Am Bodensee liegt der Pegel 65 Zentimeter unter dem üblichen Mittelwert für Juli Foto: dpa

Es sind die bisher heißesten Tage des Jahres im Südwesten, trocken ist es schon lange. In Flüssen und Bächen sinken die Wasserstände. Das hat Folgen für Schifffahrt und Ökologie.

Stuttgart - Temperaturen über 30 Grad und Regen höchstens als Gewitterschauer: In Baden-Württemberg sorgt der Sommer für große Trockenheit. Auf dem Oberrhein können Schiffe nur noch mit halber Ladung fahren; der Energieversorger EnBW hat die Leistung eines Kraftwerksblocks in Karlsruhe gedrosselt, um die Erwärmung des Flusswassers nicht weiter zu beschleunigen. Naturschützer befürchten bereits Schaden für Fische.

Von Niedrigwasser betroffen seien hauptsächlich kleine und mittlere Gewässer, teilte die Hochwasservorhersagezentrale Baden-Württemberg am Donnerstag mit. Von Februar bis Juni seien im Südwesten nur rund zwei Drittel des zu erwartenden Niederschlags gefallen. An rund 45 Prozent der Pegel sei der Wasserstand bereits unter den niedrigsten Wert eines durchschnittlichen Jahres gefallen.

Am Bodensee in Konstanz lag der Pegel am Donnerstagmorgen bei 3,39 Metern und damit 65 Zentimeter unter dem üblichen Mittelwert für Juli. Im Untersee des Bodensees bei Radolfzell sank der Wasserstand auf den bisher niedrigsten Stand in einem Juli. Am Rhein bei Karlsruhe (Pegel Maxau) liegt der Wasserstand aktuell zwischen 3,90 und 4,00 Metern und damit rund 15 Zentimeter über dem jährlichen Niedrigwasserstand. In Neckar und Donau liegen die Wasserstände ebenfalls noch etwas oberhalb des mittleren Niedrigwassers.

Für die kommenden Tage rechnet die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) wegen des trockenen und heißen Wetters mit weiter sinkenden Wasserständen. Einzelne Schauer oder Gewitter könnten zwar zu lokalen Anstiegen führen, an der Situation aber nichts ändern.

Kraftwerk der EnBW beeinträchtigt

Auf dem Oberrhein könnten Frachter nur noch die Hälfte oder weniger der normalen Ladung transportieren, sagte der Leiter des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes Mannheim, Jörg Vogel. Am Pegel Maxau betrug die nutzbare Fahrrinnentiefe noch rund 2,40 Meter. Statt mit 3000 Tonnen oder mehr würden viele Schiffe jetzt nur mit 1500 Tonnen beladen.

Bei tagelanger Hitze und Sonnenschein erwärmte sich das Wasser des Rheins inzwischen auf Werte um 25 Grad. Der Energieversorger EnBW drosselte nach Angaben einer Unternehmenssprecherin die Leistung eines Kraftwerksblocks in Karlsruhe. So wird der Eintrag von Wärme in den Fluss über das Kühlwasser reduziert.

Nach LUBW-Messungen betrug die Wassertemperatur in Karlsruhe am Donnerstagvormittag 25,9 Grad, der Sauerstoffgehalt lag bei 7,6 Milligramm pro Liter. Sauerstoffwerte unter 4,0 Milligramm und Temperaturen über 28 Grad gelten als kritisch für Fische. Neckar und Donau haben je nach Messstelle einige Grad geringere Wassertemperaturen als der Rhein und Sauerstoffwerte zwischen 5 und 10 Milligramm je Liter. In kaltem Wasser kann mehr Sauerstoff gelöst werden als in warmem Wasser.

Tausende tote Fische erwartet

Der schweizerische Fischereiverband erwartet bereits ein Fischsterben. „Ich rechne schon nächste Woche mit der Tragödie“, sagte Geschäftsführer Philipp Sicher. Zwischen Schaffhausen und dem Untersee westlich des Bodensees müsse mit Tausenden toten Fischen gerechnet werden.

Die anhaltende Hitze setzt auch Bäumen zu. Sie seien anfälliger für pflanzenfressende Insekten und Krankheiten, sagte Nabu-Landeschef Johannes Enssle. Fichten könnten durch fehlende Feuchtigkeit nicht ausreichend Harz als Abwehrsubstanz produzieren und leichter von Borkenkäfern befallen werden. „Der Borkenkäfer entwickelt sich bei Trockenheit und Wärme besonders gut“, sagte Enssle.

Der Donnerstag präsentierte sich mit 35,8 Grad in Mannheim als der wärmste Tag des Jahres im Land. Dort wurde nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes der bisherige Höchstwert für den Südwesten vom Mittwoch bis zum Nachmittag noch um 0,1 Grad übertroffen.