Flaschen-Sammelbehälter könnte es bald in Leinfelden-Echterdingen geben. Foto: dpa/David Ebener

Für was soll die Stadt Leinfelden-Echterdingen in den kommenden Jahren wie viel Geld ausgeben? Auf diese Frage versuchen Kommunalpolitiker und die Verwaltungsspitze derzeit Antworten zu finden. Ein kleiner Einblick in die Themenvielfalt.

Leinfelden-Echterdingen - Ein dickes Hausaufgabenpaket hatten die Fraktionen der Verwaltung mit ihren Haushaltsanträgen für den Etat 2022 aufgegeben. Nur ein Bruchteil wird gleich bearbeitet werden können. Erste Zusagen hat die Verwaltung im Technischen Ausschuss dennoch gegeben. Ein kleiner, nicht vollständiger Einblick in die Themen Wohnen, Wirtschaft und Umwelt.

Neue Wohnformen braucht die Stadt

Der Stadt Leinfelden-Echterdingen fehlt es an bezahlbaren Wohnungen. Diese wird die Stadt möglicherweise auch auf dem städtischen Grundstück am Aicher Weg/Layhweg/Friedrich-List-Straße schaffen, wie dies die CDU-Fraktion beantragt hat. Das Echterdinger Areal soll zumindest in eine Machbarkeitsstudie aufgenommen werden. Günstige Wohnungen – beispielsweise für Alleinerziehende – könnten auch in Oberaichen im ehemaligen Gasthaus Bahnhöfle entstehen. Oberbürgermeister Roland Klenk sagte, dass man 2022 da voranzukommen wolle. Und reagierte auf Anträge der SPD und der CDU.

Die L. E. Bürger/DiB hatten derweil beantragt, aktiv nach Flächen zu suchen, um dort neue Wohnformen und -projekte wie Mehrgenerationenhäuser umzusetzen. Die Verwaltung kann sich solche Häuser in den geplanten Neubaugebieten Goldäcker und Bergäcker vorstellen, aber auch an der Waldhornstraße und der Hauptstraße. Grund und Boden für temporäre Projekte wie Tiny Houses, also Mini-Häuser, zur Verfügung zu stellen – das wünschen sich die Christdemokraten, die Grünen und die Sozialdemokraten. Klenk versprach, dass man sich mit dem Thema intern befassen wolle.

Wo Zukunftsorte entstehen könnten

Ein Zukunftsort für Arbeiten und Wohnen in den Rötlesäckern – jenem Gebiet, das in Unteraichen westlich der Maybachstraße liegt – zu schaffen, regten die Christdemokraten an. Oberbürgermeister Roland Klenk stellt sich dort schon lange eine Art Modell-Gewerbegebiet vor: Wohnen, Arbeiten, Verkehr und Energiegewinnung auf einem Campus. Während die Linken dieses Gebiet vor allem für sozialen Wohnungsbau nutzen wollen.

Würde dort gar Porsche oder auch Daimler eine Brennstoffzellenfabrik ansiedeln? Dies wollten die Freien Wähler/FDP wissen. Die Grünen sehen hierfür keine Erfolgsaussichten, denn solche Dinge würden eher auf der grünen Wiese verwirklicht. Die Ökopartei sieht angesichts dessen, dass viele Leute mittlerweile im Homeoffice arbeiten, auch nicht die Notwenigkeit, noch mehr Büroräume zu schaffen, die dann leer stehen. Worauf Klenk entgegnete, dass Start-ups oder Unternehmen der Bioökonomie neue technische Anforderungen hätten, für die es Flächen zu entwickeln gelte. Was realistisch ist, soll zunächst das Fraunhofer Institut beantworten. Es entwickelt für das Gebiet eine Leitvision.

Auch auf dem Renault-Gelände in Echterdingen könnten sich langfristig wieder Firmen ansiedeln. Interessenten gibt es dafür, hieß es auf Anfrage der CDU, die auch eine Konzeption für eine interkommunale Denkfabrik beantragt hat und hier auf eine Zusammenarbeit mit umliegenden Kommunen hofft. Zu dieser Idee will die Stabsstelle für Wirtschaftsförderung im kommenden Jahr zumindest berichten. Die Sozialdemokraten regten derweil an, zunächst zu schauen, welche Flächen für die Nahrungsmittelproduktion besonders wichtig sind und diese dann nicht zu bebauen. Laut Klenk spielt allerdings die Bodenqualität bereits jetzt eine große Rolle im Rahmen der Bauleitplanung.

Wie die Kommune sauberer wird

Die L. E. Bürger/DiB, die Grünen und die Freien Wähler/FDP sind der Meinung, dass die Stadt mehr Mülleimer aufstellen muss – darunter auch besondere Sammelbehälter für Pizzakartons, Pfandflaschen und Plastikflaschen. Es fehle auch an Aschenbechern, zu viele Kippen werden im Stadtgebiet noch am Boden ausgedrückt. Die Gastronomie solle Mehrweg- als Alternative zu Einwegverpackungen für Essen und Trinken anbieten. Ähnliches hatte die CDU-Fraktion bereits 2019 gefordert.

Oberbürgermeister Roland Klenk schlug vor, einen Versuch mit Flaschensammelsystemen zu wagen. Pizzakarton-Behälter seien dagegen bisher Sonderanfertigungen und noch nicht fester Bestandteil von Stadtmobiliar-Herstellern. Die Verwaltung will zudem dort, wo zusätzliche Mülleimer gebraucht werden, mehr aufstellen. In Sachen Mehrwegbehälter machte die Stadtverwaltung darauf aufmerksam, dass von 2023 an Caterer, Lieferdienste und Restaurants verpflichtet sind, ihre Speisen und Getränke auch in Mehrwegbehältern anzubieten. Für kleine Betriebe gibt es eine Ausnahme. Sie dürfen diese auch in von Kunden mitgebrachte Behälter abfüllen.

Neben dem Müll ist auch der Kot von Tauben ein Ärgernis im Stadtgebiet. Insbesondere an den S-Bahnhöfen gibt es seit Jahren dieses Problem. Die SPD-Fraktion fordert den Bau von mindestens zwei Taubenhäusern, um auf diese Art der Taubenplage Herr zu werden. Auch die Grünen machten sich für die Einrichtung eines Taubenschlages stark. Die Stadt solle diesen zur Verfügung stellen, Ehrenamtliche sollten sich um die Reinigung und den Austausch der Taubeneier kümmern, so deren Vorstellung. Seitens der Freien Wähler/FDP wird eine Übersicht eingefordert, wie andere Kommunen hier vorgehen. Die Verwaltung hatte bereits im vergangenen Jahr eine Vertreterin des Projektes Stadttauben Stuttgart für ein Gespräch in den Ausschuss eingeladen. Dieser Austausch musste allerdings wegen der Pandemie verschoben werden.