Laut dem Bauherren Schutzbund lässt sich auch in schwierigen Zeiten durch cleveres Planen der Traum von den eigenen vier Wänden realisieren. Foto: IMAGO/Wolfilser

Wer clever plant, kann sich – trotz schwieriger Rahmenbedingungen – den Traum vom Eigenheim auch in Stuttgart erfüllen. Wir verraten wie.

Die jüngsten Ausschreibungen der Stadt Stuttgart zeigen einen prekären Trend: Die Zahl der bauwilligen Bürger hat rapide abgenommen und ist aktuell extrem gering. Mit ein Grund: Der Hausbau wird immer teurer. Denn nicht nur die Baukosten, auch die Bauzinsen sind gestiegen. Doch müssen deshalb die Pläne fürs Eigenheim in der Schublade verschwinden?

 

Mitnichten, so der Bauherren Schutzbund e.V. (BSB), der jährlich deutschlandweit rund 45 000 Verbraucherberatungen durchführt und mehr als 10 000 Bauvorhaben im Alt- und Neubau betreut. Denn auf einige Kostentreiber beim Bauen haben die Bauherren Einfluss. Hier die zehn besten Tipps auch für Stuttgarterinnen und Stuttgarter, die das Wagnis Bauen eingehen wollen.

1. Stuttgarter Hanglagen bedenken

Lage und Größe des Grundstücks beeinflussen den Preis. Doch auch die Beschaffenheit kann das Bauen teurer machen. Eine Hanglage verteuert beispielsweise die Gründung des Gebäudes um mindestens 15 Prozent. Und ist der Baugrund nicht tragfähig, können Kosten von mehr als 15 000 Euro für den Austausch und Entsorgung des alten Bodens anfallen. Auch ein hoher Grundwasserstand verteuert die Abdichtung des Kellers, denn unter Umständen ist sogar eine Drainage erforderlich.

Mit einem funktionalen und einfachen Bau lässt sich Geld sparen. Foto: IMAGO/Wolfgang Maria Weber

2. Platzbedarf fürs Wohnen exakt checken

Mit jedem Quadratmeter, den man nicht baut, kann man mindestens 1000 Euro einsparen. Deshalb ist die erste Frage, die sich Bauherren stellen sollten, welchen Platzbedarf sie wirklich haben. Bei einem guten Grundriss reichen 130 Quadratmeter für vier Personen aus und sind auch später, nach Auszug der Kinder, für zwei Personen gut bewohnbar.

Es macht auch wenig Sinn, ein Gästezimmer samt Bad und WC vorzuhalten, das nur zweimal im Jahr von Freunden oder an Weihnachten von Oma und Opa genutzt wird. Großzügige Dielen, Treppenaufgänge und Flure verschleißen ebenfalls unnötig Fläche. Mit einem einfachen, funktionalen Grundriss lassen sich locker mindestens 20 000 Euro einsparen.

3. Gebäudeextras sind Preistreiber

 Doppel- und Reihenhäuser sind grundsätzlich preiswerter als ein freistehendes Gebäude. Generell am günstigsten ist ein Haus mit vier geradlinigen Wänden und einem Satteldach. Extras wie Erker, Wintergarten und ein Walm- oder Zeltdach mit Gauben sind natürlich hübsch, aber teuer und später energetisch aufwendiger. Auch der Balkon an einem Einfamilienhaus mit Garten ist eher überflüssig und wird meist bestenfalls für den Wäscheständer benutzt. Alle derartigen Extras schlagen schnell mit 20 000 Euro oder mehr zu Buche.

4. Keller oftmals überflüssig

Ein beheizter Keller kostet mindestens 700 Euro, ein unbeheizter immer noch 200 Euro je Quadratmeter und mehr. Zwar fallen immer Baukosten für die Gründung und Bodenplatte des Hauses an. Dennoch sollten Bauherren kritisch hinterfragen, ob sie wirklich einen Keller benötigen oder hier zwischen 10 000 und 20 000 Euro einsparen können. Ein kleiner Hauswirtschaftsraum bietet Stauraum für Waschmaschine, Gefrierschrank und Speisekammer.

5. Fenster gut planen

Bei einem guten Grundriss sind weniger Fenster für eine gute Belichtung nötig. Je höher die Oberkante der Fenster, desto weiter fällt das Licht in den Raum hinein. Das spart, denn je nach Qualität kostet der Quadratmeter Fenster mit Rahmen zwischen 200 und 600 Euro. Bei der Abmessung der Fenster sollte man zudem auf Standardmaße zurückgreifen, das spart zusätzliches Geld.

