Meltem Aksoy mit ihrem Bräutigam Göksel Senel: Der schönste Tag im Leben wurde nach allen Regeln der Kunst zelebriert. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Passend zur Schnapszahl gibt es eine Trauung im Standesamt Stuttgart, die besonders schön und liebevoll zelebriert wird.

Stuttgart - Haben sie es sich anders überlegt? Die Lust aufs Heiraten verloren? Oder war der Corona-Test in letzter Minute positiv? Wir wissen es nicht. Vier Paare hatten sich ursprünglich zur Trauung im Standesamt Stuttgart an der Eberhardstraße für das Schnapszahl-Datum 2. 2. 2022 angemeldet, dann waren es nur noch zwei und am Ende blieb ein Paar standhaft und eine Hochzeit übrig. Aber was für eine! Für die Braut Meltem Aksoy und ihren Bräutigam Göksel Senel verwandelten Familie und Freundinnen die Straße in einen Rosengarten. Als Solisten des ersten Schnapszahl-Termins dieses Jahres, das noch einen weiteren, nämlich den 22. 2. 2022 bietet, gehörte ihnen die ganze Aufmerksamkeit der staunenden und applaudierenden Passanten.

Am nächsten Tag dann wieder zur Arbeit

Es sollte die Schnapszahl sein für den Start ins Eheleben. Darüber waren sich Meltem Aksoy, 24 Jahre jung, und Göksel Senel, 34, einig. Dass es schneien, regnen oder bitter kalt sein könnte, dass der Tag mitten in der Woche liegt und schon am nächsten Tag beide wieder an ihren Arbeitsplätzen antreten werden, dass außerdem obendrein die gemeinsame Wohnung in Plieningen erst in ein paar Wochen bezogen werden kann und über Zeit und Ziel der Hochzeitsreise noch nachgedacht wird, all das hat das junge Paar nicht davon abgehalten, schon im Dezember den Termin am Standesamt klar zu machen.

Bei fünf Grad wurde die Hochzeit zelebriert

Der schönste Tag im Leben: Hier wurde er nach allen Regeln der Kunst zelebriert. Die Braut in Weiß, die nackten Füße in silbernen Glitzersandalen. Bei fünf Grad Celsius. Ist ihr nicht kalt? „Nein“, lacht sie, „im Gegenteil, mir ist heiß!“ Das muss die Aufregung sein. Und natürlich die Liebe. Körbeweise hatten Ayca Senel-Köse, die Schwester des Bräutigams, und ihre Freundin Arzu Aksünger, eine Dekorateurin, künstliche Rosen und üppigen weißen Stoff mitgebracht, um den eigens aufgebauten Traubogen zu dekorieren, ohne den der Schritt ins Eheglück nur halb so schön wäre. Die Mutter des Bräutigams verteilte Süßigkeiten, die Damen der Gästeschar bekamen Perlenarmbänder mit einer roten Rose, ein Medaillon mit den Namen des Brautpaares und dem Datum soll den Tag für alle unvergesslich machen, die sich obendrein in einem Gästebuch sogar mit Foto verewigen dürfen. „Gastgeschenke gehören bei uns dazu“, versichert Ayca Senel-Köse.

Gefeiert wird im kleinen Kreis

Und wie wird gefeiert? Man werde nur mit der Familie, Eltern, Geschwistern, Verwandten und Freunden gemeinsam essen. Und vorher noch in der Moschee in Ruit beten und den Segen des Imam erbitten. Das große Fest steigt erst am 28. Mai. So groß, schränkt das Paar gleich ein, sei es auch wieder nicht, „nur mit 250 Gästen“. Das Minimum für eine türkische Hochzeit. Dann wird die Robe der Braut, beim Standesamt fast schlicht, auch viel prächtiger sein. Was heißt eine Robe? Voraussichtlich werde sie drei brauchen, verrät Meltem. Weil vor dem großen Fest der Henna-Abend stattfindet. Und das temperamentvolle Tanzen bei der richtigen Hochzeitsfeier vielleicht einen Kleiderwechsel notwendig mache.

Für den 22. 2. 22 haben sich mehr Paare angemeldet

Keinen Rückzieher machten die angemeldeten Brautpaare in Bad Cannstatt: „Wir haben vier Hochzeiten, wie angekündigt“, wird im dortigen Standesamt versichert. Am 22. Februar wartet man auf die elf angemeldeten Paare. Und im Standesamt Stuttgart habe das zweite, für diesen Tag eingeplante Paar den Termin einfach verschoben, berichtet Amtsleiterin Verena Rathgeb-Stein. Auf den 22. Februar? Nein, stellt sie fest. Und ist gespannt, ob sich dann die neun angekündigten Paare wirklich trauen.