Dass viele Menschen ihre im Lockdown gekauften Tiere zurückgeben, ist im Tierheim Esslingen nicht der Fall. Damit die Vierbeiner auch bei ihren Besitzern bleiben, setzt das Tierheim auf eine gute Vermittlung.
Esslingen - Homeoffice, Kurzarbeit, wenige menschliche Kontakte – diese Umstände haben viele Menschen während des Lockdowns dazu bewegt, sich ein Haustier anzuschaffen. Bei der Tierschutzorganisation Tasso, die Europas größtes Haustierregister betreibt, wurden im Juni 2020 etwa 25 Prozent mehr Hunde registriert als im Jahr davor. Doch nun, knapp anderthalb Jahre später, berichten viele Tierheime von einem Rückgabeboom. Ein Trend, den das Esslinger Tierheim noch nicht zu spüren bekommt. Bis jetzt habe es keine Fälle gegeben, in der ein Tierbesitzer sein Haustier zurückgegeben habe, da er es wegen der Rückkehr zum Arbeitsplatz nicht mehr versorgen konnte, berichtet Horst Theilinger, der Leiter des Tierheims. Da sich allerdings noch viele Angestellte im Homeoffice befinden, schließt er nicht aus, dass sich das noch ändern kann. Fest steht, dass auch Theilinger und sein Team eine verstärkte Nachfrage nach Tieren während der Pandemie verzeichnen konnten. Hunde, Katzen und Kleintiere seien dabei sehr beliebt gewesen.
Umzug, Allergie und Trennung sind Gründe für eine Rückgabe
Die Gründe, warum Menschen ihre tierischen Freunde abgeben, sind unterschiedlich. Oft stehe ein Umzug bevor oder eine Allergie verhindere ein weiteres Zusammenleben mit dem Tier, sagt Theilinger. Manchmal bringen getrennte Paare ihr Tier zurück, dass sie sich zusammen gekauft haben. Oder der Besitzer sei zu alt, um sich noch um sein Tier kümmern zu können. Und es komme auch vor, dass die Person einfach überfordert sei, so Theilinger.
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Damit Rückgaben erst gar nicht zur Stande kommen, setzt das Tierheim auf eine gute Vermittlung. Gerade bei Hunden müssen Interessierte einige Termine absolvieren, bevor es zu einem Kauf kommen kann. Beim Gassigehen lernen potenzielle Käufer das zukünftige Familienmitglied besser kennen. Es besteht auch die Möglichkeit, einen ganzen Tag mit dem Hund zu verbringen. Anschließend besuchen Mitarbeiter des Tierheims die Interessenten zu Hause, erzählt Theilinger. Sechs Monate nach dem Kauf schauen die Tierexperten erneut bei den Besitzern vorbei.
Am besten den Hund mit auf die Arbeit nehmen
Welche Tipps gibt Theilinger Hundebesitzern, die sich einen Vierbeiner angeschafft haben und jetzt wieder zurück ins Geschäft müssen? Am besten sei es natürlich, wenn man die Möglichkeit habe, das Tier mit auf die Arbeit zu nehmen, sagt der Tierheimleiter. So würde dem Hund nicht langweilig werden. Diese Option sei außerdem am günstigen. Teuer wird es für die Tierbesitzer, wenn sie ihre Vierbeiner in eine Hundetagesstätte bringen. Außerdem sei eine solche Unterbringung auch nicht für jedes Tier geeignet, betont Theilinger. Ein verspielter Hund könne daran Gefallen finden, ein eher ängstlicher Zeitgenosse jedoch nicht.
Viel Auslauf ist wichtig
Mindestens dreimal am Tag sollte man mit seinem Hund spazieren gehen, sagt Theilinger. Wer dafür nicht die Zeit findet, der kann auf einen Gassiservice zurückgreifen. Doch auch hier gelte wie bei der Tagesstätte, dass das Tier der richtige Typ dafür sein muss, sagt Theilinger. Alles in einem sei ein Hund mit viel Arbeit verbunden. Anders sehe es da mit Deutschlands beliebtestem Haustier, der Katze, aus. Der Stubentiger sei weniger aufwendig und selbstständiger als ein Hund, sagt Theilinger. Bei Katzen, die in der Wohnung gehalten werden, sei es wichtig, dass diese zu zweit seien. So können sich die Samtpfoten miteinander beschäftigten, wenn das Herrchen oder Frauchen nicht zu Hause ist, erklärt Theilinger.
Illegaler Welpenhandel hat zugenommen
Was während Corona deutlich zugenommen hat ist der illegale Handel mit Hundewelpen. Hierbei werden Welpen, die meistens aus dem Ausland stammen und unter schlimmen Bedingungen gezüchtet worden sind, nach Deutschland gebracht und übers Internet zu günstigen Preisen verkauft. Die Tiere sind oft krank und werden ohne oder mit gefälschten Impfschutz an die künftigen Besitzer übergeben. Laut dem Deutschen Tierschutzbund wurden bis Mitte 2021 etwa 1300 Tiere, mehrheitlich Hundewelpen, aus dem illegalen Handel sichergestellt. Das sind mehr als doppelt so viele wie vergangenes Jahr.
Wie erkenne ich als Käufer, dass es sich um ein illegales Geschäft handelt? Wichtig sei es, den Züchter zu besuchen und sich die Unterbringung der Tiere anzuschauen, rät Theilinger. Würden die Verkäufer das verweigern und eine Übergabe des Tieres auf einem Parkplatz vorschlagen, sollte man alarmiert sein.
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