Das Architekturbüro Kauffmann Theilig und Partner ging 2019 als Sieger aus einem Wettbewerb rund um das Erscheinungsbild des Hauses der Jugend hervor. So könnte es auf dem ehemaligen Festplatz einmal aussehen. Foto: Kauffmann Theilig & Partner’

Seit mehr als 20 Jahren wartet man in Botnang auf das Haus der Jugend. Nun kommt es erneut zu Verzögerungen in der Planung. Die Stadtverwaltung braucht noch Monate, bis der kontaminierte Boden an der Beethovenstraße saniert ist. Doch die Zeit drängt. Wie lange das aktuelle Jugendhaus noch zur Verfügung steht, ist ungewiss.

Seit mehr als 20 Jahren soll ein neues Botnanger Jugendhaus gebaut werden. Doch immer wieder kommt das Projekt ins Stocken. Seit Frühjahr 2021 ist der Stadtverwaltung bewusst, dass der Boden des ehemaligen Festplatzes an der Beethovenstraße kontaminiert ist und so nicht bleiben kann. Unter anderem wurden Schwermetalle im Untergrund gefunden. Doch bis heute gibt es noch kein Konzept, das aufzeigt, wie und wann die Verunreinigungen entsorgt werden, geschweige denn wie viel das kosten wird. Klar ist nur: Der Bauherr, die Stuttgarter Jugendhaus Gesellschaft, möchte kein Risiko bei der Bodensanierung eingehen und hat mehrere Monate lang mit der Stadt über die Kostenübernahme verhandelt. Die Überlegung war zuletzt, den Bauherrn mit einer sogenannten Carte blanche auszustatten, also mit einer unbeschränkten Vollmacht, um die Bodensanierung durchführen zu können, ohne, dass sich die Jugendhaus Gesellschaft um die Höhe der anfallenden Kosten Gedanken machen müsste. „Die Stadtkämmerei hat dieses Vorgehen aber abgelehnt“, sagt Botnangs Bezirksvorsteherin Mina Smakaj. Und Martin Holch vom Amt für Stadtplanung und Wohnen ergänzt: „Wir brauchen erst einmal konkrete Zahlen.“ Und dann müssen die Stadträte erst noch darüber abstimmen, ob sie das Geld für die Maßnahme überhaupt bereit stellen.

Das bedeutet, dass nun zunächst das Amt für Stadtplanung und Wohnen zusammen mit dem Amt für Umweltschutz eine Beschlussvorlage für den Gemeinderat erstellen muss, in der es um die Planungsmittel für das zu erstellende Bodensanierungskonzept geht. „Wir hoffen, dass wir das noch in diesem Jahr hinbekommen“, sagt Holch.

Wie lange das aktuelle Jugendhaus noch nutzbar ist, ist unklar

Die Kosten sollen schließlich im Laufe des Jahres 2023 ermittelt sein. Diese Zahlen werden dann in eine zweite Vorlage für den Gemeinderat eingearbeitet. Denn auch die Finanzierung der Bodensanierung muss erst noch genehmigt werden. Wann es dann vor Ort losgehen kann, ist derzeit vonseiten der Stadtverwaltung noch nicht klar.

Diese weiteren, monatelangen Verzögerungen führen bei den Betroffenen nun dazu, sich über eine Interimslösung Gedanken zu machen. Das aktuelle Jugendhaus an der Franz-Schubert-Straße ist seit Jahren sanierungsbedürftig und „runtergekommen“, wie es Alberto Company, der Leiter des Kinder- und Jugendtreffs Botnang, formuliert. Wie lange das Gebäude noch genutzt werden kann – auch im Hinblick auf steigende Heizkosten – ist ungewiss. Zudem hat die Siedlungswerk GmbH im Jahr 2020 ein etwa 3700 Quadratmeter großes Grundstück in Botnang gekauft, auf dem auch das aktuelle Jugendhaus zu finden ist. „Allerdings bleibt das Grundstück mit allen Bestandsgebäuden bis mindestens zum Jahre 2023 unverändert“, heißt es erst einmal beim Siedlungswerk.

Auch wenn vieles beim Jugendhaus-Neubau-Projekt an der Beethovenstraße schief läuft, so gibt zumindest das mittlerweile fertige Artenschutzgutachten keinen weiteren Grund zur Sorge. Im Plangebiet für das Haus der Jugend wurden zwar seltene und gefährdete sowie besonders und streng geschützte Tierarten aus den Artengruppen Vögel, Fledermäuse und Reptilien nachgewiesen. Aber die Stadtverwaltung betont auch: „Der Artenschutz kann mit geeigneten Maßnahmen im Plangebiet vollständig bewältigt werden.“ Die Mauereidechse könne bei der Gestaltung der Freianlagen ausreichend und ohne zusätzliche Kosten zu verursachen, berücksichtigt werden. Für die Zwergfledermaus und für die Vogelarten könnten Nisthilfen installiert werden. Diese seien kostengünstig. „Die Kosten für den Artenschutz belaufen sich sicherlich unter 0,1 Prozent der Kosten für das neue Gebäude“, heißt es bei der Stadtverwaltung. Die Kosten für den Neubau lagen zuletzt bei rund 3,5 Millionen Euro.