Die Ingolstädter legen mit einer neuen Niederlassung an der Heilbronner Straße vor. VW, Porsche und Mercedes wollen nachlegen. Foto: Peter Petsch

Wer an der Stuttgarter Automeile mit einer schicken Niederlassung präsent ist, gewinnt Image und verschafft sich Vorteile im Wettbewerb. Insofern hat Audi mit der 45 Millionen Euro schweren Investition an der Heilbronner Straße ein Ausrufezeichen gesetzt.

Stuttgart - Was dem Einzelhändler die Königstraße ist, das stellt die Heilbronner Straße für die Automobilbranche dar: 1-a-Lage. Mittendrin, statt nur dabei. Für die Hersteller Marken ist es eine Prestige-Sache auf der Automeile der Stadt vertreten zu sein.

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So hatte Gunnar Severin, Geschäftsführer der Audi Stuttgart GmbH, am Donnerstag allen Grund mit stolz geschwellter Brust seine Gäste durch das neue Audi-Zentrum zu führen. In unmittelbarer Nachbarschaft von Peugeot und Mercedes hat Audi in zwei Jahren Bauzeit 45 Millionen Euro investiert, um den Kunden ein „neues Markenerlebnis“ (Severin) zu schaffen. Das ist jedoch nur die halbe Wahrheit. Tatsächlich verbinden die Ingolstädter viel mehr mit dem neuen Terminal, der auf zwei Etagen (24 000 m²) Platz für 42 neue Audis bietet. Man will sich damit von der Konkurrenz abheben – vor allem von Platzhirsch Mercedes.

„Für uns ist es extrem wichtig, auf dieser Automeile eine derartige Repräsentanz geschaffen zu haben“, sagt Severin, „das bringt uns einen Wettbewerbsvorteil.“ So gesehen darf die Firma ihren Werbeslogan („Vorsprung durch Technik“) auf der Heilbronner Straße umwidmen: Vorsprung in Stuttgart. Denn auch die Mitbewerber planen, sich an der Automeile niederzulassen. Das Mercedes-Forum will sich gleich gegenüber auf dem Hahn-und-Kolb-Gelände vergrößern. VW will ebenfalls ein Standbein auf der Heilbronner Straße und Porsche hat die Absicht am Pragsattel eine Duftmarke zu setzen. Dort, auf dem Gelände an der Heilbronner Straße 261, hat bisher Audi seine Gebrauchtwagen-Dependance. Die soll in die Räume der bisherigen Niederlassung umziehen. Damit will Audi seine Ambition und Ziele unterstreichen. „Wir wollen bis 2020 der erfolgreichste Automobilhersteller im Premiumbereich sein“, sagt Vertriebschef-Südwest Achim Saurer, „auf dem Weg dahin ist dieser Terminal ein wichtiger Baustein. Hier sollen fährlich 4000 Neuwagen und 5000 Gebrauchte vermarktet werden.“

Umsatz von 290 Millionen Euro

Damit orientiert sich Saurer an den bisherigen Zahlen: 2012 hat Audi 4376 Fahrzeuge im Neuwagengeschäft abgesetzt. Zudem wurden 4834 Gebrauchtwagen und 83 018 Servicestunden verkauft. Zusammen gerechnet ergibt das einen Umsatz von 290 Millionen Euro. Im Jahr 2013 rechnet man vorsichtiger. Die Umsatzerwartungen liegen bei 261 Millionen Euro.

An den Plänen, sich an der Automeile als Nummer eins durchzusetzen, ändert das wenig. Das neue Gebäude mit der Hausnummer 340 soll dabei helfen. Durch Ausstattung, Anmutung und Größe – der Bau besitzt 800 Quadratmeter Glasfläche, um die Karossen ins rechte (Tages-)Licht zu setzen. „Durch die große Verkaufsfläche können wir zeigen, was hier haben. Der Kunde hat hier eine ganz andere Auswahl als bisher“, sagt Gunnar Severin.

Auf Finanzbürgermeister Michael Föll, der bei der bei der Eröffnungsfeier OB Fritz Kuhn vertrat, wirkte die Repräsentanz gewaltig. „Wow“, schwärmte er, „was für ein Glanzstück auf der Automeile – das gilt auch städtebaulich und architektonisch. Ich bin schwer beeindruckt. Und freu mich über das Bekenntnis von Audi zum Wirtschaftsstandort Stuttgart.“ Wie die Dinge liegen, darf Föll diese Rede bald wieder aus der Tasche ziehen. Nämlich dann, wenn VW, Porsche und Daimler den Vorsprung von Audi auf der Automeile durch ähnliche Niederlassung egalisiert haben.