. Laut Umweltbundesamt (UBA) sind bundesweit 2,3 Millionen Holzöfen betroffen.
Typenschild des Ofens gibt Auskunft
Ofenbetreiber können am Typenschild ablesen, ob sie betroffen sind. Alternativ kann man auch beim Hersteller nachfragen oder in einer Online-Gerätedatenbank nachschauen: www.cert.hki-online.de. Eine weitere Möglichkeit ist, den zuständigen Schornsteinfeger zu konsultieren. Es gibt auch Ausnahmen, beispielsweise für Menschen, die ausschließlich mit Holz heizen. In seinem Kehrbezirk sei das genau ein Haushalt, sagt Bernd Kaczmarek, der Schornsteinfeger der Graus.
Ohne die Vorgaben hätte das Ehepaar den Ofen wohl gelassen, wie er war. „Für uns war er einwandfrei“, sagt Silke Grau. Auf ihn verzichten wollten sie auf keinen Fall, denn vor allem in jüngerer Zeit habe er sich bewährt. Gekauft hatten sie ihn damals als Komfortofen. Unter dem Fenster im Wohnzimmer hängen auch Heizkörper. Im ersten Winter nach dem Angriff Putins auf die Ukraine, also 2022/2023, hätten sie die Dachwohnung erstmals weitgehend mit Holz geheizt. Und im Falle der Graus ist das wahre Fleißarbeit, sie wohnen im vierten Stock – ohne Aufzug. Mario Grau deutet auf den Tragekorb. „Heizen mit Holz gibt zweimal warm“, sagt seine Frau. Seit vier, fünf Jahren zehren sie von einer Eiche aus ihrem Garten, die sie fällen mussten.
Noch haben sie den neuen Ofeneinsatz nicht getestet. Erstens ist es jetzt Mai, zweitens ist der Schornsteinfeger erst gerade bei ihnen vorbeigekommen. Bernd Kaczmarek und sein Mitarbeiter schauen sich den neuen Einsatz an, studieren die Unterlagen. Dann geben sie grünes Licht. Sollten die Eisheiligen dieses Jahr kalt ausfallen, die Graus könnten sich wieder am Kachelofen wärmen.