Neben zahlreichen historischen Bildern und Dokumenten gibt es in der Heimatstube auch alte Zuffenhäuser Firmenschilder zu sehen. Foto: Bernd Zeyer

In der Heimatstube Zuffenhausen werden Erinnerungen an längst vergessene Tage wach.

Zuffenhausen - Von außen sieht das Haus an der Rütlistraße 16 ziemlich unscheinbar aus. Betritt man allerdings den Flur und geht hinauf in den ersten Stock, dann öffnet sich dort ein wahres Schatzkästchen. Hunderte Exponate, vom alten Dampfradio über historische Fotos, Urkunden und Werkzeuge bis hin zur Bunkertür aus dem Zweiten Weltkrieg, lassen längst vergangene Zeiten wieder aufleben.

 

Vom Dampfradio bis zur Bunkertüre

„Hymne an die Heimat“, so lautet der Titel der alten Schallplatte, die auf dem Grammophon liegt. Besungen hat sie einst der „Männerchor des Liederkranz Zuffenhausen 1860“. Wer seinen Kopf ein Stückchen nach rechts dreht, der kann erahnen, dass den Zuffenhäusern nicht immer der Sinn nach Singen stand. Auf einem Tisch liegen neben einer Gasmaske noch zahlreiche andere Utensilien, die aus einem Luftschutzbunker stammen. Am Tisch lehnt eine schwere Tür. Sie hatte einst Zugang zum Schutzraum auf dem ehemaligen Werkgelände der Firma Edel an der Burgunderstraße gewährt. 2008 war er verfüllt worden, damit die Robert-Bosch-Schule dort bauen konnte. Vorher freilich sind Sigrid und Helmut Bothner ins Erdreich hinab gestiegen, um nach historischen Gegenständen zu suchen und Fotos zu machen. Mit einem Kasten Bier konnte der Baustellen-Wachmann dazu bewegt werden, kurz wegzuschauen.

Solche Geschichten kann Sigrid Bothner Dutzende erzählen. Regelmäßig ist das Ehepaar unterwegs gewesen, um Exponate für die Heimatstube zu besorgen. Seit dem Tod ihres Mannes vor zweieinhalb Jahren hütet die gebürtige Zuffenhäuserin die Schätze, die ihr Mann Helmut im Laufe von gut zwei Jahrzehnten zusammengetragen hat. „Die Sammlung ist für mich eine wichtige Erinnerung an ihn“, sagt sie und betont: „Ein Lieblingsstück habe ich nicht, mein Herz hängt an allen Sachen.“

Nach Voranmeldung für jeden geöffnet

Die Heimatstube ist nach Voranmeldung für jeden geöffnet. Wer Sigrid Bothner unter der Nummer 82 61 664 kontaktiert, kann einen Termin ausmachen. Das gilt für Einzelpersonen ebenso wie für Gruppen. „Ich freue mich über jeden, der kommt“, sagt sie. Der Eintritt ist frei, zwei Stunden Zeit sollte jeder Besucher mitbringen.

Das größte Ausstellungsstück ist eine alte Windfege, mit der früher beim Getreide die Spreu vom Weizen getrennt wurde. Sie musste über den Balkon in den ersten Stock bugsiert werden. Ähnlich problematisch war es, eine schwere Schuhmacher-Presse in die Heimatstube zu bekommen. Dank tatkräftiger Mithilfe von vier Männern gelang auch das. Zumindest körperlich einfacher ist es gewesen, die auf einer Baustelle der Firma Porsche gefundenen Gegenstände nach Hause zu transportieren. Allerdings galt es dabei, ein anderes Hindernis zu überwinden: Die beiden Souvenirjäger fielen einer Polizeistreife auf und mussten Rede und Antwort stehen. Was sie mit großem Erfolg taten: Die Beamten erschienen noch am selben Tag in der Heimatstube, um sich ein wenig umzusehen. Den Polizisten, daran kann sich Sigrid Bothner gut erinnern, ging es dabei wie vielen anderen Besuchern: „Sie waren hin und weg.“