Monika Schreiber betreibt seit 20 Jahren die Galerie Wendelinskapelle in Marbach. Foto: Mostbacher-Dix

Ob Kinder, Jugend oder Seniorinnen und Senioren, ob Kunstvermittlung oder Stadtbelebung: Monika Schreiber, Macherin der Galerie Wendelinskapelle, ist auf vielen Ebenen engagiert.

Vorsichtig fährt eine Frau mit der Straßenwalze über einen großen Block. Das leuchtend gelbe Baugerät walzt so Holzschnittmotive auf Papierbögen, wie ein Foto im Gästebuch der Marbacher Galerie Wendelinskapelle zeigt. „Walzenkunst!“ sagt Galeristin Monika Schreiber und schmunzelt. Sie initiierte das Projekt im Sommer, fand Unterstützer, um es umzusetzen. Die Baustelle in der Marbacher Innenstadt war „Freiluftatelier“, die Marktstraße belebt: Die entstandenen Holzschnitte bekannter Kunstschaffender wurden in einer „Baustellen-Vernissage“ präsentiert. Auch Kinder konnten mitmachen.

Ihr Anliegen: Menschen aller Ebenen ins Boot holen

Typisch Monika Schreiber. Ihr Anliegen: Kunst vermitteln, Menschen jeglichen Alters und aller Ebenen ins Boot holen, um vielfachen Austausch anzuregen. Seit Jahren lädt sie auch zu Bildhauersymposien, wo Bürgerinnen und Bürger Kunstschaffenden bei der Arbeit über die Schulter schauen können. 2022 etwa an die Rielingshäuser Kelter, wo das Symposium zur Eingemeindung des Orts nach Marbach vor 50 Jahren stattfand – mitorganisiert vom Kultur- und Heimatverein Rielingshausen und der Stadt Marbach. Die nächsten Projekte hat Schreiber schon in der Pipeline. Der Astronom Tobias Mayer erblickte in der Stadt am Neckar vor 300 Jahren am 17. Februar 1723 das Licht der Welt. 2023 plant dazu die Netzwerkerin eine künstlerische Bierdeckelaktion mit Kitas, Kindergärten und Schulen, Motto: „Der Mond ist rund“. Die Kleinen und etwas Größeren sollen mit den Bierdeckeln kreativ umgehen. „Bemalen, zeichnen ... Kunst muss in den Alltag“, sagt die gebürtige Badenerin, die seit 34 Jahren in Marbach lebt.

Zum Geburtstag eines anderen berühmten Stadtkinds – Friedrich Schiller wurde dort am 10. November 1759 geboren – sollen wieder Fahnen mit Zitaten des Dichters wehen. „2020 waren es 20 Stück, nun doppelt so viele“, sagt Schreiber. Auch die quirlige Frau feiert ein Jubiläum: Am 1. Oktober vor 20 Jahren eröffnete sie die Galerie in der spätgotischen Wendelinskapelle mit dem, in Schwaben einzigartigen, viereckigen maßwerkverzierten Chorfenstern und freistehenden Gewölberippen. „Die Stadt fragte, ob dies ein Raum für Kunst sein könne.“ Nie hätte sie gedacht, dass es 20 erfolgreiche Jahre werden würden.

Jugendliche lernten auch, sich vor dem Gemeinderat zu engagieren

Doch sie brachte viel Knowhow mit. In Stuttgart hatte sie schon kreativ mit Kleinen in Kitas gearbeitet. Kaum in Marbach engagierte sie sich im Jugendbereich, richtete im alten Jugendhaus eine Kunstwerkstatt ein, begleitete für das neue den Konzeptionsprozess der offenen Jugendarbeit. Schreiber war Gründungsmitglied und Vorsitzende des Jugendhausvereins, gestaltete den Innenausbau des Jugendhauses mit, stellte Kooperationen mit dem Seniorenstift auf die Beine. Auch die Skaterbahn am Neckar initiierte und realisierte sie mit. Bei ihr übten Mädchen und Jungs nicht nur zeichnen, malen und drucken. Sie lernten auch, vor dem Gemeinderat für eigene Bedarfe einzustehen.

Zudem war und ist Schreiber an vielen kleineren Aktionen zur Stadtbelebung dabei. Sie war im Vorstand der Interessengemeinschaft der Selbständigen in Marbach (IGS), organisierte federführend den jährlichen Weihnachtsmarkt, verkaufsoffene Sonntage und die Schillersonntage. Für diesen ehrenamtlichen Einsatz für die Gesellschaft gab es 2015 die Bürgerplakette der Stadt Marbach. Bescheiden meint Schreiber: „Engagement ist für mich selbstverständlich. Ich möchte die Menschen mitnehmen! Sie sind es, die die Stadt halten und das Stadtleben tragen!“