Nach wie vor wurde über die Zukunft der Steinenbergschule Foto: Zweygarth

Die Diskussion über die Zukunft der Steinenbergschule wird von den Eltern sehr kontrovers geführt.

Hedelfingen - Eine Schülerin bemalt ihr selbst gebasteltes Vogelhaus. In einem anderen Klassenzimmer probieren die Fünftklässler mit ihrer Lehrerin aus, ob sie auf Luftballons stehen können und nebenan beim Englischunterricht arbeitet jeder an seinem eigenen Wochenplan, der je nach Lernniveau des Schülers knifflig oder weniger knifflig ist – und dann gibt es Mittagessen für alle. So sieht der Schulalltag an der Steinenbergschule aus.

Dokumentiert haben ihn Schüler und Lehrer in einem Film. Den hat der Schulleiter Detlef Storm bei der Diskussionsveranstaltung über die Zukunft seiner Schule den zahlreich erschienenen Eltern und Lokalpolitikern vorgeführt. Die Meinungen darüber, ob nach der Schließung der Werkrealschule am Steinenberg hier ein Gymnasium oder die neue Schulform Gemeinschaftsschule entstehen soll, gehen weit auseinander, und die Debatte zwischen den Eltern und den Vertretern des staatlichen Schulamts war bei dieser Veranstaltung sehr emotional.

Für die Genehmigung einer Gemeinschaftsschule muss bereits ein Konzept für das gemeinsame Lernen in Gruppen und der individuellen Förderung vorliegen, ebenso die Ausrichtung als Ganztagsschule. Zudem müssen die Schüler ein warmes Mittagsessen bekommen. Alle drei Bedingungen erfüllt die Steinenbergschule.

„Es geht darum, die Kinder zu fördern“

„Das ist das Ergebnis von vier Jahren Entwicklungsarbeit“, kommentiert Storm das mit Stolz. Bei vielen Eltern, die ihre Kinder gern auf dem Gymnasium sehen würden, überwiegt jedoch die Skepsis gegenüber der neuen Schulform, in der es keine Noten mehr gibt und Schüler aller Lernniveaus in Gruppen zusammen arbeiten. Dies funktioniere vielleicht im ländlichen Raum, aber nicht in den Neckarvororten, argumentierte ein Vater. Die Nachfrage nach dem Gymnasium werde nach dem Wegfall der Grundschulempfehlung weiter steigen, prognostizierte er. Deshalb brauche Hedelfingen das Gymnasium.

Seit dem Schuljahr 2004/2005 ist die Übertrittsquote in den Stadtbezirken auf das Gymnasium um 40 Prozent auf jetzt 55 Prozent gestiegen. Konkret sind dies 168 Schüler, die von den Grundschulen der vier oberen Neckarbezirke ans Gymnasium gewechselt haben. Auf dem Wirtemberg-Gymnasium in Untertürkheim fehlen deshalb heute schon 70 bis 80 Plätze, wie Phillip Forstner vom staatlichen Schulamt anhand der Statistik erklärte. Die Frage stelle sich jedoch, ob diese Schüler überhaupt ans Wirtemberg-Gymnasium wollten oder ob sie sowieso ein anderes Profil gewünscht haben, konterte eine Diskussionsteilnehmerin, die engagiert für die Gemeinschaftsschule Partei ergriff. „Benutzen Sie heutzutage nicht auch einen Flachbildschirm und ein Smartphone? Die Zeiten ändern sich, nur die Schule soll immer gleich bleiben.“ Sie appellierte, der Stadtbezirk solle die Chance für die neue Schulform ergreifen. Eine Großmutter erntete Beifall als sie einigen der Eltern empfahl, die Kinder gemäß ihrer Begabungen und Neigungen lernen zu lassen und sich nicht von vorneherein auf das Gymnasium zu kaprizieren. Eine Mutter begrüßte, dass die Gemeinschaftsschule den Eltern den Druck nehme, für die erst zehnjährigen Kinder den weiteren Lebensweg zu entscheiden.

Die Befürworter des Gymnasiums würdigten zwar die Gemeinschaftsschule als gelungenes Modell, wollen sie aber nicht in ihren Stadtbezirken: „Das geht nur, wenn auch Gymnasiasten da sind“, gab ein Elternvertreter zu bedenken. Auch die Tatsache, dass Jugendliche, die nach der zehnten Klasse in der Gemeinschaftsschule das Abitur an einem Gymnasium ablegen wollen, die Schule wechseln müssen, beunruhigte schon jetzt einige der Eltern. Andererseits ermunterte der Stadtrat Manfred Kanzleiter (SPD) die Eltern, Mut für die neue Schulform aufzubringen. „Es geht darum, die Kinder zu fördern“, sagte er . Die beiden Bezirksvorsteher von Hedelfingen und Obertürkheim, Hans-Peter Seiler und Peter Beier, animierten die Besucher zum Abschluss, an der Abstimmung über beide Schularten teilzunehmen. „Wir wollen ein Stimmungsbild haben“, erklärte Seiler.

Überraschendes Ergebnis

Das Ergebnis war überraschend: Für die neue Schulform sprachen sich 20 der Anwesenden aus, sieben für ein Gymnasium. Von den elf anwesenden Eltern, deren Kinder heute noch den Kindergarten besuchen und die somit die Schüler der Zukunft auf dem Steinenberg sein werden, stimmten jedoch nur vier für die Gemeinschaftsschule und sieben für das Gymnasium. Das Schulamt wird weiter prüfen, was sich für Hedelfingen besser eignet. Einen Termin für die Entscheidung gebe es dafür noch nicht, erklärte Beate Westhauser vom Schulverwaltungsamt.