Doro Moritz, Landeschefin der GEW, ist verärgert Foto: dpa

Die Landesregierung stellt kein Geld zur Qualifizierung der Pädagogen für andere Schularten bereit.

Stuttgart - Doro Moritz, die Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), war „schon lange nicht mehr so sauer“. Jetzt werde es wieder nichts mit der Qualifizierung von Hauptschullehrern und mit ihrem Aufstieg in die Gehaltsklasse der Lehrer an Gymnasien und Realschulen, sagte Moritz unserer Zeitung. Zumindest vorerst gucken die Pädagogen in die Röhre. 430 000 Euro sind für ein Qualifizierungsprogramm notwendig, das den Lehrern der aussterbenden Schulart die Tür in die Realschulen oder die Sonderschulen öffnen würde. Doch der Posten steht nicht im Nachtragsetat, der in der kommenden Woche im Landtag verhandelt wird.

 

Die Enttäuschung ist groß. Die Reaktionen reichen von „die Stimmung ist katastrophal“ bis „ich bin entsetzt“. Doro Moritz klagt, „Kretschmann hat’s versprochen, Stoch hat’s versprochen, Eisenmann hat’s versprochen“. Der Ministerpräsident hatte im März bei der Landesdelegiertenkonferenz der GEW Qualifizierungsmaßnahmen in Aussicht gestellt und erklärt, diese seien „selbstverständlich verbunden mit der Aufstiegsmöglichkeit nach A 13“. Bisher werden die Hauptschullehrer nach A 12 bezahlt. Damit hatte er sogar noch den damaligen Kultusminister Andreas Stoch (SPD) übertrumpft, der die frohe Kunde bei den Gewerkschaftern gerne selbst verbreitet hätte, aber erst nach dem Regierungschef auftrat. Auch die neue Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) hatte die Perspektiven für Haupt- und Werkrealschullehrer „ganz oben“ auf ihre Agenda gesetzt.

Die ersten Fortbildungen sollten im Frühjahr beginnen

Jetzt ist von Qualifizierung der Hauptschullehrer erst mal nicht die Rede. Dass der Etat nur für die Hochwasserhilfe und nicht finanzierte Stellen an Grundschulen und Gymnasien vorgesehen sein soll, überzeugt Moritz nicht. Ursprünglich sollten die ersten Fortbildungen im Frühjahr beginnen. Dann wurden die Lehrer auf September vertröstet. Ohne Nachtragshaushalt rücken die Fortbildungen in weite Ferne.

Die GEW-Vorsitzende glaubt inzwischen gar nichts mehr, auch nicht daran, dass Gelder für Weiterbildung und Aufstiegsmöglichkeiten in den nächsten Haushalt 2017/18 eingestellt werden. Inoffiziell ist in Regierungskreisen davon die Rede, das Gesamtprogramm könne sich inklusive höherer Besoldung auf 81 Millionen Euro belaufen. Laut GEW gibt es derzeit etwa 10 000 Hauptschullehrer.

Geharnischter Brief an die Verantwortlichen

In einem geharnischten Brief, der unserer Zeitung vorliegt, wendet sich Moritz nun an die rund 5000 Hauptschullehrer, die in der GEW organisiert sind. Ebenso schreibt sie an den Ministerpräsidenten, die Kultusministerin und Finanzministerin Edith Sitzmann (Grüne) sowie die bildungspolitischen Sprecher der Landtagsfraktionen.

„Jetzt reicht es“, klagt sie und erinnert daran, dass das Konzept für die Hauptschullehrer im Kultusministerium schon seit Sommer 2015 erarbeitet werde. „Wir lehnen diesen fortdauernden diskriminierenden Umgang mit den Hauptschullehrkräften ab“, wettert Moritz in dem Schreiben. „Es muss endlich damit Schluss sein, dass die Hauptschullehrkräfte die am schlechtesten bezahlten Lehrer in der Sekundarstufe 1 sind.“ Die Lehrer fordert sie auf, sich an ihre Wahlkreisabgeordneten zu wenden. Gleichzeitig bereite die GEW Protestmaßnahmen vor. „Es kann nicht sein“, schreibt Moritz, „dass die Perspektive der Hauptschullehrkräfte an 430 000 Euro scheitert.“ Nicht, nachdem die Landesregierung in dem Nachtragsetat insgesamt neun Millionen Euro für Bildung beschlossen habe.