Martin Strobel: Nach starker WM ist der Balinger in der Bundesliga gefordert Foto: Baumann

Er hat eine klasse WM gespielt. Sein Stammplatz als Spielmacher der Handball-Nationalmannschaft ist unstrittig. An diesem Sonntag geht für Martin Strobel vom Bundesligisten HBW Balingen-Weilstetten mit der Partie beim HC Erlangen das Unternehmen Klassenverbleib weiter. Kein leichte Aufgabe.

Balingen - Natürlich hat Markus Gaugisch mit dem Bundestrainer telefoniert. „Dagur Sigurdsson weiß, dass wir am Sonntag spielen, trotzdem ist der Termin nicht optimal.“ Der Balinger Trainer spricht vom Allstar Game an diesem Freitag (20.15 Uhr/Sport 1) in Nürnberg: Die deutsche Nationalmannschaft trifft auf eine Bundesliga-Auswahl. Es geht um nichts.

„Comedy-Spiel“ nennt es Gaugisch. Dennoch sind Strobel (28) und auch Fabian Böhm (25), der zweite Balinger WM-Teilnehmer, dabei. Zwei Tage vor dem wichtigen Ligaspiel. Der HBW steht auf Platz 14 mit 17:23 Punkten. Aufsteiger Erlangen ist 17. mit 13:29 Punkten. Vier von 19 Mannschaften steigen am Ende ab. „Das wird für uns ein Kampf bis zum letzten Spieltag“, vermutet Gaugisch.

Der Balinger Chefcoach hofft auf Rückenwind durch die WM. „Wir gehen unsere Aufgaben mit breiter Brust an, die Nominierungen von Strobel und Böhm sind auch eine Belohnung für unsere Arbeit“, sagt Gaugisch. Dass der HBW dadurch die Rolle des Außenseiters los ist, glaubt er nicht: „In der Bundesliga gibt es ohnehin keine Geheimnisse. Da ist alles gläsern.“

Vor allem Martin Strobel kehrt mit viel Selbstvertrauen in den Ligaalltag zurück. Überhaupt taucht der Begriff Selbstvertrauen immer wieder auf, wenn es darum geht, die Leistungsexplosion des Mittelmanns zu erklären. „Selbstvertrauen ist bei mir der entscheidende Punkt“, sagt Strobel. „Nur wenn Martin selbstbewusst ist, spielt er kreativ und traut sich bestimmte Pässe“, ergänzt Gaugisch.

Genau dieser Glaube an seine eigene Stärke war beim Junioren-Europameister 2006 und -Vize-Weltmeister 2007 nach der vergangenen Saison wie weggeblasen. Am Ende seines ersten Jahres nach der Rückkehr vom TBV Lemgo (2008 bis 2013) stand mit dem HBW der sportliche Abstieg. „Ich wäre auch mit in die zweite Liga gegangen“, sagt Strobel. Warum? Um eine Etage tiefer neues Selbstvertrauen zu tanken.

Im Nachhinein ist Strobel heilfroh, dass die Balinger doch noch die Erstligalizenz bekommen haben. Als Zweitligaspieler wäre er bei der WM in Katar sicher nicht dabei gewesen. Zum anderen gelang ihm auch in der Bundesliga sein anvisierter persönlicher Neustart – und das eindrucksvoll. Woran das lag?

„Wir hatten einen guten Start, und neue Spieler wie Olivier Nyokas haben es auch mir einfacher gemacht“, sagt Strobel. Jetzt will er mit dem HBW seinen Lauf fortsetzen. Sein Vertrag geht bis 2016. Dass er bei einem Abstieg auch diesmal dem HBW treu bleiben würde, ist nach dieser WM kaum vorstellbar. Trainer Gaugisch sagt dazu nur s viel: „Keiner von uns will in die zweite Liga.“