Der Werkzeugspezialist an der Heilbronner Straße zieht nach Ludwigsburg. Foto: Friedel

Hahn & Kolb verlässt den Feuerbacher Firmensitz und zieht im kommenden Jahr nach Ludwigsburg. Daimler hat das Gelände an der B 10/27 bereits im September 2011 gekauft.

Feuerbach - Autohäuser säumen die Heilbronner Straße von der Friedrichswahl bei Zuffenhausen bis hoch zum Pragsattel. Einen besseren Standort als Stuttgarts nördliches Eingangstor können sich Autohersteller kaum wünschen. Die Kundschaft fährt auf der Bundesstraße zu Zehntausenden an der dort ausgestellten Produktpalette vorbei. Rund 70 000 Fahrzeuge verkehren täglich an der Heilbronner Straße. Wie an der Perlenschnur aufgereiht steht eine automobile Erlebniswelt nach der anderen in Sichtweite. Vom Sprit sparenden Stadtflitzer bis zur großen Limousine ist an der Automeile alles zu haben. Entsprechend begehrt sind auch die Grundstücke entlang des sechsspurigen Gewerbeboulevards bei den Automobilkonzernen. Als Mitte 2011 endgültig klar war, dass sich die Hahn-und-Kolb-Gruppe, ein Spezialist für den Handel mit Werkzeugen, aus dem Gewerbegebiet Feuerbach-Ost verabschieden würde, dauerte es nicht lange, bis ein neuer Käufer für das 12 000 Quadratmeter große Hahn-und-Kolb-Gelände an der Ecke Borsig-/Heilbronner Straße gefunden war. Ein halbes Jahr seien Gespräche mit einem Interessenten geführt worden, sagt Gerhard Heilemann, der Geschäftsführer des Feuerbacher Werkzeug-Spezialisten. Ende September 2011 war alles in trockenen Tüchern und entsprechende Verträge waren unterzeichnet.

Fest steht, dass der Werkzeugspezialist im Frühjahr mit dem Bau der neuen Niederlassung im Ludwigsburger Gewerbegebiet Waldäcker beginnen wird. Das dortige Grundstück ist 48 000 Quadratmeter groß. Nachbarn sind die Firmen Beru sowie Mann und Hummel. „Spätestens im September 2013 wollen wir umziehen“, so Heilemann. In der Hahn-Kolb-Zentrale an der B 10 arbeiten derzeit 280 Beschäftigte: „Deutschlandweit haben wir 400 Mitarbeiter.“ Das Tochterunternehmen der Würth-Gruppe habe selbst 15 Töchter. Der Jahresumsatz der Hahn-und-Kolb-Gruppe liege bei 200 Millionen Euro. Der Grund für den Umzug seien die beengten Verhältnisse am Standort Feuerbach, wo Hahn und Kolb seit 1973 die Zentrale seines Handelsunternehmens für Werkzeuge und Werkzeugmaschinen betreibt. „Wir sind in den letzten Jahrzehnten unheimlich gewachsen. Die Logistik am Standort Feuerbach auf fünf Stockwerken zu betreiben, gestaltete sich zunehmend schwierig“, sagt der Geschäftsführer.

Der Werkzeugspezialist braucht eine größere Fläche

Zehntausende Werkzeuge werden in dem Unternehmen lagerhaltig geführt, um sie kurzfristig an die Industriekunden in ganz Deutschland auszuliefern. Das Unternehmen braucht ein großes Lagervolumen mit kilometerlangen Regalreihen. Man habe daher beschlossen, mehr in die Fläche zu gehen und nach einem neuen Standort „mit wenigstens drei, besser aber vier Hektar gesucht“. Der Geschäftsführer betont, dass das Unternehmen gerne am Standort Stuttgart geblieben wäre, aber kein entsprechend großes Areal in der Landeshauptstadt gefunden habe.

„Natürlich bedauern wir das“, sagt die Leiterin der städtischen Wirtschaftsförderung, Ines Aufrecht, „aber vier Hektar Fläche kann die Stadt aus ihrem eigenen Portfolio momentan nicht bieten“. Die einzige Ausnahme sei der Neckarpark, andernorts verfüge die Stadt nicht über derart große Gewerbe- und Industrieflächen. Die 12 000 Quadratmeter große Fläche an der Ecke Borsig-/Heilbronner Straße sei an einen Stuttgarter Automobilkonzern gegangen, sagt die Wirtschaftsförderin.

Daimler hat das Gelände gekauft

Anscheinend waren verschiedene Automobilunternehmen an dem erstklassig gelegenen Gelände in der Nähe des Nordtor-Plazas interessiert und haben den Finger gehoben. Der Autobauer aus Untertürkheim trat aufs Gas und machte letztendlich das Rennen. „Wir haben das Gelände im September des letzten Jahres gekauft“, sagt Daimlersprecher Markus Mainka. Über den Kaufpreis macht er keine Angaben. Welche Pläne der Autobauer auf dem 12 000 Quadratmeter Areal verfolgen werde, stehe noch nicht fest. „Das Gelände liegt in unmittelbarer Nähe zu dem Mercedes-Benz-Forum an der Heilbronner Straße und bietet somit eine Option für eine eventuelle Erweiterung“, sagt der Unternehmenssprecher. Ende 1997 wurde der Mercedes-Autosalon mit der 18 Meter hohen Glasfassade an der B 10 eröffnet.

Auch andere Häuser an der Stuttgarter Automeile investieren in Neubauprojekte. Der Autobauer aus Ingolstadt plant an der Heilbronner Straße 328 ein neues Audi-Terminal zu bauen. Die Genehmigung für den Audi-Neubau sei erteilt, der Spatenstich sei am 14. Februar, sagt Kirsten Rickes, die Leiterin des Baurechtsamtes.