Seite an Seite mit Katze und Hund schlafen? Für die einen ein Traum, für die anderen ein Albtraum. Foto: dpa

Manche finden schon die Vorstellung abstoßend, andere fühlen sich wohl dabei: Wenn das Haustier im Bett schläft, sorgt das für Diskussionsstoff. Was sind die Voraussetzungen? Und wie bekommt man das Bett-verwöhnte Tier wieder ins Körbchen?

Stuttgart - Knuddeln, streicheln, kuscheln. Hunde und Katzen lieben Liebkosungen und Zärtlichkeitsbeweise. Am besten immer und überall. Doch wenn’s Nacht wird, gehören Haustiere ins Körbchen. Oder doch nicht? Fünf Gründe, warum Hund und Katze (nicht) in Ihrem Bett schlafen sollten:

1. Krankheiten

Contra: Haustiere übertragen Krankheiten

Zoonose hört sich ekelig an – ist es auch. Es handelt sich um Infektionskrankheiten, die von Tier zu Mensch und von Mensch zu Tier übertragen werden. Rund 200 derartige Krankheiten sind bekannt.

Wer einen Hund oder eine Katze hat, braucht sich zwar nicht vor Affenpocken, Ebola, Hanta-Virose oder Maul-und Klauenseuche ängstigen. Aber auch die geliebten Haustiere können bakterielle und virale Krankheiten wie Borreliose übertragen und Parasiten wie Flöhe, Würmer oder Zecken ins Haus schleppen. Katzen-Freigänger haben eine höhere Infektionsgefahr.

Wenn das Haustier in der Nähe des Gesichts schläft, können über die Atemwege Keime aufgenommen werden. Außerdem ist es ziemlich unappetitlich, wenn sie einem das Gesicht abschlecken.

Pro: Gegen Parasiten gibt es Mittel

Wer in Haustieren nur Krankheitsschleudern sieht, sollte sich besser aseptische Tierfilme anschauen, aber nicht mit Tieren unter einem Dach zusammenleben. Verantwortungsbewusste Tierhalter lassen ihren Hund und ihre Katze regelmäßig entwurmen.

Wer Angst vor Zecken und Flöhen hat, träufelt einfach ein Spot-on-Präparat in den Nacken des Tieres – und schon hat man Ruhe vor den Plagegeistern.

Gesundheitsfanatiker und Hyper-Ängstliche sollten sich kein Tier anschaffen. Am Besten sie verlassen das Haus erst gar nicht, weil es draußen vor Bakterien, Viren und Ungeziefer nur so wimmelt.

2. Hygiene

Contra: Tiere im Bett ist unhygienisch

Hunde lieben Gassi-Gehen, Katzen Freigang. Da sie auf ihren vier Pfoten überall reintappen, riechen und schnüffeln, tragen sie allerlei Unrat ins Haus. Tiere verlieren relativ viele Haare und bringen den Dreck von draußen mit ins Bett. Deshalb muss zum Beispiel die Bettwäsche öfters gewechselt werden – schon allein wegen der Kot-und Pipi-Reste im Fell.

Wenn Haustiere in die Jahre kommen, haben sie oft ihre Blase nicht mehr unter Kontrolle und nässen.

Pro: Putzen muss man immer

Man sollte seine Bequemlichkeit und Faulheit nicht auf die armen Haustiere schieben. Gegen schmutzige Pfoten helfen Duschvorleger vor der Katzenklappe und Handtücher an der Haustür.

Die Bettwäsche regelmäßig wechseln sollte man auch, wenn man keinen Hund und keine Katze hat.

Dasselbe gilt fürs Saugen und Staubwischen. Wer einen Putzfimmel hat, sollte sich kein Tier anschaffen und die Polstergarnitur im Wohnzimmer mit einer Folie vor Staub schützen.

Nachtruhe und Rangordnung

3. Nachtruhe

Contra: Tiere im Bett stören den Schlaf

Unter Umständen leidet Herrchens und Frauchens Schlafqualität. Ein Hund, der schnarcht, eine Katzen, die schwer atmet, Kitten, die nachts auf der Bettdecke auf Wanderschaft gehen, ein Welpe, der sich geräuschvoll von einer Seite zur anderen dreht – das kann Menschen mit leichtem Schlaf das Leben schwer machen.

Katzen und Hunde haben andere Schlafgewohnheiten als Menschen. Wenn sie immer wieder aufwachen und umherlaufen, stört das die Nachtruhe.

Pro: Menschen sind schlimmere Schlafstörer

Was ein tiefer, erholsamer Schlaf wert, weiß jeder, der Schlafprobleme hat. Deshalb ist dieses Argument das einzige, das wirklich zieht. Aber: Wer einen leichten Schlaf und ein nervöses Nervenkostüm hat, sollte besser in keiner Beziehung leben.

„Homo homini lupus“ – „Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf“ – sagt der englische Philosoph Thomas Hobbes. Niemand weiß das besser als derjenige, dessen Partner so laut schnarcht, dass die Wände wackeln. Aber deswegen setzt man ihn doch noch lange nicht vor die Schlafzimmertür.

