Frank Löhle leitet den Katzenbacher Hof. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Grundsätzlich ist der Sommer für Biergartenbetreiber die beliebteste Jahreszeit – so auch für Frank Löhle vom Katzenbacher Hof. Doch der heiße Juni trieb ihm nicht die Freudentränen in die Augen, sondern den Schweiß auf die Stirn.

Stuttgart - Der Sommer ist seine Lieblingsjahreszeit. Frank Löhle fühlt sich am wohlsten, wenn die Temperatur bei rund 25 oder 26 Grad Celsius liegt – wie die meisten Mitteleuropäer eben. Löhle ist im vierten Jahr der Geschäftsführer des Katzenbacher Hofs bei Büsnau. Und als solcher wünscht er sich noch mehr als als Privatperson: Schönes Wetter – aber bitte nicht zu schön!

Wie bitte? Kann es für einen Biergarten überhaupt zu schönes Wetter geben? Freilich, sagt Löhle. Der Juni 2019 etwa, der der zweitwärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen war und das Thermometer bis auf 35,6 Grad steigen ließ, trieb dem 45-Jährigen weniger die Freudentränen in die Augen als den Schweiß auf die Stirn. Denn nicht nur wurde für ihn und seine Angestellten jedes Grad mehr wird zur Qual. Zumal es dort, wo sie oft schalten und walten, sowieso schon heiß ist – und die steigende Außentemperatur die Küche zum brodelnden Hexenkessel machen kann. Da ist es gut, dass das Haus, ein altes Forsthaus, wenigstens ein wenig die Hitze abschirmt. „Wie grillen im Sommer aber auch immer: Wenn meine Angestellten bei der Hitze auch noch einen Grill vor sich haben, kann man sich vielleicht vorstellen, was das bedeutet“, sagt Löhle.

Zu heiß darf es auch nicht sein

Aber auch die Gäste strömen – anders als man vielleicht erwartet – nicht in Scharen zum Katzenbacher Hof, wenn es heiß ist. „Bei mehr als 30 Grad Celsius bleiben die Menschen zuhause. Zu uns kommen viele Familien, da wir für die Kinder einen riesigen Spielplatz und Streicheltiere haben – aber gerade den Kindern ist die Hitze nicht zumutbar“, sagt Löhle. So seien die die Mittags- und Nachmittagsstunden am Katzenbacher Hof, in denen die Sonne hoch am Himmel steht und den Menschen kräftig einheizt, eher ruhig. „Der Juni war dennoch kein schlechter Monat“, sagt Löhle. „Abends, wenn es kühler wurde, kamen dafür sehr viele Menschen zu uns, das hat sich ein bisschen verlagert – aber es war eben nicht von morgens bis abends voll bei uns, wie sonst oft.“

Der heiße Juni hat seine Spuren hinterlassen. Denn es wird wohl nicht der letzte ungewöhnlich heiße Monat gewesen sein. „Die Sommer generell werden spürbar wärmer“, sagt Löhle. Deshalb hat er reagiert: Er hat zwei neue Großschirme aufgestellt, ein dritter soll im kommenden Jahr folgen. Zudem wurde am Kinderspielplatz das Sonnensegel vergrößert. Bereits vor rund zwei Jahren hat Löhle in eine riesige Hüpfburg investiert. „Schon da haben wir darauf geachtet, das richtige Material zu verwenden: PVC, das sich nicht so stark erhitzt, dass die Kinder nicht darauf spielen können. Das ist wichtig, auch wenn es mehr kostet.“

Auch der Wald hat gelitten

Aber auch in der Natur hat die Hitze damals ihre Spuren hinterlassen. „Ich konnte zwar nicht feststellen, dass der Wald hier bei uns gelitten hat“, sagt Löhle, der allerdings auch nicht allzu oft dazukommt, im wie es offiziell heißt „Stadtwald Esslingen am Neckar Stiftswald Katzenbacher Hof“ herumzustreifen. „Ich habe allerdings sehr wohl bemerkt, dass das Gras auf unseren Streuobstwiesen nicht so schnell gewachsen ist wie üblich: Wir haben Rinder, die wir im Wechsel auf drei verschiedenen Wiesen grasen lassen, da hat sich das deutlich gezeigt.“ Neben den Rindern gibt es auch noch Streicheltiere wie Kaninchen auf dem Hof. Bei der Hitze müssen sie immer gut mit Wasser versorgt sein und es muss sichergestellt werden, dass sie einen Schattenplatz haben. „Unsere Angestellten haben immer wieder nach den Tieren geschaut“, sagt Löhle.

Die Seen – der Katzenbacher See, der Steinbachsee und der Hölzersee – indes seien verschont geblieben. „Es ist wohl auch der eine oder andere Fisch gestorben, es war die Befürchtung da, dass die Seen hier auch kippen könnte wie der Max-Eyth-See, aber zum Glück ist das nicht passiert“, sagt Löhle. Er mutmaßt, dass das dem Wald zu verdanken ist, der auch dem Katzenbacher Hof, der in einer Schneise liegt, immer einen leichten Westwind beschert.

Der Wirt liest die Kippen auf

Doch auch der kann manchmal gefährlich werden. „Wir haben bei Firmenevents die Gäste gebeten, auf Feuerschalen zu verzichten“, sagt Frank Löhle. Der Wind und die Trockenheit in Kombination seien für offenes Feuer ein Ausschlusskriterium. Zudem stellt Löhle im Biergarten nur geschlossene Aschenbecher. Gästen, die eine Zigarettenkippe nachlässig wegschnippen, springt er schon mal hinterher, um den Stummel aufzuheben. „Man wird achtsamer.“

Dennoch bereitet der Klimawandel Frank Löhle letztlich für sein Geschäft keine Sorgen: „Hitze ist immer noch besser für uns als Regen oder Sturm.“ An gemäßigt warmen Tagen kommen ihm zufolge mehrere 100 Gäste zum Katzenbacher Hof, bei Regen 30 – und bei Hitze liegt die Zahl irgendwo dazwischen.

Löhle mag auch den Winter. Aber nur, wenn es knackig kalt ist und Schnee liegt. So kommt ihm persönlich der Klimawandel in jeglicher Hinsicht nicht entgegen: die Sommer zu heiß, die Winter zu warm. Schließlich ist’s noch gemütlicher in der warmen Stube des Katzenbacher Hofs, wenn draußen ein eisiger Westwind den Schnee vor sich hertreibt.