Der Weg zum Erwachsensein ist holprig und voller Stolperfallen. Mit ein paar davon beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler auf der Bühne. Foto: Tobias Metz

Schüler des Heidehof-Gymnasiums und der Berger Schule spielen gemeinsam Theater. Das Stück wurde seit vergangenen Oktober gemeinsam erarbeitet. Insgesamt sind drei Aufführungen geplant.

S-Ost -

Nicht immer läuft im Leben alles so, wie man es sich wünscht. Das wissen auch die Schüler des evangelischen Heidehof-Gymnasiums und die Förderschüler der Berger Schule im Stuttgarter Osten. Welche „Stolpersteine“ es im Leben, in der Schule, im Job oder in der Liebe geben kann, haben die Schüler in einem gemeinsamen Theaterprojekt selbst erarbeitet. Unter der Leitung des stellvertretenden Schulleiters des Heidehof-Gymnasiums, Johannes Wahl, wird das Stück mit dem Titel „Stolpersteine“ am 20. und 21. Juni der Öffentlichkeit präsentiert.

Elf Schüler auf der Bühne

„Im Oktober haben wir angefangen, mit den Schülern verschiedene Themen rund ums Erwachsenwerden zu erarbeiten“, erklärt Johannes Wahl. „Die Schüler sollten sich mit Fragen zu ihrer beruflichen Zukunft, zu Liebe oder Partnerschaft auseinandersetzen und sich überlegen, was ihren Vorstellungen im Wege stehen könnte.“ Ausgehend von diesen Fragen sollten die Schüler eigene Theaterszenen entwickeln – zu Themen wie Speed Dating, zu einem Wiedersehen nach vielen Jahren oder zum Vorstellungsgespräch bei einem künftigen Arbeitgeber. Manche Ideen wurden wieder verworfen, einige Szenen wurden ausgebaut und aufgeschrieben. „Daraus hat sich dann ein Stück entwickelt, das einen roten Faden zwischen den unterschiedlichen Szenen spannt“, so Wahl. Alle Szenen werden gemeinsam von Gymnasiasten und Förderschülern gespielt – mit der Unterstützung eines Theaterpädagogen. Das gesamte Stück über sind alle elf Schüler der Theatergruppe auf der Bühne.

Die Kooperation zwischen den beiden Schulen läuft bereits seit mehr als zehn Jahren. Seither geben Schüler aus unterschiedlichen Klassen einmal pro Jahr eine gemeinsame Theatervorstellung. „Anfangs waren das Stücke wie ‚Emil und die Detektive‘ oder ‚Robin Hood‘“, so Wahl. „Jetzt haben die Schüler zum zweiten Mal selbst ein Stück erarbeitet.“

Vorurteile gibt es an beiden Schulen

Die Zusammenarbeit von Gymnasiasten und Förderschülern laufe gut, meint Wahl – auch wenn es auf beiden Seiten Vorurteile gebe. „Manche Förderschüler denken, Gymnasiasten seien arrogant, manche Gymnasiasten halten Förderschüler für ‚asozial‘“, sagt der Pädagoge. „Mit dem Kooperationsprojekt wollten wir die Schüler zusammenführen und solche Vorurteile ausräumen.“ Dass dieser Plan offenbar aufgegangen sei, zeige das Verhalten der Schüler bei den Proben. „Wenn zum Beispiel ein Text von einem Schüler stockend gelesen wird, haben die Gymnasiasten viel Geduld“, so Wahl. Außerdem seien durch das Theaterspiel viele positive Effekte bei den Förderschülern bemerkbar. „Manche sind anfangs sehr schüchtern, kommen dann aber total aus sich heraus. Oft bin ich auch überrascht, dass ein Schüler überhaupt auf die Förderschule geht.“

Für Johannes Wahl ist das Kooperationsprojekt mit der Berger Schule ein ganz selbstverständlicher Teil der Inklusion. Dass dieses Projekt und die langjährige Partnerschaft beider Schulen aber durchaus etwas Besonderes ist, zeigt eine Einladung des Lehrerseminars zum diesjährigen Inklusionstag im Juli. Dort sollen die Schüler ihr Stück im Rahmen einer Podiumsdiskussion präsentieren. Vorher aber zeigen die jungen Theatermacher am Heidehof-Gymnasium, wie gut ihre Kooperation funktioniert: Das Stück „Stolpersteine“ ist am heutigen Mittwoch, 20. Juni, um 19.30 Uhr und am Donnerstag, 21. Juni, um 11.35 Uhr in der Aula des Heidehof-Gymnasiums, Heidehofstraße 49/50, zu sehen. Alle Interessierten sind herzlich willkommen. Der Eintritt ist frei.