Die Show kann kommen: Elmar Jäger (links) und Pierre Seidel wollen beim Heavy-Metal-Karaoke-Abend Vollgas hören. Foto: Jäger, Seidel

Elmar Jäger und Pierre Seidel präsentieren im Schwarzen Keiler einen ausgefeilten Karaoke-Abend für die Metal-Gemeinde.

Irgendwie sind sie doch immer schon zur kurz gekommen bei der Karaoke-Party, die Freunde des Heavy Metal. Fans von Schlager und Pop haben eine große Auswahl, wenn das Playback beginnt und das Mikrofon in der Hand liegt – wer gerne Härteres hört und singen möchte, der durfte sich bei solcher Gelegenheit bislang als Randgruppe fühlen, allenfalls ein wenig Scorpions oder Deep Purple intonieren, und das war’s dann schon. Dabei sind Metal-Fans die leidenschaftlicheren Poser.

Der Schwarze Keiler war Stuttgarts erster Heavy-Metal-Club

Natürlich waren es zwei Stuttgarter, denen dieser Missstand auffiel und die sich augenblicklich daran machten, für Abhilfe zu sorgen. Im vorigen Jahr eröffnete mit dem Schwarzen Keiler an der Fritz-Elsas-Straße Stuttgarts erster Heavy-Metal-Club. Pierre Seidel und Elmar Jäger saßen dort, irgendwann vor Weihnachten, tranken ein Feierabendbier. „Elmar kam an und meinte: Sag mal, hast du schon mal Heavy-Metal-Karaoke gemacht?“, erzählt Pierre Seidel. „Ich sagte: Nee.“ Eine Idee war geboren.

Elmar Jäger wurde groß mit dem Thrash-Metal der 80er Jahre, war Mitbegründer des international erfolgreichen Sentinel Sound System, Mitbegründer des Stuttgarter Burlesque-Festivals im Friedrichsbau zudem, kreierte als Grafiker Poster und Plattencover für die Stuttgarter Hip-Hop-Szene. Pierre Seidel war viele Jahre für das Pop-Büro Stuttgart tätig und ist mit seiner Band Helldorados selbst Teil der Metal-Szene.

Teilnehmer können ihren Song auf dem Smartphone wählen

Mit den gängigen Standards beim Karaoke waren diese beiden natürlich nicht zufrieden: singen zu Midi-Files von einschlägigen DVDs, billiger Klang, geringe Songauswahl, gedruckt auf laminierten Listen, die auf den Tischen der Clubs ausliegen. „Wir haben Feldstudien angestellt“, erzählen sie. „Wir haben verschiedene Bars besucht, wir waren auch beim Neckar-Käpt’n auf der MS Wilhelma. Das war ein sehr lustiger Abend auf einem ausgebuchten Boot mit einer Menge singfreudiger Menschen.“ Aber es war nicht das, was Elmar Jäger und Pierre Seidel vorschwebte: „Wir haben das Konzept auf allen Ebenen geupdatet.“

Das beginnt schon bei der Songauswahl: Sie ist größer, spezieller, wird den Besuchern des Clubs über eine App angeboten, die mittels eines QR-Codes geladen werden kann. Die Teilnehmer können ihren Song auf dem Smartphone wählen; die Karaoke-Veranstalter gruppieren die Anfragen dann stimmig und eine Liste erscheint auf dem Phone.

Karaoke Massacre gibt es als Playlist auf Spotify

Der aktuelle Songkatalog für das Karaoke Massacre existiert als Playlist auf Spotify und umfasst rund 150 Titel. Das reicht von Danzig über Black Sabbath bis zu Slipknot, Nine Inch Nails, Tool, Helmet, Sepultura, Napalm Death. Alice Cooper, Kiss, Def Leppard, Judas Preist, Van Halen, Iron Maiden und Motörhead fehlen nicht. Metallische Diversität war oberstes Motto und auf harte Klänge für Frauen, jenseits von Doro, wurden besonderen Wert gelegt. „Bei uns findest du auch ganz obskure Bands, bis hin zum Death Metal“, versprechen die Veranstalter. „Das gibt es nirgendwo sonst beim Karaoke.“ Die Playlist darf zudem wachsen, wobei Songwünsche erst bei späteren Karaoke-Partys berücksichtigt werden können.

Die Programmierung ihrer Karaoke-App stemmten Elmar Jäger und Pierre Seidel nicht alleine; IT-erfahrene Freunde kamen zu Hilfe. Sie integrierten eine KI, die die Originalmusik der Metal-Bands in ein Karaoke-Format umwandelt. Wer möchte, der kann seinen Karaoke-Backing-Track mit gedämpfter Gesangsspur wählen, um mehr Sicherheit zu gewinnen.

Beim Karaoke zählt für die Macher vor allem die Party

Aber auch das ist noch nicht alles. Im Schwarzen Keiler finden mitunter Konzerte statt. Es gibt eine kleine Bühne. Für Elmar Jäger und Pierre Seidel ist die Party beim Karaoke das Wichtigste. Sie haben für die Requisiten gesorgt. Ob nun Nietenarmbänder, die „klassische Metal-Kutte“, Corpsepaint, die Bemalung der lebenden Toten – alles steht bereit. Auch „exorbitante Mikroständer“, übergroß und mit Totenköpfen geschmückt.

Das Metal Karaoke Massacre soll natürlich fortgesetzt werden, am besten regelmäßig und, mit Ausnahmen vielleicht, donnerstags. Die beiden Macher deuten an, dass sich am Eröffnungsabend Überraschungsgäste einstellen könnten, wollen mehr aber nicht verraten. Um 19 Uhr am Donnerstag, 25. Mai, beginnt der Spaß, gegen 23 Uhr soll er vorbei sein. Und: „Wir freuen uns auf das Abenteuer. Bei uns wird jeder gefeiert, für den Mut, einmal die Sau rauszulassen.“