Der Weingärtner Jürgen Koch zeigt, wo es in der Kelter besonders klemmt. Foto: Schmidt

2009 hat die Stadt einen Teil des Weinhauses renoviert. Der zweite Bauabschnitt steht nach wie vor aus.

Hedelfingen - Der Bodenbelag bröckelt, die Wasserleitungen rosten, und auch die Entwässerung des Gebäudes funktioniert schon lange nicht mehr einwandfrei. Die Hedelfinger Kelter ist in einem schlechten Zustand; seit Jahren wünschen sich die Weingärtner im Ort deshalb, dass das städtische Bauwerk aus dem Jahr 1901 renoviert wird. Kürzlich haben auch die Bezirksbeiräte die Sanierung der Kelter ganz oben auf ihre Wunschliste für den Doppelhaushalt 2014/15 gesetzt.

Die Kelter ist auch Veranstaltungsort

Das Hedelfinger Weinhaus ist viel mehr als nur ein Ort, an dem die 18 anliefernden Mitglieder der örtlichen Weingärtnergenossenschaft ihre Trauben pressen. Das betont auch Alfred Binder, der Vorsitzende der Hedelfinger Weingärtner. In und rund um die Kelter werden alle größeren Feste des Bezirks gefeiert, vom Feuerwehr-Jubiläum bis zur Kirbe. Auch das traditionelle Neujahrswiegen findet in der Kelter statt. Wenn dieser Veranstaltungsort wegfallen würden, „können sie Hedelfingen zumachen.“ Mit diesen Worten spitzt das Genossenschaftsmitglied Jürgen Koch die Auswirkungen eines Sanierungsstaus zu. Binder ergänzt, dass es in der Kelter schon heute viele Stolperfallen gebe. Damit bei den Festen kein Besucher zu Schaden kommt, flicken die Weingärtner die Löcher vor jeder Veranstaltungen provisorisch selbst. Doch das ist kein Dauerzustand, zumal jede Flickschusterei irgendwann an ihre Grenzen stößt. „Mit dem Hochdruckreiniger kann man den Boden gar nicht mehr reinigen; der Belag würde durch die Kraft des Wasserstrahls nur noch mehr beschädigt“, sagt der Weingärtner Gerhard Haidle. Bislang behelfe man sich damit, dass man alles „besonders hartnäckig putzt“. Denn wenn das Gebäude nicht mehr sauber gehalten werden kann, kommt auf die Weingärtner ein anderes Problem zu: In der Kelter werden Lebensmittel hergestellt, es gelten besonders strenge Hygienevorschriften. Das Gebäude wird regelmäßig von der Weingärtnerzentralgenossenschaft (WZG) überprüft. Der überalterte Wasserschacht könnte für die Genossenschaft aus dem gleichen Grund in Zukunft zum Problem werden.

Auch deshalb hat sich die Stadt vor gut vier Jahren entschieden, einen ersten Bauabschnitt der Kelter zu sanieren. Um die Zertifizierung der WZG sicherzustellen, hat man damals einen Teil der Bodenplatte aus hygienischen Gründen erneuert, erklärt Thomas Zügel, der Leiter des zuständigen Liegenschaftsamtes. Um Substanzschäden abzuwenden, sei außerdem das undichte Dach repariert worden. 142 000 Euro hat die Stadt damals in die Kelter investiert; im August 2009 wurden die Arbeiten abgeschlossen. Seither ist nichts mehr passiert.

Bauarbeiten kosten 600 000 Euro

Die Bauarbeiten seien damals ganz bewusst in zwei Abschnitte aufgeteilt worden. „Die Maßnahmen aus dem ersten Bauabschnitt waren sofort notwendig um Substanzschäden abzuwenden“, sagt Zügel. Für den zweiten Bauabschnitt, der nach den Worten des Amtsleiters drei größere Maßnahmen umfasst, sei damals kein Geld da gewesen. Die Erneuerung der Dachentwässerung und der Entwässerung im Innenbereich stehen deshalb noch aus. Auch die Bodenplatte im Bereich der Traubenbearbeitung, der Lagerfläche für Geräte sowie im Kühlhaus müssen ausgetauscht werden. Zügel geht davon aus, dass die Bauarbeiten die Stadt rund 600 000 Euro kosten werden. Priorität habe für ihn die Dachentwässerung. An zweiter Stelle stehe die Entwässerung im Innenbereich und die Erneuerung der Bodenplatten im Bereich der Traubenbearbeitung; erst danach werde man sich um die restliche Bodenplatten kümmern. Auch der Amtsleiter sieht Handlungsbedarf. Je nach Priorität seien die Arbeiten „in den nächsten zwei bis fünf Jahren durchzuführen“.