Der Beruf des Hausarztes schein nicht attraktiv genug zu sein. Foto: dpa/Bernd Weißbrod

Angesichts von 278 Hausärzten im Kreis Esslingen sind die Hausärzte weiterhin rar. Die Landesregierung möchte die Tätigkeit als Landarzt wieder attraktiver machen.

Volle Wartezimmer, Behandlungstermine nur mit wochenlangem Vorlauf und Ärzte, die keine neuen Patienten annehmen können. Das Problem mit der hausärztlichen Versorgung im Landkreis Esslingen ist bekannt. Ein Blick auf die Statistik zeigt aber, dass die Hausarztsituation derzeit offenbar gar nicht so schlecht ist. Die Anzahl der Hausärzte ist den Daten zufolge in den vergangenen zehn Jahren sogar leicht angestiegen. Das könnte sich aber in den kommenden Jahren ändern.

Doch wie ist der Status quo? Das wollte auch der Kirchheimer Landtagsabgeordnete Andreas Kenner (SPD) wissen. Die Anzahl der Allgemeinmediziner ist laut einer Statistik der Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) seit 2013 von 259 auf 278 im vergangenen Jahr angestiegen, so die Antwort aus dem Gesundheitsministerium des Landes Baden-Württemberg.

In Fünf Jahren sind 35 Prozent der Hausärzte im Rentenalter

Ein Problem stellt dagegen die Altersstruktur im Hinblick auf die kommenden Jahre dar: Derzeit sind in Baden-Württemberg rund 19,5 Prozent der Hausärzte 65 Jahre oder älter. Eine Hochrechnung gibt an, dass 35 Prozent der Ärzte somit in fünf Jahren im rentenfähigen Alter wären. Außer Acht gelassen wird dabei, dass die Mehrzahl an Ärztinnen und Ärzten auch über das Renteneintrittsalter hinaus weiterhin tätig sind.

Der Landtagsabgeordneter Kenner sieht die Berechnungsgrundlage des Gesundheitsministeriums als nicht mehr zeitgemäß und übt Kritik: „Beispielwiese werden in der Erhebung nur Ärztinnen und Ärzte pro Kopf gezählt, jedoch nicht die geleistete Stundenzahl angegeben.“ Das bedeute, wenn ein Hausarzt zu 100 Prozent gearbeitet habe, werde dieser genauso gezählt wie einer, der nur zu 80 Prozent in der Praxis sei. Problematisch sieht er auch die Hausarztsituation in den kommenden Jahren in Bezug auf das zunehmende Alter der aktuellen Allgemeinmediziner. „Wenn man heute vom Hausarzt zum Facharzt geschickt wird, dann zeigen sich die wirklichen Versorgungslücken, da man beispielsweise bei einem drohenden Burn-out zu einem Psychotherapeuten verwiesen wird und dann häufig trotz akuter Problematik auf einen Termin warten muss“, sagt Andreas Kenner.

Hausärztliche Versorgung der Kommunen in der Region

Die Kommunen in der Region sehen der Zukunft der hausärztlichen Versorgung besorgt entgegen und sind aktuell unterschiedlich gut aufgestellt. So plant zum Beispiel die Gemeinde Hochdorf, vorerst keine weiteren Stellen für Hausärzte einzuplanen. „Wir sind nicht aktiv auf der Suche, aber natürlich nicht abgeneigt, wenn jemand als Hausarzt bei uns in der Gemeinde arbeiten möchte“, sagt der Bürgermeister von Hochdorf, Gerhard Kuttler. In Hochdorf gibt es genau eine Hausarztpraxis mit einem niedergelassenen Hausarzt, der aber weitere Ärzte anstellen dürfte. Aus diesem Grund sei die Ortschaft bislang zwar nicht optimal, aber angemessen versorgt. In Denkendorf ist die Situation laut dem Bürgermeister Ralf Barth dagegen eine andere: „Tatsächlich haben wir einen Bedarf an weiteren Hausärzten, da der Verlust einer Praxis vor wenigen Jahren bis heute nicht ausgeglichen werden konnte.“

Förderprogramm und Digitalisierung

Um die Bedarfslücken zu schließen und unterbesetzte Hausarztpraxen zu vermeiden, möchte die Landesregierung die hausärztliche Tätigkeit wieder attraktiver gestalten. Unter anderem durch das Förderprogramm „Landärzte“, bei dem das Land zwei Millionen Euro als Starthilfe für Ärztinnen und Ärzte im ländlichen Raum investiert.

Außerdem sollen telemedizinische Projekte wie „docdirekt“ die medizinische Versorgung in den Gemeinden unterstützen. Dabei handelt es sich um eine kostenlose Online-Sprechstunde, bei der man sich per Videogespräch über eine App oder Internetseite einwählen und behandeln lassen kann.