Das Haus ist derzeit vermummt und eingerüstet. Foto: Judith A. Sägesser

Das Haus Birkach ist zurzeit das Reich der Handwerker.Ein Besuch zwischen Gerüsten und Leitern

Birkach - Haus Birkach ist vermummt. Das evangelische Tagungszentrum ist rundherum eingerüstet, und sein Inneres ist eine einzige Baustelle. Was nichts abbekommen soll, ist eingehüllt, auf dem Boden liegen Kippen und Staub, aus den Decken baumeln Kabel. Irgendwo dudelt ein Radio, ein Bohrer hämmert sich durchs Mauerwerk. Auf den Treppen laufen Männer mit nackten Oberkörpern, überall liegt Werkzeug herum.

Mitten drin steht Volker Rendler-Bernhardt und schaut nach dem Rechten. Er kommt alle zehn Tage her und ist zufrieden mit dem Gang der Dinge. „Wir liegen im Plan“, sagt der Geschäftsführer des evangelischen Bildungszentrums im Haus und meint das sowohl zeitlich als auch finanziell.

Ein halbes Jahr ist es her, dass die Mitarbeiter aus dem Studienzentrum aus- und die Handwerker eingezogen sind. Für 16,5 Millionen Euro lässt die Evangelische Landeskirche Haus Birkach sanieren.

Das Haus will sich neu sortieren

Rendler-Bernhardt steht in seinem neuen Büro, das zurzeit nicht mehr ist als ein kahler Raum mit zwei Plastiksäcken im Eck. Bisher hat Rendler-Bernhardt oben in einem ehemaligen Gästezimmerchen gearbeitet. „Man konnte nebeneinander am Schreibtisch sitzen, als ob man Klavier spielt“, sagt er und lacht.

Dass er eine andere Arbeitsstätte bekommt, ist ein gutes Beispiel dafür, was die Sanierung auch bringen soll: Die Verantwortlichen wollen die Gelegenheit nutzen, um sich neu zu sortieren. „Anbauen dürfen wir nicht, und in den Keller wollen wir niemanden stecken“, sagt Rendler-Bernhardt.

Seit das Haus Birkach im Jahr 1979 eingeweiht worden ist, hat sich einiges verändert. In jüngerer Vergangenheit ist die Zahl der landeskirchlichen Einrichtungen, die in Haus Birkach residieren, gewachsen. Und mit ihnen das Raumproblem. Im Zuge der Sanierung sollen nun auch Schreibtische gerückt werden.

Der Denkmaltitel hat Tücken

Haus Birkach ist eine besondere Baustelle. Was daran liegt, dass es sich um ein Denkmal handelt. Der namhafte, mittlerweile verstorbene Architekt Günter Behnisch hat sich das Gebäude an der Grüninger Straße einst ausgedacht. Vor zwei Jahren hat das Land Haus Birkach zum Kulturdenkmal erklärt.

Der Titel hat seine Tücken. Eine Sanierung bringt zwar viel Neues, aber im Falle eines Denkmals kehrt zwangsläufig auch Altes wieder zurück. Die altmodischen Leuchter zum Beispiel, berichtet Rendler-Bernhardt, die müssen sie wieder aufhängen. Und über das Teppichmuster lässt sich nicht verhandeln. Der Schick der 70er Jahre, der Haus Birkach in den vergangenen Jahrzehnten gekleidet hat, soll auch nach der Renovierung sichtbar sein.

Im Damals wird das evangelische Tagungszentrum trotzdem nicht verweilen. Das Behnisch-Haus wird modern. Sind alle Kabel wieder verstaut, ist der Staub gesaugt, sind die Gerüste abgebaut und ist das normale Leben zurückgekehrt, dann wird es überall kabelloses Internet geben. In den Schulungsräumen wird eine einheitliche Technik installiert, das Dach wird isoliert, die Wände gedämmt, die Heizung erneuert und der Brandschutz verbessert.

Es sind eher die unsichtbaren Neuerungen

Es sind also eher die unsichtbaren Neuerungen, die Einzug halten. „Viele werden sich fragen: Wo sind denn die 16,5 Millionen Euro hin?“, sagt Rendler-Bernhardt. „Das werden wir dann erklären.“

Dass die Landeskirche die Sanierung bezahlt, stand nicht von Anfang an fest. Im Gegenteil, es gab heftige Debatten über die Zukunft des Tagungszentrums. Haus Birkach war ein Politikum innerhalb der Landeskirche. Es gab jene, die das Haus schließen wollten, um Geld zu sparen. Und es gab jene, die hartnäckig vorrechneten, dass das Tagungszentrum schwarze Zahlen schreibt.

Der Streit hätte wohl noch länger gedauert, hätten sich die Denkmalschützer nicht eingemischt. Zum Kulturdenkmal erklärt, kam ein Abriss nicht mehr in Frage – wobei das theoretisch möglich wäre.

Ein Handwerker schält mit einer Schaufel Fliesen von der Wand. Wenn die Kacheln auf den Boden fallen, klingt das wie bei einem Polterabend. Ein Stockwerk höher steht einer auf der Leiter und zupft an der Elektrik, an den Wänden hängen Grundrisse des Gebäudes mit handschriftlichen Notizen. Bis der Geist des Hauses wieder einzieht, wird es Winter werden.