4. Rangordnung

Contra: Störung der Rangordnung

Wenn der Hund in demselben Bett schläft, gibt es eventuell Rangprobleme. Dass Schlafen im Bett kann dazu führen, dass der Hund den Menschen nicht mehr als Rudelführer akzeptiert und seine Befehlen nicht mehr befolgt. Als Hundehalter muss man aber das Sagen haben.

Das gilt auch für Kinder, von denen der Hund später einmal Kommandos befolgen soll. Auch Aggressionen gegen andere Personen im Bett – etwa den Partner oder Liebschaften von Herrchen oder Frauchen – sind möglich. Schwierig wird es, wenn Hund oder Katze das halbe Bett für sich beansprucht und partout nicht zur Seite rücken will.

Pro: Stärkere Verbundenheit

Wer sich von seinem Haustier auf der Nase rumtanzen lässt, hat ein echtes Problem mit seiner Autorität. Das wird auch durch ein tierfreies Schlafzimmer nicht besser.

Wenn Hunde und Katzen ins Bett dürfen, kann das die Beziehung zwischen Tier und Mensch enorm fördern. Die gemeinsame Bettruhe stärkt die gemeinsame Freundschaft, schafft Wohlbefinden und beruhigt die Nerven.

Laut einer Studie des Zentrums für Schlafmedizin der Mayo Clinic in Scottsdale (US-Bundesstaat Arizona) fühlen sich Tierhalter, die ihre Lieblinge ins Bett lassen, entspannter und sicherer und schlafen besser. Von 150 Befragten gaben 56 an, ihre Haustiere im Bett schlafen zu lassen. Nur 20 Prozent sagten, dass sie nachts vom Tier geweckt würden. Fast jeder erklärte, dass die Haustiere in ihrem Ruhegemach ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit vermitteln.

Vermenschlichung und Fazit

5. Vermenschlichung

Contra: Tiere sind keine Kuscheltiere

Tiere müssen Tiere bleiben und gehören ins Körbchen. Allenfalls neben dem Bett kann man sie dulden. Es liegt weder in der Natur des Hundes oder der Katze im Bett zu schlafen noch Kleidung zu tragen. Tiere dürfen auch kein Kinder- oder Partnerersatz sein.

Der Psychologe Rainer Wohlfarth, Präsident der Europäischen Gesellschaft für tiergestützte Therapie, zieht klare Grenzen: „Wenn wir Tieren alle unsere menschlichen Denkmuster überstülpen – der Hund ist so, wie ich bin, und der tickt so, wie ich als Mensch ticke –, wird es zur übertriebenen Tierliebe.“

Im Kinderbett hätten Tiere generell nichts verloren, betont Lea Schmitz vom Deutschen Tierschutzbund. Die Verletzungsgefahr sei gerade für Kleinkinder zu groß. Im Kinderzimmer sollten die Tiere nur unter Aufsicht sein.

Bei Katzen hilft ein Gitterschutz, um zu verhindern, dass sie nachts ins Bett springen. Kleintiere wie Hamster oder Meerschweinchen gehören grundsätzlich nicht ins Bett – zu schnell sind die zierlichen Körper zerdrückt.

Pro: Kuscheln tut gut

Glaubt man diversen Umfragen ist das Teilen der Schlafstätte mit Hund oder Katze unter den Bundesbürgern weitverbreitet. Für jeden fünften, nach anderen Quellen sogar für jeden dritten Tierbesitzer ist das eine lieb gewonnene Gewohnheit.

Das Tier neben sich spendet Wärme und Nähe und genießt umgekehrt die kuschelige Wohligkeit an der Seite seines Menschen.

Wenn es in einer Beziehung wegen des Haustieres im Bett zu Eifersuchtsdramen kommt, sollte man nicht Hund oder Katze dafür verantwortlich machen. Vielleicht passen Herrchen und Frauchen einfach nicht zusammen.

Wie alles im Leben gibt es auch für Tierliebe feste Regeln und Grenzen. „Es hat nichts mit Vermenschlichung zu tun, wenn Tiere einen schönen Schlafplatz suchen“, sagt die Tier-Therapeutin Anette Bull. „Man muss sie ja nicht auf ein Kopfkissen betten und zudecken. Der Mensch bietet ihnen einen Schlafplatz in dem sozialen Gefüge an, in dem sie auch sonst leben.“ Die Tiere sollen selber entscheiden, wo sie schlafen möchten. Das Wichtigste: Immer die Tür einen Spalt offen lassen.

Fazit

Die Frage, ob ein Haustier mit ins Bett darf oder nicht, muss jeder für sich selbst beantworten. Jeder Mensch und jedes Tier hat ein unterschiedliches Bedürfnis nach Nähe und Distanz. Entscheidend ist, dass sich Mensch(en) und Tier(e) wohlfühlen und einander Freunde sind.

Es gebe keinen signifikanten Unterschied zwischen menschlichen Freunden und Tieren – den sogenannten Kumpan-Tieren –, sagt der Wiener Verhaltensbiologe Kurt Kotrschal. „Wenn die Beziehung okay ist, entfalten sie bei beiden dieselben positiven Wirkungen auf Psyche und Physiologie. Gelegentlich sogar noch bessere, etwa weil man sich bei menschlichen Freunden davor hütet, sich zu blamieren.“