Andrea Berg kehrt zurück auf die große Bühne. Foto: Gottfried Stoppel

Für die Fans, für die Konzertbranche, für die Sängerin: Es ist ein Neustart für alle nach dem Lockdown. Beim ersten Heimspiel feiern 2000 Konzertbesucher das Wiedersehen mit Andrea Berg. Von den vielen Regeln lassen sie sich die Laune nicht verderben.

Aspach - Die Heimspiel-Konzerte von Andrea Berg, sie sind immer etwas ganz besonderes – schon allein deswegen, weil sie am Wohnort der Schlagerkönigin stattfinden. Die diesjährigen werden aber den Besuchern und vermutlich auch der Sängerin als ganz besonders in Erinnerung bleiben.

Es gibt zwar keine bombastische Show oder Dekoration. Vielmehr steht Andrea Berg in Jeanshose und Cowboystiefeln auf einer Bühne, die mit Sofa und Lichterkette ein wenig aussieht wie ein gemütliches Wohnzimmer und auf einem Strohballenanhänger Platz findet. „Willkommen zurück im Leben“, ruft die 55-Jährige. Und so fühlt es sich tatsächlich an.

Ganz nah dran an Andrea Berg

Natürlich ist das Setting kleiner als vor Corona – anstatt 15 000 füllen nur 2000 Fans einen Teilbereich der Wir-machen-Druck-Arena in Aspach. Die Gäste müssen geimpft, getestet oder genesen sein – etwa 70 Besucher nehmen das Angebot wahr und lassen sich direkt vor Ort vom DRK testen. Wer auf dem Gelände unterwegs sein will, zieht die Maske auf, überall kleben Barcodes, über die sich die Besucher bei der Luca-App einchecken. „Aber wir sind der Normalität ein Stückchen näher und der Abend lässt ein bisschen vergessen, was uns gerade begleitet“, sagt David Wiesner, der mit dem Fanclub „Brausestäbchen-Gänsehaut“ aus Göttingen angereist ist und das kleine Format nicht schlecht findet: „Das ist richtig familiär.“

Einen noch weiteren Weg hat Gabi Heinke aus Bremen auf sich genommen. Sie war beim letzten Konzert von Andrea Berg im September dabei und steht jetzt wieder in der ersten Reihe. Übrigens nicht nur an diesem Abend – sie macht Urlaub im Sonnenhof und wird an allen vier Konzerten mitfeiern. „Wir waren richtig auf Entzug“, erzählt sie und ihr Nachbar René Nickel berichtet von großer Aufregung: „Das war wie beim ersten Konzert.“

Die Fans von Andrea Berg haben das Mitsingen nicht verlernt

Aber geht das, eine Riesensause trotz der vielen Regeln? Und wie! Schon eine Stunde vor Konzertbeginn schallt „Oh, wie ist das schön“ von den Rängen, schunkeln die Menschen. Wem das zuviel Nähe auf einmal ist, der kann ausweichen: Manche lassen zwei Plätze zur nächsten Gruppe frei. „Für uns ist spannend, wie die Besucher sich verhalten“, erzählt der Landrat Richard Sigel, der mehr als zufrieden ist: „Die Leute halten sich an die Regeln, es gab keine Beschwerden beim Einlass, kein Gedränge.“ Sigel berichtet, dass sogar einige Konzertveranstalter für das wissenschaftlich begleitete Modellkonzert angereist sind.

Die Unterhaltungsprofis können beobachten, dass die Menschen das Mitsingen im langen Lockdown nicht verlernt haben – und nicht nur bei „Steh auf und tanz“ ordentlich Party machen. Auch bei „Mit dir hab ich den Himmel auf Erden“, „Die Gefühle haben Schweigepflicht“, „Mosaik“ und natürlich „Du hast mich tausendmal belogen“ werden Arme nach oben gestreckt, zucken Beine und wackeln Hüften. Eben nicht in der großen Menge, sondern jeder bleibt an seinem Sitz, in seiner Gruppe – oder an einem anderen freien Plätzchen. Übrigens voll dabei und mittendrin: 80 Menschen mit Behinderung, die von Andrea Berg Freikarten bekommen haben.

Es gibt noch Restkarten für zwei Heimspiel-Konzerte

„Das ist so, so schön“, entfährt es Andrea Berg beim Anblick ihres Publikums immer wieder. Die Sängerin tritt ohne Band auf, „seit 20 Jahren war ich nicht mehr so allein auf der Bühne.“ Es ist eben noch nicht alles normal. „Diese Nacht soll nie enden“, singt Andrea Berg und viele Fans werden ihr insgeheim zustimmen.

Wer das besondere Konzerterlebnis miterleben möchte, hat übrigens noch eine kleine Chance: für den 16. und 17. Juli gibt es noch Restkarten.