Paula Lutum-Lenger, Direktorin des Hauses der Geschichte Foto: Lichtgut/Leif-H.Piechowski

Das Haus der Geschichte hat 2018 insgesamt 144 000 Besucher. Als die Museen ihre Bilanz für das Jahr 2018 vorlegten, verzeichnte das Museum 78 000 Gäste. Doch wie kam es zu diesem Unterschied?

Stuttgart - Für das Haus der Geschichte hatte die Entscheidung, für das Jahr 2018 erstmals die Besucherzahlen nicht mehr summa summarum für alle Ausstellungsorte, sondern für das Haupthaus separat auszuweisen, zum falschen Eindruck eines gravierenden Besucherrückgangs geführt: „Wir erreichen im zentralen Haus eine stabile Zahl von 78 000“, korrigiert Direktorin Paula Lutum-Lenger. Und insgesamt würden 140 000 Besucher in allen elf Ausstellungsorten registriert. Was eine Steigerung von 20 000 Besuchern bedeutet. Ein Erfolgsgarant ist die „Vertrauensfrage“: So heißt der Titel der Großen Landesausstellung, mit der das Haus seit dem 30. September den Anfang der Demokratie im Südwesten von 1918 bis 1924 thematisiert und darstellt. „Welche Aktualität und Brisanz diese Frage heute hat, konnten wir bei der Planung noch gar nicht einschätzen“, sagt Lutum-Lenger mit deutlichem Bezug zum Erstarken rechter und deutschnationaler Kräfte.Umso erfreulicher sei, dass diese Ausstellung seit September bis heute 22 000 Besucher angezogen hat. Darunter auffallend viele junge Menschen. „Wir haben als politisch-historisches Landesmuseum mit mittlerweile zehn Zweigstellen im ganzen Land einen besonderen Bildungsauftrag“, betont Lutum-Lenger. Ob und wie er erfüllt und gelingt, wird eben auch an Besucherzahlen gemessen.

Großes Interesse am Hotel Silber

Natürlich hänge die Resonanz immer vom Erfolg der Sonderausstellungen ab. Beispielsweise sei die bundesweit beachtete Schau über die RAF ein Publikumshit gewesen. Eine solche Bestätigung erfahren Lutum-Lenger und ihre Mitarbeiter derzeit auch mit dem Hotel Silber: Gerade erst am 3. Dezember eröffnet, hat der ehemalige Sitz der Gestapo und Ort des NS-Terrors immenses Interesse geweckt und bereits 16 000 Besucher angezogen, die eine Konfrontation mit Zeugnissen von Gewalt, Folter und Mord nicht scheuen. „Unsere Zweigstellen erstrecken sich bis in den Odenwald“, erklärt Lutum-Lenger und zählt unter anderen auf, was zu ihrem Aufgabenbereich gehört: Die Erinnerungsstätte im Alten Schloss für die Gebrüder Stauffenberg, der Hohenasperg als deutsches Gefängnis, die ehemalige Synagoge in Haigerloch mit Spuren zerstörten jüdischen Lebens oder beispielsweise das Museum zur Geschichte von Christen und Juden in Laupheim. Neben dem Hotel Silber sind jüngst zwei weitere Zweigstellen dazu gekommen: Die Reichsarbeitsdienst-Baracke, die 1943 in Schwäbisch-Hall-Hessental und und das Mahnmal zur Stuttgarter NS-Justiz im und vor dem Landgericht zum Gedenken an 423 Menschen, die von 1933 bis 1944 im Lichthof hingerichtet wurden. Immer neue Anreize als Motivation zum Besuch zu schaffen, ist für Lutum-Lenger unverzichtbar: „Wir werden ganze Kapitel in der Dauerausstellung neu gestalten und Geschichte mit neuen Exponaten lebendig werden lassen“, gibt sie einen Ausblick. Fest steht bereits auch das Thema der nächsten Landesausstellung mit dem Titel „Die Trilogie der Emotionen“. Gemeint sind damit Gier, Hass und Liebe, die auch den Lauf der Geschichte beeinflussen.