Das Haus des Jugendrechts dehnt das Projekt „Respekt!“ aus. Foto:  

Das Haus des Jugendrechts hat erfolgreich ein Präventionsprojekt für jugendliche Ersttäter durchgeführt und möchte es auf ganz Stuttgart ausdehnen. Bei dem Projekt arbeiten Staatsanwaltschaft, Jugendamt und Polizei eng zusammen.

Bad Cannstatt - Das Haus des Jugendrechts hat erfolgreich ein Präventionsprojekt für jugendliche Ersttäter durchgeführt und möchte es auf ganz Stuttgart ausdehnen. Wie der Sprecher der Staatsanwaltschaft Stuttgart, Heiner Römhild, erklärt, hat die Staatsanwaltschaft Stuttgart und das Polizeipräsidium Stuttgart mit Sorge eine Zunahme von Straftaten von Jugendlichen zu Lasten von Polizeibeamten beobachtet. „Solche Delikte werden sehr ernst genommen und entsprechend konsequent verfolgt“, so Römhild.

So habe Jugendstaatsanwältin Christiane Frömel-Grüse überlegt, welche Möglichkeiten neben der Strafverfolgung dazu beitragen können, um solche Konfliktsituationen von Jugendlichen mit Polizeibeamten erst gar nicht entstehen zu lassen. So wurde der Erziehungsgedanke, der im Jugendstrafrecht im Vordergrund steht, berücksichtigt. Deshalb wurde gemeinsam mit dem Jugendamt im Haus des Jugendrechts das Projekt „Respekt!“ entwickelt. Es soll in einem mehrtägigen Programm die Polizeiarbeit verständlich und nachvollziehbar machen, wie Römhild beschreibt. Das Projekt habe positive Ergebnisse gebracht, wie eine Evaluation des Jugendamts bei den teilnehmenden Jugendlichen gezeigt habe. Einbezogen wurden dabei Jugendliche, die Ersttäter sind, die bisher noch nicht straffällig geworden sind. Sie seien durch einfache Beleidigungen aufgefallen oder durch Widerstand gegen die Polizei ohne vorsätzliche Körperverletzungsdelikte.

Rollenspiel zum Thema „Ruhestörung“

Es gab zwei Durchgänge. 22 Jugendliche waren eingeladen, 15 haben teilgenommen, so Römhild. Das Projekt bestand aus drei Terminen. Zuerst gab es ein Einzelgespräch im Jugendamt, einen Gruppentermin mit der Staatsanwaltschaft und der Polizei im Haus des Jugendrechts und ein Abschlussgespräch mit den Jugendlichen im Jugendamt. Dreh- und Angelpunkt war ein Rollenspiel zum Thema „Ruhestörung“, in dem die Jugendlichen einen Perspektivenwechsel erlebten. So stellten die Polizisten und Staatsanwälte eine Jugendgruppe dar. Die Jugendlichen waren die Polizisten, die die Gruppe zur Ruhe rufen mussten. „Dabei reflektierten sie ihre eigenen Taten.“ Plötzlich hatten sie die Verantwortung und haben nun erkannt, zu wie viel Prozent sie selbst Schuld waren und zu wie viel Prozent die Polizei. Im Anschluss an das Rollenspiel tauschten sich alle Parteien über das Erlebte aus. „Alle fanden es sehr gut“, resümiert Römhild. Auch das Jugendamt zog eine positive Bilanz.

Wolfgang Schlupp-Hauck, Sozialarbeiter des Jugendamts bei den ambulanten Maßnahmen der Jugendhilfe im Strafverfahren, verwies darauf, so Römhild, dass die Fragerunde den Jugendlichen die Möglichkeit biete, ihre Anliegen einzubringen. Wichtig bei der Durchführung des Projekts sei nach Ansicht von Andreas Ritter vom Polizeipräsidium im Haus des Jugendrechts, dass sowohl die Polizei in ihrem täglichen Handeln als auch die Jugendlichen Verständnis für die jeweils andere Seite entwickeln.

Teilnahme freiwillig

Die Teilnahme bei dem Projekt war freiwillig. Bei erfolgreichem Abschluss des Programms wird das Verfahren im Anschluss eingestellt, ansonsten wird Anklage gegen den Beschuldigten bei Gericht erhoben. Das Projekt wurde in zwei Durchgängen 2017 durchgeführt. Fast alle Teilnehmer haben das Projekt erfolgreich abgeschlossen. Es soll nun im ganzen Stadtgebiet ausgedehnt werden und ist kürzlich in die dritte Runde gegangen.