Professor Bernd Raffelhüschen bei seiner Rede in Stuttgart Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Zum 15. Mal veranstaltete Haus und Grund Stuttgart den „Tag des Eigentums“. Und dabei mischte ein Professor als Referent den vollbesetzten Hegelsaal im Kultur- und Kongresszentrum Liederhalle auf.

Stuttgart - Mit der 15. Auflage des „Tags des Eigentums“ hatte der Stuttgarter Verein für Haus- und Wohnungseigentümer genug Anlass zum Feiern. Schon angesichts des erneut vollen Hegelsaals der Liederhalle. Und mit aktuell 1100 Neumitgliedern allein in diesem Jahr steuert der 22 000 Mitglieder starke Verein laut dem Vorsitzenden Klaus Lang „auf eine neue Rekordmarke“ zu. Dies sei ein „außerordentlicher Zuwachs“, für den Haus und Grund vom Bundesverband nun zum „Verein Nummer Eins in Deutschland“ gekürt wurde. Zudem war es gelungen, den Finanz- und Volkswirtschaftler Professor. Dr. Bernd Raffelhüschen als Referenten zu gewinnen: „Seit 2009 hatten wir Sie auf dem Radar“, sagte Lang zu dem Mann von der Uni Freiburg, der auch den „Glücksatlas“ der Republik herausgibt und nun zum Thema „Immobilien und Glück“ sprechen sollte.

Kritik an der städtischen Wohnungspolitik

Zunächst aber griff Lang vehement die städtische Wohnungsbaupolitik an. „Die Zielvorgabe der Stadt, jährlich 1800 neue Wohnungen zu schaffen, ist viel zu niedrig. Mit einem Nettozuwachs von 1500 wird sie nicht einmal erreicht. Mit der Folge, dass sich die angespannte Lage am Stuttgarter Wohnungsmarkt verfestigt und weiter verschärft“, sagte Lang und fügte hinzu: „Trotzdem stellen sich Oberbürgermeister Fritz Kuhn und seine Grünen bis heute taub.“ Gleichwohl bestehe Hoffnung: „Die SPD ist ausgeschert, und auch die CDU öffnet sich für zusätzliche Wohnungen“. Es greife die Einsicht, „dass die notwendige Zahl nicht nur in den Bestandsgebieten realisiert werden kann, sondern dass auch behutsam neue Flächen erschlossen werden müssen“. Beharrlichkeit zahle sich aus: „Ich denke, wir können diesen Meinungsumschwung zu einem Gutteil auch unserer gebetsmühlenhaft wiederholten Argumentation gutschreiben“, sagte Lang.

Wie dem Mangel an Wohnungen beizukommen wäre, dazu hatte dann ein prominenter Praktiker das Wort: Johannes Schwörer, der mit seiner Firma führend auf dem Markt des Fertigbaus ist. „Nicht jammern, sondern schaffen“, empfahl er als Motto. Schwörer beschrieb an Beispielen, wie „vorhandene Flächen besser ausgenutzt“ werden können und wie das per Vorfertigung „schnell und effizient“ umsetzbar wäre: „1.5 Millionen zusätzliche Wohnungen wären allein möglich, wenn man die Dachgeschosse fürs Wohnen nutzen würde.“

Raffelhüschen hält vieles für „Gerede, Unfug, Blödsinn“

Dann kam der Auftritt von Raffelhüschen. Anderthalb Stunden wolle er reden, sagte er augenzwinkernd, was nicht als Drohung empfunden wurde, weil der Professor sofort in der unterhaltsamen Manier eines Eckart von Hirschhausen agierte. Wobei kein Stein auf dem anderen blieb: Drohende Überalterung der Gesellschaft? „Die Messe ist gelesen. Das kann man nachrechnen.“ Seine Datenbasis ist auch bei allen anderen Punkten: das Statistische Jahrbuch, aus dem er jeweils die Durchschnittswerte entnahm. Mietpreisexplosion, Immobilienblase, perspektivischer Zerfall der Preise, Niedrigzins? Alles „Gerede, Unfug, kompletter Blödsinn“. Die Statistik sage etwas anderes: „Es geht Auf und Ab, rauf und runter. Jetzt gerade geht es eben rauf.“ Klar sei aber: „Eigentum macht glücklich“, was heiße: „Mieter sind nicht so gut dran wie Eigentümer.“.

All das wollte Lang nicht so stehen lassen. „Durchschnitt schön und gut. Es ist aber wie mit dem, der mit einer Backe auf dem Kühlschrank und mit der anderen auf der heißen Herdplatte sitzt“, meinte er und betonte: „Der alleinerziehenden Frau mit 2000 Euro Einkommen ist damit nicht geholfen. Daran müssen wir als Eigentümer und Vermieter ebenfalls denken.“