6. Wärmeversorgung mit Weitsicht

Bei der Heizung darf man nicht am falschen Ende sparen. Hier sind die Betriebskosten der nächsten 20 Jahre zu berücksichtigen. Im Neubau kommt heutzutage mehrheitlich eine Wärmepumpe als Heizung zum Einsatz. Eine Luft-Luft-Wärmepumpe ist in der Anschaffung am günstigsten, eine Wasser-Wasser-Wärmepumpe mit Tiefenbohrung ist die teuerste Variante.

Die Wärmepumpe erspart zudem einen Schornstein, allerdings ist dann das Nachrüsten eines Kaminofens schwieriger. Für die Wärmeverteilung ist die klassische Fußbodenheizung am günstigsten, Wandheizung oder Niedertemperaturheizkörper sind teurer und schränken Stellflächen ein.

7. Auf Komfortausstattung verzichten

Hier gilt – einfach und langlebig. Unterputzarmaturen im Bad sind modern und sehen gut aus. Sind sie defekt, müssen die Fliesen von der Wand. Eine geflieste bodengleiche Dusche setzt eine perfekte Abdichtung des Bades unter den Fliesen voraus. Eine niedrige Duschtasse ist einfacher und schneller zu installieren, weniger fehleranfällig und damit um bis zu 1000 Euro günstiger.

8. Außenanlagen: Geduld zahlt sich aus

Muss es eine massive Garage sein oder reicht ein Carport oder gar nur ein Stellplatz? Sollen Terrasse und Wege mit Betonsteinen einfach gepflastert oder mit teuren Natursteinen verlegt werden? Hat man Geduld und sät den Rasen selbst aus oder soll es schnell mit Rollrasen grün werden?nGibt man den Pflanzen Zeit zum Wachsen oder soll die Hecke sofort auf zwei Meter Höhe dicht sein? Reicht ein Maschendrahtzaun oder soll es eine Mauer zum Nachbarn werden? Hier sammeln sich viele kleinere Posten, bei denen man am Ende bis zu 10 000 Euro und mehr einsparen kann.

Durch Eigenleistung können Bauwillige bis zu 15 000 Euro sparen. Foto: dpa

9. Selber mit anpacken spart Geld

Grundsätzlich machen Eigenleistungen dort Sinn, wo der Lohnanteil hoch und der Materialanteil gering ist. Denn das Material bekommt der Handwerker über seinen Großmarkt oft günstiger als der Baumarktkunde. Zudem ist es sinnvoll, Eigenleistungen erst am Ende des Bauablaufes einzuplanen, beispielsweise für Malerarbeiten und Laminatverlegen.

Wird ein Gewerk mitten im Bauablauf übernommen, muss mängelfrei bei Einhaltung des Zeitplanes abgeliefert werden. Andernfalls werden sich nachfolgende Handwerker bei Problemen auf die schlechte Vorarbeit beziehen. Eigenleistungen sind außerdem beim Einrichten und beim Anlegen der Außenanlagen möglich. Dadurch kann die Bauherrschaft – je nach Umfang – 15000 Euro und mehr einsparen.

10. Förderprogramme – auch von der Stadt Stuttgart – nutzen

Für den Bau eines energieoptimierten Neubaus und für die energetische Modernisierung eines Altbaus gibt es bei Bund, Ländern und Kommunen sowie weiteren Stellen Förderprogramme. Die KfW-Bank bietet dabei die größte Vielzahl an Förderangeboten. Weitere Fördermittel stellt der Bund über die Bundesanstalt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA ) bereit.

Hinzu kommen Mittel der einzelnen Bundesländer: Über das eigens eingerichtete Informationsportal des Bundeswirtschaftsministeriums (www.foerderdatenbank.de) erhält man einen Überblick über alle bundes- und landesspezifischen Programme.

Der Stuttgarter Gemeinderat hat 2020 beschlossen, die beiden bisherigen städtischen Eigentumsförderprogramme – Familienbauprogramm und Preiswertes Wohneigentum zum neuen Stuttgarter Eigentumsprogramm zusammen zu fassen. Infos dazu finden sich auf der Homepage der Stadt Stuttgart.