Beim Auftritt von Flogging Molly 2017 – eine der vielen Bands, die regelmäßig auf den großen Festivalbühnen spielen. Foto: imago images/HMB-Media/Matthias Kimpel

Vom 17. bis 19. Juni findet in Neuhausen ob Eck das Southside Festival. Viele freuen sich schon jetzt auf einige der ganz großen Bands. Auffällig beim Blick in das Programm: Künstlerinnen sind nur wenige dabei.

Kings of Leon, Rise Against, Bring Me The Horizon, The Hives, Seeed, The Killers und einige weitere große Bands und Künstler sind beim Southside von diesen Freitag an die Headliner. Zurecht, werden die meisten Festivalbesucherinnen und -besucher wohl sagen. Schließlich sind das – größtenteils auch international – die ganzen Namen im Rockgeschäft.

Wer genau hinschaut, sieht aber auch: Unter den Headlinern findet sich praktisch keine Künstlerin. Und auch auf den kleineren Bühnen werden am Wochenende in Neuhausen ob Eck nur wenige Frauen stehen. Die Rapperin Nura, Jen Bender von Großstadtgeflüster und die Singer-Songwriterin Kat Frankie zählen zu den wenigen Künstlerinnen, die gebucht wurden.

Die Situation bei vielen anderen großen Festivals ist ähnlich. Die Organisation Music S Woman hat vorgerechnet, dass der Anteil von weiblich gelesenen Personen auf der Bühne bei dem Festival Rock am Ring in diesem Jahr gerade einmal bei 5,6 Prozent lag.

Comedian Carolin Kebekus konterte vor einigen Tagen

Es ist nicht das erste Jahr, in dem über den Frauenanteil auf den großen Rock- und Indiefestivals diskutiert wird. Fast jeden Sommer wir das Thema neu aufgerollt. Stark gemacht hat sich zuletzt Comedian Carolin Kebekus mit ihrem DCKS Festival in Köln (Abkürzung für „Die Carolin Kebekus Show“), auf dem ausschließlich Künstlerinnen aus der Musik- und Comedywelt auftraten.

Dass es anders geht, zeigte in der Vergangenheit auch das Hamburger Reeperbahnfestival. Die Veranstalter haben sich zum Ziel gesetzt, möglichst gleich viele Künstlerinnen wie Künstler auf die Bühnen zu holen und arbeiten mit der Initiative Keychange zusammen, die sich für mehr Gleichberechtigung in der Musikszene einsetzt. Unter den Botschafterinnen der Organisation findet sich unter anderem die Sängerin Joy Denalane.

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Aber auch andere Künstlerinnen wie Judith Holofernes machen sich öffentlich für ein anderes Booking stark. Mit ihrer Band Wir sind Helden war sie eine der wenigen Frauen, die es in der Vergangenheit mal auf die ganz großen Festivalbühnen geschafft hat. Auf Twitter machte sie vor einiger Zeit aber darauf aufmerksam, dass sie etwa bei Rock am Ring im Jahr 2005 nur deshalb als Headliner auf der Bühne stand, weil Limp Bizkit abgesagt hatten.

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Die Festivalmacher äußern sich zum Thema nur selten. FKP Scorpio, der Veranstalter des Southside war für entsprechende Nachfragen nicht zu erreichen. Die Veranstalter von Rock am Ring und Rock im Park erklärten vor einem Jahr über die sozialen Netzwerke, in der gesamten Musikbranche gebe es deutlich mehr Akteure als Akteurinnen. „Das ist schade und muss sich ändern“, hieß es. Eine Frauenquote bei Festivals halte man aber nicht für die Lösung, das Problem beginne vor dem Booking und könne nicht alleine dadurch gelöst werden.

Southside Festival. 17. bis 19. Juni in Neuhausen ob Eck. Noch wenige Resttickets unter www.southside.de verfügbar