Rund 70 Hebammen haben am Rathaus für bessere Arbeitsbedingungen demonstriert Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Mehr als 70 Geburtshelferinnen haben am Dienstagvormittag ihren Frust auf den Rathausplatz getragen: Sie demonstrierten für bessere Arbeitsbedingungen. Einige sehen ihren Berufsstand in Gefahr.

Stuttgart - Um Punkt 11 Uhr ertönt ein lauter Pfiff vor dem Rathaus. Ein paar Dutzend Frauen reihen sich hinter die Hebamme Ruth Hofmeister. Sie hält ein Schild in der Hand: „Zur Geburt bitte hinten anstellen“. Mehr als 70 Hebammen haben am Dienstagvormittag vor dem Rathaus für bessere Arbeitsbedingungen demonstriert.

Eine katastrophale Betreuungssituation für schwangere Frauen und eine unzumutbare Arbeitssituation, das sind zwei Gründe des Protests, erklären die Demonstrantinnen. „Wir wollen darauf aufmerksam machen, dass Frauen sich hinten anstellen müssen, wenn sie gebären wollen, hinter andere Schwangere, die auch warten und dasselbe Problem haben“, sagt Hofmeister, die im Geburtshaus Stuttgart-Mitte arbeitet. Den Hebammentag nahmen sie zum Anlass, um ihren Frust auf den Rathausplatz zu tragen. „Der Betreuungsschlüssel in den Kliniken ist schlecht. Auf eine Hebamme kommen viel zu viele Gebärende“, kritisierte die Wortführerin Hofmeister. Wer eine Hebamme suche, werde oft nicht fündig, da viele ob der schlechten Arbeitsbedingungen ausscheiden. Dies gefährde den Berufsstand.

Die Hebammen ziehen über den Marktplatz, skandieren Parolen, einige tragen Luftballons unter dem T-Shirt. Andere haben einen Kinderwagen dabei oder ihr Kind auf dem Arm. Dann ziehen die Hebammen zurück zum Rathaus. Auch die Mutter Nora Zöhrens ist mit dabei. Die Stuttgarterin hat ihre halbjährige Tochter im Schlepptau, an die eigene Suche nach einer Hebamme erinnert sie sich noch gut. „Nur für die Hälfte aller Mütter sind überhaupt noch Hebammen da. Das Schicksal dieses Berufsstandes ist unbegreiflich. Meine Mutter ist auch Hebamme, und ich bekomme alles hautnah mit“, sagt sie. „Es muss sich schnell etwas ändern.“