Blick auf die Heidelberger Altstadt Foto: stock adobe/Matthias

Wie Mannheim will auch Heidelberg einen Nachtbürgermeister. Doch die Ausschreibung muss wiederholt werden. Die ersten Bewerber springen ab, auch weil sich die Parteien im Stadtrat uneins sind.

Heidelberg - Untermalt von einem großen Medienecho hat die Stadt Heidelberg Anfang des Jahres die Stelle eines Nachtbürgermeisters ausgeschrieben. „Vielfältige Aufgaben erwarten Dich“, hieß es in der Anzeige. Von der „Entwicklung eines Nachtkulturkonzepts“ und „vertieften Kenntnissen im Konfliktmanagement“, bis zur „Bereitschaft auch nachts und an Feiertagen zu arbeiten“, reichten die Anforderungen.

Die Bezahlung war im Vergleich dazu eher überschaubar. 30 Euro Honorar pro Stunde und eine Arbeitszeit von 160 Stunden monatlich, befristet auf ein Jahr, offerierte die Stadt. 19 Interessenten haben bis zum Sommer ihre Bewerbungen eingereicht und sich einer Online-Jury gestellt, drei davon – zwei Einzelbewerber und ein Zweierteam – kamen in die Endauswahl. Ursprünglich sollte der Gemeinderat im Oktober die Entscheidung treffen. Doch inzwischen wurde der Termin auf Betreiben der Verwaltung auf das nächste Jahr verschoben.

Verdacht auf Scheinselbstständigkeit?

Offizieller Grund dafür ist nicht nur die Corona-Pandemie, sondern auch ein Brief des Heidelberger Finanzamts an die Stadtspitze. Die Steuerfahndungsstelle habe die Ausschreibung des Stelle des Nachtbürgermeisters als Honorar-Kraft wegen möglicher Scheinselbstständigkeit kritisiert und das Verfahren beanstandet, hatte der parteilose Oberbürgermeister Eckart Würzner dem Gemeinderat berichtet. Nach einigen Kontroversen und gegen den Wunsch der grünen Mehrheitsfraktion, den Posten trotzdem noch dieses Jahr aus den Reihen der bisherigen Bewerber zu besetzen, hat der zuständige Ausschuss Ende November beschlossen, die Ausschreibung nochmals vollkommen neu zu starten.

Da hatten zwei der bisherigen Kandidaten die Segel schon leicht entnervt gestrichen und ihre Bewerbung wieder zurückgenommen. Der eine, Alexander Beck, hatte im Oktober ein anderes Angebot bekommen und ist nun für das Marketing der Heidelberger Schlossgastronomie tätig. Er sei gespannt, wie die Stellenbesetzung weiter gehe, kommentierte er das bisherige Vorgehen der Stadt. „Ich glaube nach wie vor, dass Heidelberg zur Lösung der Probleme dringend einen Nachtbürgermeister braucht“, versicherte Alexander Beck.

Ausgeschiedene Bewerber äußern Kritik

Dieser Meinung ist auch Benjamin Punke; der 38-Jährige studierte Soziologe und Pädagoge war in den letzten Jahren als DJ und Veranstalter von Groß-Parties in ganz Süddeutschland aktiv. „Ich kenne das Nachtleben und dachte, ich hätte gute Voraussetzungen für den Posten“, sagt er. Inzwischen sei er allerdings doch etwas enttäuscht. „Mein Eindruck ist, dass sich die Parteien selbst nicht richtig einig sind, was sie von dem Nachtbürgermeister wollen“, sagte Punke. Er sei an praktischen Lösungen orientiert. Seine Kritik: „Das Hin und Her, das hat mir einfach zulange gedauert, deshalb habe ich schließlich zurückgezogen.“

Weiter im Rennen bleiben will das Team Hannes Diether und Florian Schweikert, auch sie sind bisher vor allem als DJ und Veranstalter aktiv. „Es ist schon so, dass einiges anders hätte laufen können, aber wir glauben noch immer daran, dass alles gut wird“, ließen sie verlauten. Bei der Stadt soll es nun im Übrigen ganz schnell gehen: Am 2. Dezember hat sie den der Nachtbürgermeister-Posten erneut ausgeschrieben – formal als Festanstellung nach dem Tarif des Öffentlichen Dienstes in der Gruppe E 12. Schon am 13. Dezember ist Bewerbungsschluss.

Die ersten Interessenten hätten sich bereits gemeldet, teilte das Rathaus auf Anfrage mit. Der Fahrplan ist eng: Eine Personalfindungskommission solle zunächst eine Auswahl treffen, am 10. Februar 2012 solle dann der Gemeinderat endgültig entscheiden, sagte die Sprecherin der Stadt.