Die Geschäfte der Heckler & Koch GmbH in Oberndorf liefen schon besser. Nun kommt Geld vom Mehrheitseigner Andreas Heescher. Foto: dpa

Querelen um das Sturmgewehr G36, Streit mit der Bundesregierung, angeklagter Ex-Mitarbeiter: Die Geschäfte von Heckler & Koch liefen zuletzt nicht mehr so gut. Der Firmenchef greift nun zur eigenen Geldbörse und pumpt 60 Millionen Euro in die Firma.

Oberndorf - Mit einer kräftigen Finanzspritze vom eigenen Chef will der Waffenhersteller Heckler & Koch wieder auf Kurs kommen. Der Mehrheitseigner Andreas Heeschen habe der Firma 60 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, teilte die Heckler & Koch GmbH am Dienstag in Oberndorf mit. Grund ist die schlechte Bewertung am Finanzmarkt - die Ratingagentur Standard & Poors hatte der Waffenschmiede zuletzt die schlechte Note „CCC“ ausgestellt und einen negativen Ausblick attestiert. Vor allem mangels Exportlizenzen für Waffenlieferungen in den Mittleren Osten waren Gewinn und Umsatz 2014 eingebrochen.

Die Nettoverschuldung liege künftig nur noch bei etwa 200 Millionen Euro. Die geringere Schuldenlast sei ein Signal an Firmen, dass Heckler & Koch ein zuverlässiger Partner sei, erklärte Heeschen. „Wir sind ein Mittelständler mit Spitzentechnologie - das ganz schlechte „CCC“-Rating ist da völlig unangemessen“, sagte der Manager der Deutschen Presse-Agentur. Wohl Mitte 2017 werde man mit „B“ eingestuft, dadurch werde man hohe Zinsbeträge für Kredite sparen.

2014 sanken Erlöse um 30 Prozent

Das nicht-börsennotierte Unternehmen hatte 2013 noch einen Umsatz von 221 Millionen Euro, ein Jahr später sanken die Erlöse um 30 Prozent auf 155 Millionen Euro. Der operative Gewinn brach um 64 Prozent auf 22 Millionen Euro ein. Vor allem die in Sachen Waffenexporten relativ restriktive Politik der Bundesregierung machten Heckler & Koch einen Strich durch die Rechnung, eine Ausfuhrlizenz nach Saudi-Arabien wurde bisher beispielsweise nicht erteilt.

Negativ in die Schlagzeilen kam die Firma zudem wegen Präzisionsmängeln beim Sturmgewehr G36. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) ordnete im September an, die 167.000 Exemplare der Bundeswehr auszumustern und Zehntausende neue Gewehre anzuschaffen. Mit Blick auf die Präzisionsvorwürfe schüttelt Heeschen den Kopf: Das G36 sei geliefert worden wie bestellt. Es gebe aber neue Anforderungen an Bundeswehr-Waffen mit schnellerem Schusszyklus oder größeren Kalibern. An die Neuausschreibung 2016 knüpft er hohe Erwartungen. Auch die Polizei ist ein wichtiger Abnehmer - bald staffiert Heckler & Koch eigenen Angaben zufolge die Ordnungshüter in Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern mit neuen Pistolen aus.

Der 54-jährige Heeschen blickt optimistisch in die Zukunft und begründet dies mit einem generell steigenden Bedarf an Handfeuerwaffen. Dies sehe man auch an einem Nato-Gipfelbeschluss vom vergangenen Jahr, demzufolge viele Mitglieder des Bündnisses ihre Verteidigungsausgaben steigern müssen - unter solchen Ländern ist auch Deutschland. „Wir Europäer sind mehr und mehr gefordert, unseren Beitrag zur Konfliktbewältigung zu leisten.“