Vier Schulen fürchten um ihre Sanierung, unter anderem das hier abgebildete Hegel-Gymnasium in Vaihingen. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Der Traum vom Schulcampus in Vaihingen scheint bis auf weiteres ausgeträumt. Im Haushaltsplanentwurf der Stadt sind keine Planungsmittel eingestellt. Dieses Schicksal teilen die Rektoren, Lehrer und Eltern mit einigen weiteren Schulen.

Stuttgart - In Stadtbezirk Vaihingen wollen vier Schularten zusammenwachsen und haben dazu ein halbes Jahr lang an einem Konzept gefeilt. „Mit erschrockenem Blick in den Haushaltsplanentwurf des OB und des Finanzbürgermeisters müssen wir feststellen, dass die von der Verwaltung angemeldeten 1,35 Millionen Euro nicht drin stehen. Das wirft uns außerordentlich zurück“, sagt Barbara Graf, Rektorin des Hegel-Gymnasiums. Zumindest die notwendigsten Sanierungen sollten mit dem Geld gemacht werden, das der Gemeinderat zur Verfügung gestellt hatte, insgesamt 2,2 Millionen Euro.

Die Planungen dauern seit 2009 an, als das Schulentwicklungskonzept der Stadt eine Campus-Lösung für Vaihingen favorisierte. Das erste Campus-Modell ist daran gescheitert, dass die Schulgemeinschaft der Robert-Koch-Realschule aus räumlichen Gründen keine Gemeinschaftsschule werden wollte. Die Pestalozzi-Schule, eine Grund- und Werkrealschule, zeigte Interesse, „war mit ihrem Antrag allerdings zu spät dran“, so Rektorin Sabine Nafe. Also mussten sich die Schulen neu ausrichten. „Aus Sicht der Eltern ist das jetzt ein Schlag ins Gesicht“, sagt die Elternbeiratsvorsitzende des Hegel-Gymnasiums, Gabriele Raff.

Die Planungsmittel könnten die Schulen für ein gemeinsam zu nutzendes Haus auf dem Campus brauchen. Das pädagogische Konzept sieht eine stärkere individuelle Förderung vor, mehr Angebote über die Schulartgrenzen hinweg, eine stärkere Projektorientierung, ein gemeinsames Lernatelier für Ganztagsklassen, ein gemeinsames Beratungszentrum sowie Musik- und Theaterprojekte für Schüler aller vier Schularten. Inklusion ist bereits die Regel: Die Robert-Koch-Realschule hat sieben Inklusionsschüler, die Pestalozzi-Schule rund 16. Was die Durchlässigkeit der Schularten angeht, sieht Rektorin Sabine Nafe durchaus die Möglichkeit, die Werkreal-Klassen 5 und 6 für den Förderunterricht zusammenzufassen.

Rektor Klaus Hubrich von der Verbundschule Rohr (Schule für Erziehungshilfe) hat eine Vision: „Toll begabte Schüler außerhalb des Unterrichts von Schülern, von Studenten oder Mitarbeitern ortsansässiger Firmen wie Lapp zu fördern. Es kann keine Schule mehr für sich allein agieren.“

Nur gemeinsam genutzte Räume sind nicht das Ziel

„Bei uns liegt bisher kein Konzept vor, die Grundvoraussetzung für einen Haushaltsantrag ist deshalb nicht gegeben“, sagt Schulbürgermeisterin Susanne Eisenmann. Sollte jetzt ein Konzept vorliegen, könne es im Schulbeirat vorgestellt werden; dann aber sei es Sache des Gemeinderats, die geforderten Planungsmittel bereitzustellen.

Die Grundsatzkritik Eisenmanns: „Bei einem Campus-Modell geht es nicht darum, Räume gemeinsam zu nutzen.“ Ihr habe bisher ein pädagogisches Konzept gefehlt, und ihr Vorschlag, die Klassen 5 und 6 der Realschule und des Gymnasiums schulartübergreifend zu unterrichten, sei abgelehnt worden. Nun kommt es auf das Urteil der Schulverwaltung an, wenn sich die Beteiligten in der kommenden Woche treffen.

Nach wie vor habe die Robert-Koch-Realschule „für das Modell Gemeinschaftsschule keinen Bedarf“, sagt Hans-Jürgen Fuchs von der Robert-Koch-Realschule. Und schulübergreifender Unterricht sei wegen der umfangreichen Stundenpläne „organisatorisch nicht machbar“, sagt Barbara Graf. Insgesamt 2100 Schüler besuchen die vier Schulen in Vaihingen. Sollte es jetzt nicht vorwärts gehen, tritt bis zum Jahr 2018 eine Zwangspause auf dem Campus ein.

Auch die Planungsmittel fürs Eberhard-Ludwig-Gymnasium und fürs Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium sind nicht im Haushaltsentwurf. „Da haben wir noch Gesprächsbedarf mit dem Gemeinderat“, sagt Susanne Eisenmann. Aber insgesamt hätten es Investitionen in Höhe von 70 bis 80 Millionen Euro in die Grüne Liste geschafft. „Im Hinblick auf die Gesamtmaßnahmen können wir es uns nicht leisten, die teuersten und besten Varianten zu wählen.“