Die Mieten folgen den Kaufpreisen, wenn auch mit Verzögerung. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Die genossenschaftliche Gäu Neckar Immobilien veröffentlicht aktuelle Zahlen zu den Kaufpreisen für Eigenheime. Die Nachfrage übersteigt das Angebot bei weitem. Interessenten orientieren sich immer weiter aufs Land hinaus .

Herrenberg - Die Kernbotschaft überrascht nicht: Die Immobilienpreise steigen weiterhin. Dies belegt eine ortsgenaue Erhebung der genossenschaftlichen Gesellschaft Gäu Neckar Immobilen. Einen Maßstab für die Preissteigerung in deren Geschäftsgebiet, das sich zwischen Herrenberg, Nagold (Kreis Calw) und Rottenburg (Kreis Tübingen) aufspannt, gibt die Durchschnittshöhe der Kredite. Im Jahr 2016 benötigten Immobilienkäufer noch 165 000 Euro zur Finanzierung ihres Eigenheims. Im vergangenen Jahr waren es bereits 185 000 Euro.

Ein Ende dieser Entwicklung ist nicht absehbar. „Wir spüren deutliche Wellen, die von Stuttgart ausgehen“, sagt Markus Speer, der Geschäftsführer der Gesellschaft. Nachdem die Preise erst in Sindelfingen und Böblingen deutlich angezogen hatten, zieht es Interessenten bei der Schnäppchensuche inzwischen weiter hinaus aufs Land.

Auch für die Zukunft sind steigende Preise zu erwarten

Gleich, ob in der Stadt Herrenberg oder in den Gemeinden Gärtringen, Gäufelden und Nufringen: In den Grafiken des Unternehmens zeigen die meisten Pfeile auch für die Zukunft nach oben. Dies schon allein, weil die Nachfrage das Angebot bei weitem übersteigt. Beispielsweise sei in Herrenberg „gerade kein einziges Grundstück im Angebot“, sagt Speer. Ungeachtet dessen „funktioniert der Markt bei uns noch, Mondpreise werden nicht bezahlt.“ Allerdings bedingt nicht nur der erhitzte Markt die Preiszuwächse. „Die Landesbauordnung und die Energieeinsparverordnung verteuern das Bauen“, sagt Speer. Fahrradparkplätze kosten Baugrund, und die Pflicht zum Energiesparen amortisiert sich erst nach Jahrzehnten. Hinzu kommt, dass die Baukosten am Bau steigen, weil die Auftragsbücher der Handwerker voll sind.

Die Nachfrage dürfte zumindest in naher Zukunft auch nicht sinken. Die Zinsen sind jüngst gestiegen, „aber im überschaubaren Maß“, wie Susanne Kessler sagt, die Leiterin der Abteilung für Baufinanzierungen. Im vergangenen Jahr waren die Mieten und die Raten für den Immobilienkauf in etwa gleich hoch. Inzwischen liegen die Kosten für einen Kredit leicht über denen für eine Mietwohnung. Im Gegenzug garantieren die Darlehensgeber ihre Zinssätze inzwischen bis zu 30 Jahre lang.

Die Mieten folgen den Kaufpreisen, wenn auch mit Verzögerung

Die Mieten folgen den Kaufpreisen, wenn auch mit Verzögerung. Prozentual gerechnet sind sie geringer gestiegen. Dennoch können Vermieter auch in den kleineren Gemeinden um die zehn Euro pro Quadratmeter verlangen. Begehrte Lagen in Herrenberg liegen noch einmal zwei Euro darüber. Beliebt sind – bei Käufern wie bei Mietern – vor allem die Kommunen mit S-Bahn-Station. Zumindest teilweise ist der Mangel selbst gemacht. „Es gibt genügend Vermieter, die ihre Wohnungen leer stehen lassen“, sagt Speer. Im Grundsatz könne also nur die Politik die Wohnungsnot mildern.

Auf den Gebrauchtmarkt ist das Eigenheim auch für Durchschnittsverdiener durchaus noch bezahlbar – jedenfalls statistisch. Günstige Wohnungen sind in den Gäu-Gemeinden bereits unter 1500 Euro pro Quadratmeter im Angebot. Allerdings bleibt der Zustand in den Tabellen des Unternehmens unberücksichtigt. „Da sind auch sanierungsbedürftige Objekte dabei“, sagt Speer. Insgesamt pendeln sich die Quadratmeterpreise knapp über der Marke von 2000 Euro ein. Für dieselbe Summe sind auch Häuser zu bekommen. Für Neubauten in Herrenberg sind Gebote von 4000 Euro pro Quadratmeter keine Seltenheit mehr. Unter 3000 Euro sind sie auch in kleineren Gemeinden nur noch im Ausnahmefall zu bekommen. Wohnungen sind in der Tendenz sogar teurer als Häuser. Trotz des ungebrochenen Aufwärtstrends rät Speer unverändert zum Kauf: „Die Anlage in gute Objekte ist nach wie vor richtig.“