Das Foto einer Wärmebildkamera macht die vier Heizdrähte in roter Farbe sichtbar, die in den Sicherheitsgurt eingewebt sind. Foto: ZF

Der Zulieferer ZF präsentiert bei der CES in Las Vegas einen beheizbaren Sicherheitsgurt. Dabei gehe es nicht nur um Komfort, sondern auch um größere Reichweite bei E-Autos.

Es gibt viele Anstrengungen, die Reichweite von Elektroautos zu optimieren. Die Ingenieure setzen unter anderem auf windschnittige Karosserien, neue Batterietechnik und die Rückgewinnung von Bremsenergie. Nach Ansicht des Autozulieferers ZF könnte schon bald eine relativ einfache Neuerung einen erheblichen Effekt beitragen: ein beheizbarer Sicherheitsgurt.

Am schwäbischen ZF-Standort Alfdorf (Rems-Murr-Kreis) wurde entwickelt, was die Firma mittlerweile zur Serienreife gebracht und jetzt bei der Consumer Electronic Show (CES) in Las Vegas präsentiert hat: der Heatbelt, dessen Name sich aus den englischen Begriffen für Hitze und Gurt zusammensetzt und sich nicht zufällig nach Seatbelt (Sicherheitsgurt) anhört.

Die Idee dahinter ist schnell erklärt. Anders als Verbrennungsmotoren produzieren Elektromotoren keine Abwärme, die zum Heizen des Innenraums genutzt werden könnte. Geheizt wird mit Strom aus der Batterie, was die Reichweite verkürzt. Gelingt es, energieeffizienter zu heizen, wächst der Bewegungsradius des Wagens.

Vier Heizdrähte erwärmen den Gurt auf 40 Grad Celsius

ZF setzt dabei auf Kontaktheizungen nahe am Körper der Fahrzeuginsassen – im Lenkrad und im Sitz, wie schon länger etabliert, und künftig auch im Sicherheitsgurt. „Die herkömmliche Klimaanlage nimmt zum Aufheizen des Innenraums Strom im Kilowattbereich auf, die Heizungen für Lenkrad, Sitz und Gurt kommen dagegen mit je 50 bis 100 Watt aus“, sagt Björn Kräft, der Entwicklungschef für Sicherheitsgurtsysteme bei ZF. Im Winter sei dadurch ein Reichweitengewinn von bis zu 15 Prozent möglich, lautet seine Rechnung.

Vier feine, kaum sichtbare Elektrodrähte sind in den Gurt eingewebt und heizen ihn auf 40 Grad auf. Bei den Insassen soll er laut Pressemitteilung für „ein gleichförmiges, körpernahes Wärmegefühl“ sorgen. Bei einem Test am Standort Alfdorf, Außentemperatur minus drei Grad, zeigt sich, dass dies umso besser funktioniert, je dünner die Kleidung zwischen Gurt und Körper ist. Zwar ist der Effekt auch durch den Winterkittel spürbar, ohne Jacke aber stellt sich der Wärmeeffekt schneller ein. ZF sieht darin ein „indirektes Sicherheitsplus“, da die Fahrerinnen und Fahrer animiert würden, die Jacke zum Fahren abzulegen. „Die Schutzwirkung des Gurts ist umso besser, je enger er anliegt“, sagt Kräft. Speziell bei Kurzstreckenfahrten ist es jedoch umständlich. Ein Problem könnten zudem die kalten Füße sein, die unbeheizt bleiben. Neu ist die Idee nicht, auch Ford und Mercedes experimentierten schon damit. 2025 könnten nun die ersten Serienautos mit beheiztem Gurt auf den Markt kommen. Man befinde sich in fortgeschrittenen Verhandlungen mit Herstellern, teilt ZF mit. Die Kosten für das System behält man für sich. Rechne man die gewonnene Reichweite in Kosten für Batteriekapazität um, käme man aber auf einen „hohen dreistelligen Betrag“, so Kräft.