Hart am Gegenspieler: Felix Mayer (re.) vom HC Ludwigsburg gegen den Nürnberger Lukas Krüger Foto: Pressefoto Baumann

Der HC Ludwigsburg blickt mit zwei Aufstiegen auf eine bemerkenswerte Saison zurück. Nun geht es darum, die Erfolge zu bestätigen – die Voraussetzungen könnten schlechter sein.

Ludwigsburg - Sie wissen eigentlich gar nicht mehr, über was sie sich im Moment am meisten freuen sollen beim Hockeyclub Ludwigsburg (HCL) – schließlich ist das Jahr 2014 bislang überaus positiv verlaufen. Wenn Vorstand Helmut Schmidt auf die Anlage in der Fuchshofstraße im Osten von Ludwigsburg blickt, dann kann er seinen Stolz nicht verbergen. Vor ihm liegt ein nagelneuer zweiter Kunstrasenplatz, und dann erfolgte auch noch der Spatenstich für den Sportpark Ost, der durch die finanzielle Unterstützung der Stiftung von HCL-Mäzen Wolfgang Reisser möglich wurde. Hier wird neben dem HCL auch der Deutsche Alpenverein eine neue Heimat finden. Eine Kletterwand, eine Gymnastikhalle und ein Freibad sollen bis Herbst 2016 gebaut werden. „Wir wollen auch Angebote für die älteren Mitglieder anbieten, und auch für die Mütter unserer Nachwuchsspieler“, sagt Helmut Schmidt. Die Infrastruktur ist das eine. Der sportliche Erfolg das andere.

Auch hier hat der HCL Bemerkenswertes geleistet. Gleich zweimal ist die Herrenmannschaft von Trainer Daniel Weißer aufgestiegen, hat zweimal den lange Jahre dominierenden Lokalrivalen HC Stuttgarter Kickers geschlagen. In der Halle schaffte man nach 37 Jahren Abstinenz wieder den Sprung in die erste Liga, auf dem Feld klappte es mit dem Wiederaufstieg in die zweite Liga. Und wenn man sich auf dem Clubgelände umhört, dann fällt fast immer nur ein Name, der für das Erreichte steht: Daniel Weißer.

Vor einem Jahr war der 28-Jährige noch zuständig für den Nachwuchs. Dann aber stand Coach Stefan Tschierschwitz aus beruflichen Gründen nicht mehr zur Verfügung, und der Verein übertrug Weißer die Aufgabe. „Das war schon ein Risiko für den Club“, sagt Weißer. Was dann passierte, hat alle überrascht, denn die Mannschaft, die komplett aus dem eigenen Nachwuchs besteht, steckte ja eigentlich noch in einer Wachstumsphase. Doch unter Weißer ist das junge Team schnell erwachsen geworden. Nach einem guten Start haben sie sich von der Dynamik der Spiele und den meist 800 Fans in der Alleenhalle in Ludwigsburg tragen lassen. „Unter dem alten Coach haben wir taktisch viel gelernt, aber Weißer hat uns die Lockerheit gegeben, die man braucht, um Erfolg zu haben“, sagt Kapitän Severin Schmidt. Weißer legte aber auch Wert auf eine umfassende Videoanalyse und hat sein Team vor allem im Passspiel weitergebracht.

Profitiert hat der HCL in der Halle auch von der neuen Regel. Statt fünf Feldspieler standen nur noch vier auf dem Platz, plus Torhüter. Weniger Spieler heißt mehr Platz, mehr Tempo, mehr Tore. „Wir haben diese neue taktische Ausrichtung perfekt verinnerlicht“, sagte HCL-Präsident Hans-Joachim Schröter. Doch jetzt rudert der Verband schon wieder zurück und stellt wieder um. „Das ist schade für uns, aber wir waren noch nie so gut wie im Moment und werden Vollgas geben“, sagt Severin Schmidt. Das Team wird wohl im Kern zusammenbleiben. Die Ziele sind klar: In der Halle will man die Klasse halten und sich auf dem Feld langfristig in der zweiten Liga etablieren.

Der Aufwand in der Hallen-Bundesliga bleibt überschaubar, weil die Liga in die Bereiche Nord, Süd, Ost und West eingeteilt ist und sich damit die Reisestrecken für das Team von Daniel Weißer in Grenzen halten. Schwieriger wird es in der im September beginnenden Feldrunde, die mit einem Doppelspieltag in Berlin gegen Marienfelde und Charlottenburg beginnt. „Da würden wir uns schon mal mehr finanzielle Mittel wünschen, damit man auch mal nach Berlin fliegen kann“, sagt Daniel Weißer.

Das eigentliche Kunststück im Hockey besteht vor allem darin, dass sich die Spieler ständig zwischen Hallen- und Feldrunde bewegen. „Das sind praktisch zwei Sportarten“, sagt Lukas Schurig. Der ständige Wechsel ist nicht leicht. „Da dauert es schon immer zwei Wochen, bis man sich auf den neuen Belag und auf die andere Taktik eingestellt hat“, sagt Raphael Schmidt. Er ist der Bruder von Kapitän Severin. Hockey ist oft Familiensache. Bei den Schmidts ist Vater Helmut im Vorstand und Mutter Iris trainiert die Mädchen D. Sie sind alle gleichermaßen der Faszination Hockey erlegen. Und es stört sie auch nicht, dass ihr Sport nur am Rande und höchstens alle vier Jahre bei den Olympischen Spielen im öffentlichen Fokus steht. „Hockey macht nicht jeder und ist schon deshalb was Besonderes“, sagt Raphael Schmidt.