Beim Heimat-Check unserer Zeitung wurde dem Landkreis Böblingen beim Thema Sicherheit ein ordentliches Zeugnis ausgestellt. In Böblingen fühlen sich viele Menschen am Bahnhof aber unwohl. Und auch zur Verkehrssicherheit gibt es einige Kommentare.
Wie sicher ist der Landkreis Böblingen? Fühlen sich die Bürgerinnen und Bürger gut geschützt? Blickt man auf das Ergebnis unserer Heimat-Check-Umfrage, so empfinden die Menschen den Landkreis im Großen und Ganzen als sicher. Mit einem Wert von 6,52 landet dieser Bereich auf dem fünften Platz der 14 abgefragten Kategorien – ein ordentlicher Wert.
Im Sicherheits-Ranking der einzelnen Gemeinden bekommen Holzgerlingen, Nufringen, Ehningen und Waldenbuch jeweils über sieben Punkte und landen auf den Spitzenplätzen. Am unteren Ende stehen mit je 5,80 Punkten die großen Kreisstädte Böblingen und Sindelfingen – was nicht verwundert, ist in den Städten doch in der Regel nicht nur im positiven Sinne mehr geboten. Allerdings, so betont Polizeisprecher Steffen Grabenstein, würde beim Thema Sicherheit die objektiv messbare Lage und das subjektive Sicherheitsempfinden der Menschen häufig enorm auseinanderdriften.
Beispiel Böblinger Bahnhofsareal, zu dem sich viele Teilnehmer unserer zwar nicht repräsentativen, aber doch recht aussagekräftigen Umfrage in extra formulierten Kommentaren kritisch bis besorgt äußern. „Die Sicherheitssituation im Großbereich Bahnhof ist nicht nur abends katastrophal“, heißt es da. Die Polizei wolle nichts schönreden, so Grabenstein, es gebe dort Straftaten, vor allem Körperverletzungen. Aber: „Runtergebrochen auf die Zahl an Menschen, die dort unterwegs sind, ist das nicht so viel, wie es den Leuten vorkommt“, erläutert der Polizeisprecher. Dennoch nehme man das angeknackste Sicherheitsgefühl der Bürgerschaft ernst und zeige vor Ort mehr Präsenz.
Dass einzelne Gemeinden im Heimat-Check besser abschneiden als andere, kann Steffen Grabenstein im Detail nicht erklären. Zuletzt habe es keine auffällige Häufung von Straftaten an bestimmten Orten gegeben. Ein ärgerlicher Dauerbrenner wie Telefonbetrug sei „ein flächendeckendes Phänomen“. Auch Einbrüche würden überall vorkommen – wenn auch in der Regel verstärkt in Gegenden, die für die Kriminellen verkehrsgünstig liegen. „Die wollen ja schnell wieder weg.“
Dabei könnte ein gewisser Anhaltspunkt die Polizei-Präsenz vor Ort sein, zumindest die gefühlte. Denn da hat sich die Polizei in den vergangenen Jahren neu aufgestellt, kleinere Polizeiposten geschlossen und zu größeren Einheiten zusammengefasst. Auffällig ist, dass bei drei der vier erstplatzierten Kommunen – Holzgerlingen, Ehningen und Waldenbuch – noch ein Polizeiposten vor Ort besteht. Bei Gemeinden auf den hinteren Plätzen wie Aidlingen und Grafenau, die ansonsten nicht als unsichere Kommunen bekannt sind, wurden die örtlichen Polizeistationen hingegen seinerzeit geschlossen.
Doch Grabenstein betont, dass dies so gut wie nichts mit der sichtbaren Präsenz vor Ort zu tun habe, „denn nicht die Polizeiposten rücken aus, sondern die Kollegen von den Revieren“: Davon gibt es vier im Landkreis: Böblingen (mit den zugehörigen Polizeiposten Waldenbuch, Schönaich, Holzgerlingen und Ehningen), Sindelfingen (mit dem Posten Maichingen), Herrenberg (mit Gärtringen und Gäufelden) sowie Leonberg (mit Rutesheim, Renningen und Weil der Stadt).
Im Landesvergleich schneidet der Kreis Böblingen jedenfalls gut ab. 2022 gab es in Baden-Württemberg knapp 5000 Straftaten auf 100 000 Einwohner, im Kreis Böblingen nur rund 4000. „Spitzenreiter“ in dieser Statistik ist erwartungsgemäß Stuttgart mit 7900 Straftaten auf 100 000 Einwohner. Sehr ländliche Gegenden wie der Kreis Mosbach (3100) stehen auf der anderen Seite des Rankings.
Neben dem Thema Sicherheit bezüglich der Kriminalität kommt in den Kommentaren zur Heimat-Check-Umfrage auch die Sicherheit im Straßenverkehr zur Sprache. Zu Böblingen und Sindelfingen werden gefährliche Radwegeführungen kritisiert. In den kleineren Gemeinden ist häufig der sichere Schulweg ein Thema. Oft würden Autos viel zu schnell fahren, heißt es zum Beispiel. Und auch E-Scooter werden angesprochen, die häufig im Wege stehen oder gefährlich schnell unterwegs seien. „Wir führen viele Kontrollen durch“, betont Steffen Grabenstein, „an die Regeln müssen sich alle halten.“ Relativ neu sei aber tatsächlich der Bereich der Elektro-Zweiräder. „Pedelecs und E-Scooter gab es vor ein paar Jahren noch nicht – da haben wir jetzt zusätzlich zu tun“, so Grabenstein. Die Geschwindigkeit werde hier häufig unterschätzt. „Sowohl von den Fahrern als auch von den anderen Verkehrsteilnehmern.“
Worum es beim Heimat-Check geht
Stimmungsbild
Der Heimat-Check unserer Zeitung in Kooperation mit dem Unternehmen Umfrageheld hat ein Stimmungsbild in allen 140 Kommunen der Kreise Esslingen, Böblingen, Ludwigsburg und Rems-Murr erhoben. Vom 10. Juni bis zum 2. Juli konnte online das Votum abgegeben werden. Insgesamt 15 120 Menschen nahmen teil. Den Anspruch, repräsentativ zu sein, erhebt der Heimat-Check ausdrücklich nicht.
Systematik
In 14 Kategorien wurden je zwei Fragen gestellt, die auf einer Skala von eins (schlecht) bis zehn (sehr gut) beantwortet werden konnten. Dabei ging es um die Themen Lebensqualität, Gastronomie, Immobilienmarkt, Sport und Vereine, Familienfreundlichkeit, Gesundheitsversorgung, Sauberkeit, Sicherheit, Einzelhandel, Verkehr, Nahverkehr und Radwegenetz, Seniorenfreundlichkeit, Kultur und Freizeit sowie Digitalisierung, Energie und Klima.