Dicke Rauchschwaden stiegen über dem Gebäude in den Himmel. Foto:  

Die von dem Feuer betroffenen Teile einer ehemaligen Gaststätte in Schorndorf sind einsturzgefährdet. Warum im Keller des Gebäudes Menschen übernachtet haben, ist unklar – ebenso, warum das Feuer ausgebrochen ist.

Schorndorf - Dichter Rauch hing am Dienstag über Schorndorf . Sogar in Winterbach und auf der Bundesstraße, die sich durchs Remstal schlängelt, war der Geruch noch wahrnehmbar. Seit etwa sechs Uhr kämpfte die Feuerwehr gegen den Brand eines Hauses in der Göppinger Straße an – gegen 8.45 Uhrwaren die Flammen unter Kontrolle.

Doch noch am Nachmittag stießen die Einsatzkräfte auf Glutnester. Feuerwehrleute hatten das Dach des Gebäudes aufgerissen und löschten von Drehleitern aus. Bäume, die den Löscharbeiten im Weg waren, wurden gefällt. Weil unklar war, wie sehr die Statik des alten Bauwerks unter dem Brand gelitten hatte, betrat zu diesem Zeitpunkt keine Einsatzkraft das Haus.

Das Feuer brach am Morgen im Keller des Gebäudes aus

Lu Yuan musste zusehen, wie seine Shaolin-Schule in Rauch aufging. Im Obergeschoss hatte der 33-Jährige eine Halle angemietet, wo er zwölf Jahre lang traditionelles Shaolin-Kung-Fu, Meditation und Chan-Buddhismus vermittelte. „Wie es jetzt weitergeht, weiß ich noch nicht“, sagte er. Ein Nachbar und die Polizei hätten ihn gleichzeitig vom Brand unterrichtet – Yuan kam gleich her. Doch gegen das Feuer war auch er natürlich machtlos.

Bei dem Gebäude handelt es sich um eine ehemalige Gaststätte. Unter Lu Yuans Kampfsport-Schule ist dort, in den Kellerräumen, auch ein deutsch-türkischer Kulturverein untergebracht. Irgendwo im Keller, sagte Patrick Bellon, der Pressesprecher der Schorndorfer Feuerwehr, sei das Feuer am Morgen ausgebrochen. „Als wir eintrafen, schlug das Feuer schon aus einem Lichtschacht, es hat überall rausgeraucht“, erzählte Bellon. Der Einsatzleiter der Feuerwehr habe zwei Menschen aus einem Lichtschacht retten müssen. Drei weitere hätten es selbst nach draußen geschafft. Alle fünf seien mit dem Verdacht auf Rauchvergiftung in ein Krankenhaus gekommen.

Das halbe Haus ist nach dem Brand einsturzgefährdet

In dem alten, dreistöckigen Gebäude breitete sich das Feuer rasch aus und erreichte schließlich den Dachstuhl – „trotz des massiven Löschangriffs“, wie Bellon sagt. Den Einsatzkräften sei es gelungen, eine Ausbreitung des Feuers auf etwa eine Hälfte des Dachstuhls zu begrenzen – doch auch die anderen Gebäudeteile, die von den Flammen nicht direkt betroffen waren, dürften durch Rauch und Flammen in Mitleidenschaft gezogen worden sein. Den direkt betroffenen Bereich stufte die Polizei als akut einsturzgefährdet ein. „Um den Brand vollständig löschen zu können, müssen Teile des Gebäudes abgerissen werden“, ließ der Schorndorfer Oberbürgermeister Matthias Klopfer über Facebook wissen. Wie hoch der Schaden ist, muss sich noch zeigen – ein Polizeisprecher geht von mehreren hunderttausend Euro aus.

Der Parkplatz eines nahen Supermarktes diente den Einsatzkräften derweil dazu, ihre Ausrüstung an- und abzulegen und sich von dem schweißtreibenden Einsatz zu erholen. Rund 100 Feuerwehrleute aus Schorndorf, Weinstadt, Fellbach und Backnang waren angerückt. Wegen der Rauchfahne, die der Wind über das Remstal verteilte, war in den Morgenstunden auch ein ABC-Messfahrzeug der Backnanger Feuerwehr im Einsatz, um die Luft auf Schadstoffe zu prüfen. „Die Ergebnisse werden gerade ausgewertet“, so der Feuerwehrsprecher Bellon gegen 10 Uhr.

Eine Gesundheitsgefahr durch den Rauch gebe es nicht, teilte der OB Klopfer mit. Doch vorsichtshalber forderten Feuerwehr und Polizei die Schorndorfer über Facebook und Twitter auf, die Fenster zumindest in der Innenstadt geschlossen zu halten. Der Brand sorgte auch für Verkehrsbehinderungen: Auf der Göppinger- und der Gmünder Straße gab es während des Großeinsatzes kein Durchkommen.

Ein ABC-Messwagen kontrolliert die Luft auf Schadstoffe

Offiziell befinden sich in dem Gebäude keine Wohnungen. Warum dort dennoch Menschen übernachteten und wie es zu dem Feuer kommen konnte, ist derzeit unklar. Die Kriminalpolizei hat routinemäßig mit der Suche nach möglichen Brandursachen begonnen. Auf eine absichtliche Brandstiftung, so ein Polizeisprecher, gebe es derzeit aber keine Hinweise. Die Arbeit der Brandermittler wird durch die Einsturzgefahr in dem Gebäude erschwert. Auch die Abbrucharbeiten dürften die Spurensuche schwierig machen.