An vier Juliabenden wird ein Stück über den Betrüger und Hochstapler Johann Georg Frasch im Hof der Michaelskirche aufgeführt. Karten gibt es bereits im Vorverkauf.
Heiningen - Auch ein Bürgermeister kann Lampenfieber haben. Wenn Norbert Aufrecht an die ersten zwei Wochenenden im Juli denkt, dann beschleunigt sich jetzt schon sein Puls. Denn am 5. und 6. sowie am 12. und 13. Juli gibt es in Heiningen Theater und zwar richtiges Theater. In dem von Wehrmauern umgebenen Hof der alten Michaelskirche vis-à-vis des Rathauses führt das Theaterteam des Vereins Action Pudding an diesen Tagen ein Stück über den Schäfer Johann Georg Frasch auf. Er hat tatsächlich im 19. Jahrhundert in Heiningen gelebt und ging als Betrüger, Hochstapler und Geisterjäger nicht nur in die Annalen des Ortes ein. In einem Bericht der „Deutschen constitutionellen Zeitung“ über den Prozess, der Frasch im März 1848 in Ulm gemacht wurde, ist von ihm als dem „weitberühmten Schäfer“ die Rede.
In dem Stück selbst wirkt der Bürgermeister zwar nicht mit, doch als Strippenzieher ist er mit im Boot, wenn sich an den ersten beiden Juliwochenenden der Vorhang im Kirchhof hebt – oder eben nicht. So treibt Aufrecht jetzt schon die Frage um, ob das Wetter an diesen vier Abenden mitspielt. „Schlechtes Wetter wäre mein Albtraum, auch wenn wir mit der neuen Halle in Eschenbach eine Ausweichmöglichkeit haben“, sagt er und verweist auf den Reiz, ein Schauspiel über einen historischen Stoff am historischen Platz aufzuführen.
Tribüne mit 170 Sitzplätzen wird aufgestellt
So ehrgeizig dieses Theaterprojekt ist, in Heiningen war es nicht unumstritten. So wurde darüber gemurrt, dass in dem Bühnenwerk keine Lichtgestalt aus dem Ort, sondern ausgerechnet ein Scharlatan zu Ehren kommen soll. Doch Norbert Aufrecht und auch der Autor und Regisseur des Stücks, Dieter Kunzmann, hielten dagegen. Johann Georg Frasch müsse ein großes Charisma besessen haben. Aufrecht bezeichnet den Schäfer gar als „Wahnsinnstypen“. Außerdem sei es spannend auszuleuchten, warum die Menschen im 19. Jahrhundert so empfänglich waren für Männer wie Frasch. Den gesellschaftlichen Kontext aufzuzeigen, ist dem Autor und Regisseur Kunzmann ein großes Anliegen. Bevor er das Stück mit dem Titel „Der Wunderdoktor von Heiningen“ schrieb, studierte er alte Gerichtsakten und recherchierte in Berichten von Zeitgenossen des Hochstaplers.
Doch zurück in die Gegenwart: der Gemeinderat hat das Theaterprojekt abgesegnet, und die Gemeindeverwaltung hat Flyer drucken lassen und eine Firma beauftragt, für die Aufführungen im Kirchhof eine Tribüne aufzubauen. „Wir haben uns da von Adelberg beraten lassen, das mit den Freilichtspielen eine langjährige Erfahrung hat“ , sagt Aufrecht. 170 Sitzplätze biete die Tribüne, davor sei noch Patz für weitere 20 Personen.
Premierenabend klingt mit Musik aus
Die Theaterpremiere am 5. Juli ist gekoppelt mit dem 25-jährigen Bestehen des Kulturfördervereins Heiningen. Deshalb ist bereits um 19 Uhr Einlass. Von 20.15 Uhr an vertreibt der Mundartdichter Bernd Merkle die Zeit bis zur Theateraufführung mit Lebensweisheiten. Mit Anbruch der Dunkelheit gegen 21.30 Uhr beginnt dann das Stück. Der Premierenabend klingt aus mit „Tangette“. Das Göppinger Ensemble ist bekannt für seine stilvolle Melange aus Bar-, Salon- und Caféhausmusik. An den übrigen Aufführungstagen ist erst um 19.30 Uhr Einlass. An allen Abenden wird bewirtet.