Kommt gut: der Biberacher Imagefilm, mit dem Schwaben von Berlin nach Oberschwaben gelockt werden sollen. Foto: Youtube/@gehdochnachbiberach

Mit ihrer Internetkampagne „Geh doch nach Biberach“ kitzelt die Stadt Biberach offenbar die publizistische Libido zahlreicher Medien. Auch, wenn das eine oder andere Missverständnis über die erotische Anziehungskraft der Provinz kursiert.

Biberach/Berlin - Erfolg macht sexy: Das Video wird seit Tagen tausendfach geklickt im Internet, im Biberacher Rathaus machen Medien aus ganz Deutschland ihre Aufwartung. Die Resonanz auf die Internetkampagne „Geh doch nach Biberach“ ist enorm. „Gestern war der SWR da, heute kommt das ZDF“, sagte Andrea Appel, die Pressesprecherin der Stadt, am Donnerstag. Alle regionalen Medien hätten sich gemeldet, auch aus Berlin seien Anfragen gekommen. „Wir sind sehr positiv angetan über die große und weit überwiegend positive Resonanz.“

Der Anlass für die mediale Erregung: Am vergangenen Freitag ist ein Video online gegangen, in dem der oberschwäbische Schauspieler und Kabarettist Bernd Gnann als „Win-Back-Manager Reiner Holzrück“ nach Berlin geht, um Schwaben von der Bundeshauptstadt nach Biberach zu locken. Mit durchschlagendem Erfolg: Seither ist das lustige Video auf Facebook mehr als 440.000 Mal aufgerufen worden (Stand Donnerstagvormittag) und markiert eine weitere Etappe im schwelenden Beziehungsknatsch zwischen Berlinern und Schwaben.

In den von den Medien gerne angeheizten Zoff mischt sich seit Dienstag nun auch eine erotische Komponente, die allerdings auf einem Missverständnis beruht. In einem Bericht von Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten hatte der Autor aus der Aussage der Pressesprecherin Andrea Appel, Biberach sei seit Jahren schuldenfrei und habe einen Überhang an Arbeitsplätzen, gefolgert, im Gegensatz zu Berlin, das als arm, aber sexy gelte, sei Biberach dann wohl als reich, aber unsexy anzusehen.

Auch wenn die Pressesprecherin Appel das selbst nie gesagt hat, ist es ihr nun in den Mund gelegt worden. Unter „Berlin oder Biberach: Dann lieber reich und schön“ reagiert zum Beispiel die „Schwäbische Zeitung“ eher zugeknöpft und zitiert ihre Bundestagskorrespondentin: „Berlin ist so ziemlich alles, außer sexy – zumindest wenn man nicht mehr achtzehneinhalb ist und bis morgens durch die Szene zieht.“

Was sagt die Pressesprecherin Andrea Appel nach dieser kalten Dusche? Natürlich sei Biberach sexy. „Weil Sie hier alles haben, was Sie brauchen, aber mit dem Flair einer Kleinstadt.“ Also, so das Fazit des Journalisten: Auf ins kleine Biberle und sich auf den Flirt mit der Provinz einlassen. Wer weiß, wo die Versöhnung schließlich endet.