Bürgermeister Werner Wölfle und die Schüler fühlten sich gegenseitig auf den Fairness-Zahn. Foto: Caroline Fiedmann

Ob der Stuttgarter Verwaltungsbürgermeister Werner Wölfle privat wohl fair gehandelte Waren kauft? Jugendliche der Hedwig-Dohm-Schule in Stuttgart-Nord haben bei einer Diskussion über Fairtrade mal nachgehakt.

S-Nord -

Menschenunwürdige Arbeitsbedingungen, Löhne unter dem Existenzminimum und Kinder, die zu harter körperlicher Arbeit gezwungen werden. Solche Lebensumstände sind in manchen Teilen dieser Erde bittere Realität. Fairer Handel trägt dazu bei, Menschen in den ärmsten Regionen der Erde zu unterstützen und ihnen ein besseres Leben zu ermöglichen. Denn so erhalten die Produzenten von Lebensmitteln oder Textilien faire Preise für gute Arbeit.

Auch Schüler der Hedwig-Dohm-Schule in Stuttgart-Nord haben sich im Rahmen der Aktionstage „Fair macht Schule“ mit dem Thema beschäftigt. Zum Abschluss der Projekttage, die in Kooperation mit dem Dachverband Entwicklungspolitik Baden-Württemberg e.V. organisiert wurden, haben sie im Welthaus Stuttgart mit Verwaltungsbürgermeister Werner Wölfle über fairen Handel und Konsumverhalten diskutiert.

Gar nicht so einfach

Dabei betonte Wölfle, dass jeder Einzelne seine eigene Mitverantwortung erkennen müsse und sich einbringen solle, um tatsächlich etwas zu verändern. „Unser Wohlstand geht auf Kosten anderer“, so Wölfle. „Da muss man etwas zurückgeben.“ Entsprechend sei der Stadt Stuttgart daran gelegen, den fairen Handel nachhaltig ins Bewusstsein der Menschen zu rücken. Daher habe man sich auch vor einigen Jahren als Fairtrade-Stadt zertifizieren lassen. Allerdings sei es für die Stadt gar nicht so einfach, stets fair gehandelte Waren zu kaufen – einerseits aufgrund der strengen Ausschreibungsrichtlinien, die für öffentliche Stellen gelten und andererseits, weil nicht immer alle Fairtrade-Produkte verfügbar seien. „Deshalb haben wir inzwischen eine Stelle eingerichtet, die prüft, wie man ausschreibungskonform an mehr Fairtrade-Produkte kommen kann.“

Die 18-jährige Svenja, die das berufliche Gymnasium an der Hedwig-Dohm-Schule besucht, wollte im Gespräch von Bürgermeister Wölfle wissen, ob die Stadt bei fair gehandelten Waren auch die Seriosität der Fairtrade-Siegel überprüft. Wölfle räumte ein, dass es meist schwierig sei, seriöse von unseriösen Siegeln zu unterscheiden. „Es müsste klare Labels geben, bei denen jeder weiß, was dahinter steckt“, so Wölfle.

Auch Wölfle ist „manchmal bequem“

Wie der Verwaltungsbürgermeister privat mit dem Thema umgehe und ob er selbst fair gehandelte Waren kaufe, wollte der 18-jährige Tobias wissen. Bei einigen Sachen, erklärte Wölfle, sei klar, dass er sie im Weltladen kaufe. Aber auch er sei „manchmal bequem“ und kaufe teilweise auch in anderen Geschäften ein. Diese Frage nach dem eigenen Konsumverhalten gab Wölfle dann auch gleich zurück an die Schüler. „Das Thema Fairtrade ist einem schon im Bewusstsein, aber Lebensmittel kaufen eher unsere Eltern an“, erklärte Malin (18). Die gleichaltrige Emily gab zu, bei Kleidung „schon nach dem Preis“ zu schauen und „mal kurz zu H&M“ zu gehen. Und die 17-jährige Laure sagte, dass fairer Handel für sie bisher keine Rolle gespielt habe. Deshalb wünsche sie sich mehr Informationen und Veranstaltungen zu Fairtrade, „damit das Thema präsenter wird“.

Zum Abschluss der Diskussionsrunde gab Wölfle den Schülern noch ein paar Worte mit auf den Weg: „Die Ungleichheiten auf dieser Welt zerstören unseren Planeten.“ Das könne nur besser werden, wenn sich die Lebensbedingungen aneinander anglichen. „Am wichtigsten ist, dass jeder Einzelne etwas tut – auch wenn es kleine Schritte sind – und andere motiviert“, sagte er.