Hollywood – Sinnbild für die Filmindustrie in Los Angeles Foto: EPA

Eine Sonderausstellung über den jüdischen Schwaben Carl Laemmle, der vor 100 Jahren in Amerika den Mythos Hollywood bekannt und groß machte, ist der Höhepunkt im Jahresprogramm des Haus der Geschichte.

Stuttgart - Ein später Start hat auch was Gutes. Da könne man eine „lange Vorfreude auf den Blockbuster aufbauen“, meinte Museumsleiter Thomas Schnabel bei der Vorstellung des Jahresprogramms im Haus der Geschichte Baden-Württemberg. Tatsächlich wird die Sonderausstellung 2016 „Carl Laemmle presents“ über das Leben und Wirken des aus dem oberschwäbischen Laupheim stammenden Pioniers der US-Filmgeschichte erst am 9. Dezember ihren Auftakt haben. Diese Sonderschau soll dann bis Ende Juli 2017 laufen.

Aus einem zweiten Grund ist der späte Termin für den Jahreshöhepunkt vorteilhaft. „Dann wird die Arbeit an der Brandschutzanlage abgeschlossen sein“, hofft Schnabel. Zwischen April und September sollen die umfangreichen Renovierungen über die Bühne gehen. „Aber wir haben kein Fernsehturm-Syndrom“, sieht Schnabel sein Museum an der Konrad-Adenauer-Straße während der Bauarbeiten nicht einer Zwangsschließung unterzogen, wie es beim Stuttgarter Wahrzeichen lange der Fall war. Die räumlichen Einschränkungen im Bereich der Dauerausstellungen nutzt das Haus für einige Umgestaltungen. So wird aus „Grenz-Fall Frankreich“ nun das „Haus Europa“. Man wolle, so Ausstellungsleiterin Paula Lutum-Lenger, den Blick über den Tellerrand anheben und zeigen, welch vielschichtige Bedeutung Europa für das Leben der Menschen in Baden-Württemberg hatte und hat: blutiges Schlachtfeld oder friedlicher Begegnungsraum, völkerverbindende Vision oder Brüsseler Technokratie.

Den Horrorfilm und den Star-Kult begründet

Vom Laufburschen zum erfolgreichsten Filmproduzenten seiner Zeit – Carl Laemmles Leben könnte selber Inhalt eines Hollywood-Streifens sein. Als 17-Jähriger 1884 nach Amerika ausgewandert, hat der Schwabe mit jüdischen Wurzeln die US-Filmindustrie maßgeblich angeschoben. 1912 gründete Laemmle in Los Angeles die Universal Studios, produzierte mehrere Tausend Streifen, darunter mit „Dracula“ oder „Frankenstein“ die Urväter des Horrorfilms, und entwickelte systematisch den bis dahin unbekannten Star-Kult. Für die Verfilmung des Romans „Im Westen nichts Neues“ bekam er 1930 einen Oscar. Trotz seines Aufstiegs verlor Laemmle nie den Kontakt in die Heimat. „Ohne Übertreibung kann man sagen, dass Laemmle Hollywood erfunden und bekannt gemacht hat“, sagt Lutum-Lenger. Es wird anlässlich des 150. Geburtstags im Januar 2017 die weltweit erste umfassende Carl-Laemmle-Ausstellung. „Unsere enorm aufwendigen Recherchen laufen noch“, hofft die Ausstellungsleiterin im Dezember viele historische Dokumente und Requisiten aus der Traumfabrik Hollywood präsentieren zu können.