Der Sänger Heino in farbenfroher Aufmachung. Foto: dpa/Patrick Seeger

Kleider machen Leute. Und der Sänger Heino bringt manche Leute immer noch auf die Palme. Und das liegt nicht nur an seiner Schwäche für deutsches Liedgut. Ein Stilcheck.

Stuttgart - Man ist empfindlich in diesem Land. In Deutschland. In gewissen Kreisen und Milieus zumindest. Da müssen auf dem Plakat zu einer geplanten Gesangsveranstaltung bloß die Begriffe „Deutscher Liederabend“ und „Heino“ auftauchen – und schon bekommt irgendjemand wieder Schnappatmung. So geschehen in Düsseldorf, wo die Leitung der Tonhalle sich an dem „ tümelnden Untertitel“ gestört haben soll zur Werbung für Heinos Konzert im Herbst. Von „Hetze“ war gar die Rede. Alles Kokolores, befand der Oberbürgermeister von Düsseldorf und hat mit einem Telefonat die Gemüter beruhigt. Gut so. Wo kämen wir denn hin, wenn demnächst das Adjektiv „deutsch“ schon auf dem Index der Tugendwächter landete?

Etwas Rotes

Tatsächlich steht der Sänger Heino von Schlagern und Volksliedern mit seinen 82 Jahren immer noch auf der Bühne, falls nicht gerade Corona ist. Und tatsächlich kann er immer noch bestimmte Leute zur Weißglut bringen, was nicht nur seinem charakteristischen Bariton geschuldet ist. Immer wieder wurde Heino eine laxe Haltung zu rechtslastigem Liedgut angekreidet, dabei hat der gebürtige Düsseldorfer sich in einem Interview für das Verbot der AfD ausgesprochen. Aber wer weiß das schon? Durch sein markantes Auftreten mit den blonden Haaren und schwarzer Sonnenbrille steht Heino jedenfalls für ein Klischee des Deutschen schlechthin. Kaum ein Künstler, der diese Wiedererkennbarkeit aufweist. Wenn Heino dann auch noch etwas Rotes anzieht, etwa einen roten Janker, geht bei manchen die Düse. Dann sieht diese Ikone der deutschen Volksmusik wie die fleischgewordene Deutschlandfahne aus. Eine wandelnde Provokation.