Online wird vor Wucherpreisen und zweifelhafter Qualität von an der Haustür angebotenen Kartoffeln gewarnt. Foto: dpa/Arno Burgi

In Plattenhardt hat ein Unbekannter geklingelt und Kartoffeln angeboten. Ob das harmlos oder eine Masche ist, kann die Polizei nicht beurteilen. Berichte aus dem gesamten Bundesgebiet lassen allerdings einen Verdacht zu.

Plattenhardt - Vieles an der Begegnung ist irgendwie komisch. Um die Mittagszeit am vergangenen Dienstag klingelt bei Konstantinos Politis ein Mann Mitte 50, Anfang 60, und will Gemüse verkaufen, genauer gesagt Pfälzer Kartoffeln. „Der kam mir schon ein Stück weit entgegen im Hausflur“, berichtet der Hausbewohner.

2,99 Euro möchte der Mann pro Kilo – und am liebsten gleich Zehn- oder 20-Kilo-Säcke loswerden. Als Konstantinos Politis versucht, den Verkäufer abzuwimmeln, bleibt der zunächst hartnäckig und bietet zum Schluss noch Äpfel an. Später steigt er zu einer anderen Person in ein Auto und fährt davon.

Betrug mit Kartoffeln scheint gängig

Der Hausbewohner kauft nichts. Er fragt stattdessen die hiesige Facebook-Community. „Kommt das häufiger vor, dass Pfälzer Kartoffeln direkt per Haustürverkauf vertrieben werden?“, schreibt er, immerhin, das berichtet er später im Gespräch mit unserer Zeitung, lebe er noch nicht allzu lang in Plattenhardt. Mancher User vermutet rasch eine Betrugsmasche, eine Frau schreibt indes: „Ich habe dem Mann welche abgekauft. Mir kam nichts verdächtig vor.“

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Wer im Internet nach „Kartoffeln“ und „Haustür“ sucht, wird schnell fündig. In unzähligen Presseartikeln, Foren und Polizeimeldungen wird vor Wucherpreisen und zweifelhafter Qualität gewarnt. „Eine Kundin berichtete davon, für 20 Kilogramm Kartoffeln, 20 Kilogramm Äpfel, einige Orangen und „ein bisschen Kleinkram“ über 240 Euro bezahlt zu haben“, schreibt ein Obstproduzent aus der Nähe von Hanau online.

Mal geht es in den Berichten um Bargeld, mal um Bezahlungen mit einem mobilen EC-Gerät. Immer wurden die Kunden aber offenbar irgendwie überrumpelt oder anderweitig gelinkt. Selbst dass hinter den dubiosen Haustürgeschäften eigentlich Ausspähereien stecken könnten, wurde von der Polizei teils nicht ausgeschlossen.

Das sagt die Polizei

Was es mit dem Vorfall in Plattenhardt auf sich hat, ob er womöglich harmlos war, ist unklar. Auf den Fildern hatte es die Polizei bislang nicht mit irgendwelchen Kartoffel-Gaunereien zu tun. „Bei uns ist das absolut einmalig“, sagt der Sprecher Michael Schaal. Wenn man einer Frau bei Facebook glauben will, waren dieser oder ähnliche Händler indes schon mal da. „Mein Mann hat bei dem auch mal welche gekauft. Die waren vom Jahr davor und überteuert“, schreibt sie.

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Dass in Filderstadt Bauern ihre Waren direkt vertreiben, ist an sich nicht ungewöhnlich. Laut Wilhelm Bayha, der in Sielmingen einen Hof betreibt, fahren durchaus Kollegen mit Traktor, Anhänger und Glocke durch die Stadt und bieten ihre Produkte an. Dass dabei an Haustüren geklingelt wird, hält er nicht für grundsätzlich ausgeschlossen, „da spricht ja nichts dagegen“.

Bauern bieten Gemüse an

Dass im fraglichen Fall allerdings Pfälzer Kartoffeln angeboten wurden, „das passt natürlich nicht“, sagt er. Ähnlich sieht es Heike Alber von Gemüsetraktor Alber. Die Sielminger vertreiben ihre eigenen Kartoffeln ebenfalls direkt, „aber wir klingeln nicht bei Fremden“, betont sie. 2,99 Euro pro Kilo sei ein stattlicher Preis, und auch dass auf den Fildern Pfälzer Gemüse angeboten wird, hält sie zumindest für außergewöhnlich. „Wir haben hier zum Glück noch genug eigene Bauern.“